Ingolstadt
Intelligente Steckdosen

An der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät diskutieren Experten, was Digitalisierung mit Energiewende zu tun hat

22.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr

Gefüllte Sitzreihen und ein volles Podium: Die Diskussionsrunde anlässlich eines von den Studenten selbst organisierten Kongresses zum Thema Nachhaltigkeit wurde gut angenommen - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Miteinander zu telefonieren oder einen Film anzusehen ist ohne sie nicht mehr denkbar: Die Digitalisierung hat unser Leben in vielen Teilen durchdrungen. Aber was hat die elektronische Datenerfassung mit der Energiebranche zu tun? Erstaunlich viel, wie eine Podiumsdiskussion am Freitagabend zeigte.

Vier Experten debattierten in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WFI) der Universität Ingolstadt-Eichstätt über die Digitalisierung der Energiebranche – moderiert von Claus Liesegang, Chefredakteur des DONAUKURIER.

Die Veranstaltung war Teil eines von WFI-Studenten veranstalteten Kongresses zum Thema Nachhaltigkeit, für den Kommilitonen aus ganz Deutschland angereist waren. Um Nachhaltigkeit ging es in der Debatte dann aber eher weniger. Die Botschaft der Experten lautete vielmehr: Die Energiebranche ist eine Zukunftsbranche und damit für Berufsanfänger besonders interessant.

„Es kann keine Energiewende geben ohne Digitalisierung“, stellte Jakob Assmann, Gründer der Ökostrom-Firma Polarstern, am Anfang der Diskussion fest. Das Problem, wie Energie, die an vielen Stellen produziert wird, intelligent und flexibel verteilt werden kann, sei noch nicht gelöst – umso größer die Chance, eigene Ideen einzubringen.

Gilbert Fridgen, Professor für Wirtschaftsinformatik in Bayreuth, nannte ein Beispiel: Ein Fahrer könnte sein Elektroauto an die Steckdose anstöpseln und dabei programmieren, bis wann es wieder fahrbereit sein muss – die intelligente Steckdose wählt dann einen Ladezeitpunkt, an dem genug Strom verfügbar ist.

Noch weiter ging der österreichische Großinvestor Alois Flatz. Bald würden viele Unternehmen ihren eigenen Strom erzeugen, prognostizierte er, und kündigte an: „Wenn ich den finde, der dafür die passende Software entwickelt, investiere ich sofort.“ Schon jetzt gebe es in Deutschland zwei Millionen Kraftwerke, zum Beispiel in Form von Solarmodulen. Früher seien es bundesweit nur 800 gewesen.

Eine Herausforderung stellt das besonders für die klassischen Energieversorger dar, wie Harald Leng berichtete. Der Leiter der IT-Abteilung der Nürnberger N-Ergie AG wies auch auf die damit verbundenen Sicherheitsrisiken hin: Schon jetzt gebe es in seinem Unternehmen tägliche Angriffe von Hackern.

Ein größerer Stromausfall sei nur eine Frage der Zeit, bestätigte Wirtschaftsprofessor Fridgen. Auch mangelnder Datenschutz gehört zu den Gefahren, die die Experten in der Digitalisierung sehen.

Einig waren sie sich darin, dass die Branche im Umbruch ist. Oder, wie Unternehmer Assmann es ausdrückte: „Es ist eine extrem gute Zeit, um im Energiemarkt etwas zu gründen.“