Regensburg
Interkulturelle Kompetenz

Projekt Women Together stärkt geflüchtete Frauen in Regensburg

24.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:07 Uhr
Frauen helfen sich bei ihrer Selbstentfaltung im Projekt Women Together. Koordinatorin Christiane Schraml (3. v. l.) unterstützt. −Foto: Lechl

Regensburg - Abends ist im EJSA-Familienzentrum in Regensburg normalerweise nicht mehr viel los.

Im ganzen Gebäude ist es dunkel und still - bis auf einen Raum. Hier brennt Licht, man hört Frauenstimmen und ab und zu ein Lachen.

Einmal in der Woche sitzen hier geflüchtete Frauen im Kreis und führen Gespräche. Sie bilden die Gruppe Women Together, ein neues Projekt des Vereins Campus Asyl. Das Projekt ist Mitte November 2019 gestartet und wird für drei Jahre vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert. Hauptzielgruppe sind geflüchtete Frauen mit Bleibeperspektive. Die Kurssprache ist Deutsch. Da viele Frauen Kinder haben, wird parallel eine Kinderbetreuung angeboten. In den insgesamt sieben Kursen in drei Jahren will das neue Projekt einen sogenannten Safe Space schaffen: einen Ort, an dem sich die Frauen so ausdrücken und ausleben können, wie sie sind.

Zusammen mit Projektkoordinatorin Christiane Schraml wollen die Teilnehmerinnen durch interkulturelle Kompetenzkurse ihre persönlichen Stärken weiterentwickeln und sich vernetzen. Schraml hat dafür intensiv gearbeitet und an unterschiedlichen Orten zahlreiche Gespräche mit vielen verschiedenen Frauen gesucht.

Eine davon ist Rafel. Sie kommt aus dem Irak und ist seit vier Jahren in Deutschland. Sie ist aus ihrer Heimatstadt Bagdad über die Türkei mit dem Flugzeug nach Deutschland geflohen, denn ihre Familie ist christlich und das Christentum ist im Irak eine verfolgte Minderheit. "Ich fühle mich, als wäre ich 49 Jahre alt und nicht 29, mit dem, was ich erlebt habe", erzählt Rafel. Doch sie habe ihren Platz hier gefunden. Im Irak hat Rafel Informatik studiert. Sie hat dort aus verschiedenen Gründen aber nicht als Informatikerin arbeiten dürfen und war daher Kosmetikerin.

In Regensburg macht sie im zweiten Lehrjahr bei der Diözese eine Ausbildung zur Fachinformatikerin. Rafel betont, es gäbe schlimmere Geschichten als die ihre und sie kenne viele Frauen, die zu Fuß oder mit dem Schiff geflüchtet sind. Genau deshalb will Rafel anderen Frauen helfen und bereitet mit Schraml und zwei weiteren Teilnehmerinnen von Women Together den ersten Kurs "Frauen und Empowerment" vor.

Die Gruppe ist eine bunte Mischung aus Frauen verschiedenen Alters, unterschiedlicher Ausbildung und Herkunft. Sie kommen zum Beispiel aus Syrien, dem Irak, Eritrea, Äthiopien oder Somalia. Der Orient sei eine sehr männliche Gesellschaft. Für die Frauen ist deshalb der Safe Space sehr wichtig; sie wollen sich entfalten und gemeinsam stärker werden. "Miteinander zu sein, macht was Großes aus. Ich habe keine Angst mehr, wir trauen uns, unsere Gedanken auszusprechen, das Gesagte bleibt immer unter uns", erklärt Rafel zum Safe Space.

Schraml ist es sehr wichtig, die vielfältigen Ressourcen der Frauen zu nutzen, daher gestaltet sich das Projekt partizipativ. Demnächst wird es einen Selbstverteidigungskurs geben und die Frauen haben bereits ganz viele Ideen für Themen sowie Ausflüge.

Für jedes Thema nimmt sich Schraml so viel Zeit, wie gebraucht wird. Das ist bei manchen Treffen mehr und bei anderen weniger. "Wir starten bei Bedürfnissen und Erwartungen", erklärt Schraml. Letztendlich geht es auch darum, Freundinnen zu finden, und das, so Rafel, ist auf jeden Fall bereits geschehen.

DK