Roth
Inspirierende Einblicke

Rund 70 Künstler aus dem Landkreis präsentieren ihre Werke beim "Tag des offenen Ateliers"

06.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:31 Uhr

Im Atelier Artarel glitzert und blinkt es nicht nur. Auch Schwarzweiß-Fotografien und Zierkeramik gibt es zu bewundern. - Foto: Leykamm

Roth (HK) Die Bewohner des Landkreises Roth sprühen vor Kreativität. Diesen Eindruck vermittelte nun der 15. „Tag des offenen Ateliers“ am Wochenende.

In rund 50 Häusern ließen etwa 70 Künstler die Besucher in jene Hallen blicken, wo sich sonst niemand tummeln darf – außer Inspiration und der Muse. Und die verteilt in der Region reichlich Küsschen, wie die Vielfalt der verschiedenen gezeigten Kunstformen unter Beweis stellt.

Sonnige Aussichten

Die Regentropfen, die sich der Besucher beim Betreten des Hauses von Andrea Frister in Heideck noch missmutig von der Stirn wischt, sind schnell aus den Gedanken verschwunden. Denn vor ihm steht „Lady Sunshine“ persönlich. Eine Glasfaser-Skulptur jener Künstlerin, die die tatsächliche Witterung schnell vergessen lässt. Dabei steht der Gestalt gewordene Sonnenschein gar nicht mal im Mittelpunkt der Werke. Frister beeindruckt vielmehr mit ihren Acrylmalereien. Sie hat eine ganz eigene Technik entwickelt, die den Bildern trotz glatter Oberfläche einen beeindruckend dreidimensionalen Charakter verleiht. Als künstlerischen Gast hat sie sich Steinmetzmeister Christoph Geiger eingeladen, der im Garten der Gastgeberin durch Skulpturen begeistert, in denen Stein mit den verschiedensten Materialien kombiniert erscheint.

Als Meisterin schmucker Objekte erweist sich am „Tag des offenen Ateliers“ auch Sissi Albrecht aus Hilpoltstein. Sie ist die Königin im eigenen Kunstpalast, der sich „Sissi's Kreativ Stadel“ nennt. Die ersten Gäste, die am Samstag den Weg zu Sissi finden, sind zwei Eheleute aus Nürnberg. Sie werden freundlich bellend von Hundedame Nea begrüßt, bevor sie ihre Runde durch den Garten drehen. Der ist mit Sissi's Figuren nur so gespickt. Vögel, ein Leuchtturm, ein Indianerkopf und ein freches blauhäutiges Mädel mit zwei Herzen an den richtigen Stellen – das ist eine kleine Auswahl der Motive, die hier vorzufinden sind.

Voll bunter Eindrücke im Kopf zieht der Besucher weiter und landet im „Atelier Artarel“ in Hilpoltstein, wo sich Künstlerin Liane Leuppold-Schneider kreative Gäste eingeladen hat. Unter ihnen Kai Bader, der mit seinen schwarzweißen Aktfotografien die Überdosis Buntes im Hirn wieder relativiert. Er setzt ganz auf die Überzeugungskraft der Motive, was gerade durch das Fehlen der Farben gelingt. Sie können den Betrachter so nicht mehr ablenken. Die fotografierte Person „muss sich auf dem Bild wohlfühlen“, meint Bader. Völlig andere Wege der Kunst beschreiten die beiden anderen Gäste Schneiders: Maria Braun-Schmidt und Gisela Hufe haben sich dekorativer Skulpturen und der japanischen Raku- sowie der Zier- und Gartenkeramik verschrieben. In interessantem Kontrast zu den Baderschen Fotografien stehen die Objekte der Gastgeberin selbst. „Es muss glitzern und blinken“, sagt sie, als sie ein Mosaik aus Glas- und Spiegelscheiben hochhält und das Licht an den Raumwänden reflektieren lässt.

Mit diesem Ansatz kann auch Goldschmiedemeisterin Nicola Deing-Kutzleb in Weinsfeld etwas anfangen. Denn glitzern soll natürlich auch der Schmuck, den sie anfertigt. Wie sie das tut, das können die Besucher beim „Tag des offenen Ateliers“ sehen. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten, denn Deing-Kutzleb geht mit einem Bunsenbrenner zu Werke, dessen blaue Flamme sich mühelos durch Kleidungsstücke züngelt. Doch ohne ihn geht es nicht. Beim Löten braucht die Meisterin hohe Temperaturen. Erst recht gilt das beim Einschmelzen der wertvollen Materialien. Um beispielsweise Silber schön weich zu bekommen, muss es auf rund 1000 Grad Celsius erhitzt werden. Schon abgekühlt sind hingegen die Glasobjekte, die die Herrin der Ringe in ihrem Garten präsentiert: Sandra Fürst setzt auf Formen- und Farbspiele.

Gebündelte Kreativität

Mit marodierenden Materialien hat das Blaue Kreuz in Roth zu kämpfen. Derzeit wird in dessen Domizil der Dachstuhl saniert. Das kostet eine ganze Stange Geld. Deswegen haben sich vier kreative Köpfe aus den Reihen jener Organisation zu einem „Künstler-Potpourri“ zusammengeschlossen. Ihre Werke präsentieren sie gemeinsam, den Verkaufserlös steckt das Quartett in die Finanzierung der Baumaßnahme. Die vier können sich großen Zuspruchs erfreuen. Es ist gerade die Mischung, die bei den Besuchern so gut ankommt. Andreas Friedrich etwa setzt auf abstrakte Malerei. Gisela Göß kann mit Acrylfarben punkten und Jutta Wagner malt ebenso Bilder, weiß aber auch mit Textilkunst zu überzeugen. Fotografien und Aquarelle runden die Ausstellung ab, in deren Rahmen es auch Hörenswertes gibt: Lesungen mit dem Pyraser Brauereichef Georg Bernreuther. Beim nächsten Mal wird die Gruppe wahrscheinlich wieder mit von der Partie sein. So wie viele der Besucher auch.