Intelligente Stromzähler - Was sie leisten, was sie nutzen

10.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:36 Uhr

Seit Anfang des Jahres sind intelligente Stromzähler in Neubauten und totalsanierten Altbauten Pflicht. Mit ihrer Hilfe sollen Verbraucher bis zu zehn Prozent Strom sparen. Doch bisher geht die Rechnung nicht auf.

Der intelligente Stromzähler – in der Expertenwelt smart meter genannt – ist ein digitaler Zähler, der zunächst misst, zu welcher Zeit wie viel Strom im Haus oder der Wohnung verbraucht wird. Diese Daten werden per Mobilfunk, über die Stromleitung oder das Internet dem Verbraucher angezeigt, aufgezeichnet und übermittelt. So sollen die Stromnutzer einen schnellen und genauen Überblick über ihren Stromverbrauch bekommen und Energie sparen.

Vorteile des intelligenten Zählers

Anhand der exakten Verbrauchszahlen, erkennt der Stromkunde dann beispielsweise, dass seine Gefriertruhe zu viel Strom frisst und kann entscheiden, ob und wie er sie weiterbetreiben will. Experten zufolge können Privatpersonen mit Hilfe des Zählers zwischen fünf und zehn Prozent ihrer Stromkosten sparen.

Auch der Energieversorger erhält die Stromdaten. Auf deren Grundlage hat er die Möglichkeit, tageszeitabhängige Stromtarife anzubieten. Diese sollen laut Gesetzgeber ab 2011 ohnehin Pflicht werden. Mit den günstigen Stromtarifen werden die Verbraucher belohnt, die beispielsweise ihre Waschmaschine nachts laufen lassen, wenn das Stromangebot aus den Kraftwerken wenig nachgefragt wird - der Strom also den Energieversorger wenig kostet. Ein weiterer Vorteil für den Energieversorger: Kennt er die Stromkennzahlen seiner Kunden, kann er Angebot und Nachfrage im Netz besser ausgleichen und auch die Erneuerbaren Energien in die Stromversorgung integrieren. Das schützt die Umwelt und das Klima.

Die Haken am intelligenten Zähler

Strom sparen, günstige Tarife und Umweltschutz: Hört sich gut an, hat aber ein paar Haken. Der digitale Zähler selbst ist nämlich gar nicht intelligent. Das wird er erst, wenn der Verbraucher über ein zusätzliches Display oder eine Internetsoftware exakt erkennt, wie viel Strom er zu welcher Zeit verbraucht. Hinzu kommt, dass die Energieversorger, Zählerhersteller und Politik keinen einheitlichen Standard für die intelligenten Zähler festgelegt haben. Das bedeutet, die schlauen Strommesser sind nicht kompatibel. Anbieter A verwendet also eine andere Datentechnologie als Anbieter B.

Die Folge: Es lässt sich nur mit großem Aufwand ein günstiger Tarif bundesweit ermitteln. Ein weiteres Problem stellt der Datenschutz dar. Es besteht die Befürchtung, dass die Energiedaten in falsche Hände geraten könnten. Schließlich lässt sich am Stromverbrauch ablesen, wann Hausbewohner Zuhause sind oder wie viele Personen im Haushalt wohnen.

Außerdem warnen Experten vor Datenmanipulation. Im schlimmsten Fall schalten Hacker, also Technikbegeisterte, die in Computernetzwerke eindringen und sie manipulieren, die Lichter aus, warnt Joshua Pennell, ein Star der amerikanischen Hackerszene gegenüber der Wochenzeit Die Zeit.

Pilotphase mit Zukunft

Bisher kämpfen also Anwender und Energieversorgungsunternehmen noch mit den Macken der schlauen Zähler. Das bereits Mitte 2008 gestartete und in die Eon Metering integrierte 10.000 Smart Meter Pilotprojekt gibt guten Einblick in Kundenverhalten und Kundenwünsche, sagt Eon-Metering-Geschäftsführer Robert Pflügl. Die Erfahrungen will der Energieanbieter für Entwicklung von Produkten, Tarifen und Dienstleistungen nutzen. Bis die tageszeitabhängigen Tarife kommen, wird es wohl 2011 werden. Dass in Zukunft aber nicht nur der Zähler sondern auch der gesamte Umgang mit Energie intelligent wird, steht außer Frage. Sonst würden Haushaltsgeräte-Hersteller wie Miele nicht schon die erste Waschmaschine und den ersten Trockner auf den Markt bringen, die automatisch starten, wenn der Strom am günstigsten ist.