Riedenburg
Insolvente Pappenfabrik produziert wieder

02.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:53 Uhr

Nichts los auf dem Betriebsgelände der Riedenburger Pappenfabrik: Dieses Bild soll der Vergangenheit angehören, denn das insolvente Unternehmen will ab Montag wieder produzieren.? Arch - foto: Janda

Riedenburg (DK) Die insolvente Riedenburger Pappenfabrik, in der seit einem Monat die Maschinen stillstehen, nimmt am Montag den Betrieb in vollem Umfang wieder auf – mit der gesamten Belegschaft, so Geschäftsführer Hartmut Ott. "Aufträge sind da." Ob die Produktion dauerhaft trage, sei aber noch nicht sicher.

In der abgelaufenen Woche seien die Maschinen bereits im Probebetrieb gelaufen, erklärte Ott am Freitag im Gespräch mit dem DONAUKURIER. Außerdem sei noch eine größere Reparatur vorgenommen worden. Am Montag würde nun der Betrieb "so richtig losgefahren" – zunächst mit der vollen Belegschaft und mit allen beiden Maschinen, sagt Ott. "Es wird also voll produziert."

Trägt die Produktion?

Die Kundenaufträge, die hinter dem Produktionsstart stehen, habe die vorläufige Insolvenzverwalterin, Johanna Lehmann-Mayer generiert und abgestimmt, erklärt Ott, der ausdrücklich ergänzt: "Die Aufträge sind da." Sonst würde die Produktion ja auch nicht wieder aufgenommen. Doch ob das Traditionsunternehmen und die damit verbundenen rund 40 Arbeitsplätze dauerhaft gerettet werden können, vermag freilich auch Ott derzeit nicht zu sagen. Es gehe darum, den Zeitraum der vorläufigen Insolvenz zu nutzen, um zu prüfen, wie man das Unternehmen dauerhaft sichern könne. Denn obwohl am Montag die Maschinen in vollem Umfang wieder anlaufen soll, weiß Ott: "Ob die Produktion dauerhaft trägt, ist noch nicht sicher."

Doch eines scheint klar: Dass nun wieder produziert werden soll, nährt die Hoffnung auf eine Rettung des alteingesessenen Unternehmens und damit auf den Erhalt der 40 Jobs. Wie berichtet, stehen in dem Unternehmen im Riedenburger Stadtteil Neuenkehrsdorf seit Anfang Juni die Maschinen still. Zunächst begründete man das bei der Firmenverwaltung mit ganz normalen Wartungsarbeiten; doch eine gute Woche später war klar, was dahintersteckt. "Wir haben am 8. Juni beim Amtsgericht Regensburg Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt", erklärte Geschäftsführer Ott damals.

Als Grund nannte der Geschäftsführer die Zahlungsunfähigkeit der Firma. Daraufhin ordnete das Gericht das vorläufige Insolvenzverfahren an und setzte die Regensburger Anwältin Johanna Lehmann-Mayer als vorläufige Insolvenzverwalterin ein. Sie hatte diese Aufgabe bereits vor rund sechs Jahren inne, nachdem das Vorgänger-Unternehmen, die Max Prinstner GmbH & Co. KG, Insolvenzantrag gestellt hatte. Am Ende gelang es ihr, das Unternehmen vor der Abwicklung zu bewahren und in neue Hände zu geben. Die Schweizer Gutta-Werke übernahmen das Unternehmen, das seither als Pappenfabrik Riedenburg GmbH firmiert. Ende Mai 2005 war die Firma damit gerettet – vorerst, wie sich zeigte. Jetzt ruhen die Hoffnungen wieder auf Lehmann-Mayer.

"Wir hoffen, dass es ähnlich wie 2005 läuft", hatte Marcus Hautmann, der für den Bezirk Kelheim-Zwiesel verantwortliche Leiter der Gewerkschaft IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie) kurz nach Bekanntwerden der Insolvenz erklärt und zugleich Hilfe angeboten. Inzwischen habe es eine Betriebsversammlung gegeben, bei der Lehmann-Mayer die weiteren Schritte erläutert habe. Hautmann warte nun auf die nächste Rückmeldung vom Betriebsrat der Firma. Lehmann-Mayer war am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Schneider: Nichts gehört

Nichts über den Stand der Dinge bei der Pappenfabrik weiß offensichtlich Bürgermeister Michael Schneider (CSU). Am 11. Juni sprach er angesichts der Insolvenz von einer "bedauerlichen Entwicklung" und erklärte, er stehe in Kontakt mit der Geschäftsführung. Am Freitag erklärte er nun, er habe "noch nichts gehört von der vorläufigen Insolvenzverwalterin". Deshalb kenne er auch die Umstände nicht, die dazu führten, dass die Pappenfabrik nun wieder in Betrieb gehe. "Es hat sich noch kein Kontakt ergeben."