Pfünz
Ins rechte Licht gerückt

Die Beleuchtung des Ulmer Münsters bringt Ingenieuren Bamberger aus Pfünz zwei Nominierungen

27.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:03 Uhr
"Gotik ist gebautes Licht", sagt Lichtdesigner Walter Bamberger. Er hat mit seinem Team das Ulmer Münster beleuchtet. Dieses hat mit 161,53 Metern den höchsten Kirchturm der Welt. −Foto: Bamberger

Pfünz (DK) Es hat eine ganze Weile in Anspruch genommen - ein halbes Jahr etwa. Während dieser Zeit hat Walter Bamberger das Ulmer Münster wieder und wieder besucht. Bei Regen und Sonnenschein, bei Tag und in der Dämmerung. Stunde um Stunde hat er in dem gotischen Bau verbracht. Mal im Hauptschiff, mal in einem Seitenschiff. Bis er eine Eingebung, einen Lösungsansatz hatte. Bamberger ist Lichtdesigner, seine Aufgabe war, das Ulmer Münster, das den höchsten Kirchturm der Welt hat, zu beleuchten.

Zusammen mit seinem Sohn Michael betreibt er ein Ingenieurbüro in Pfünz (Landkreis Eichstätt). Neben der Schwerpunkttätigkeit Elektrotechnik setzen die beiden mit ihren 20 Mitarbeitern Gebäude ins rechte Licht - etwa die Aula der Universität Bamberg in einer ehemaligen Dominikanerkirche, die Burg Cadolzburg aus dem 13. Jahrhundert oder eben das Ulmer Münster. Für diese drei Projekte ist die Firma für den Deutschen Lichtpreis nominiert, für das Münster außerdem für den internationalen "Lighting Design Award 2018". Beide Auszeichnungen werden im Mai verliehen.

Aber was macht die Beleuchtung des Ulmer Münsters so besonders. "Schauen Sie sich einfach mal das Kreuz in der Mitte an", sagt der bereits mehrfach preisgekrönte Firmenchef Walter Bamberger. "Sehen Sie da irgendwelche Schatten. Oder sehen Sie, wo die Leuchten angebracht sind. " Nein und nein. Und das ist die große Kunst. Eine Beleuchtung zu finden, die selbstverständlich scheint, die das Bauwerk unauffällig in Szene setzt und die noch dazu sämtliche Vorgaben des Denkmalschutzes erfüllt. "Zunächst einmal habe ich mich mit der Baugeschichte auseinandergesetzt. Ich muss Kontakt zum Raum herstellen und verstehen, was der Raum transportieren soll. " Und das braucht eben seine Zeit, auch so mancher Urlaubstag geht dabei drauf - "aber meine Frau versteht das schon".

Hunderte Skizzen müssen ebenso gemacht werden wie zahlreiche Berechnungen am Computer - etwa die lichttechnischen Optiken. Die Bögen sollen wie ein Bilderrahmen wirken. "Das Licht muss genau dort landen, wo wir wollen", so Bamberger. "Wir wollen mit dem Licht eine Transformation von damals in das Heute schaffen. Wenn unsere Anlagen unaufgeregt sind, sind sie gelungen. "

Und das funktioniert bei jeder Kirche, jedem Museum, jedem Brunnen anders. Der Kölner Dom stellte an den Ingenieur und seine Mitarbeiter andere Anforderungen als zum Beispiel der Dom in Augsburg. Einfach ein älteres Konzept zu übernehmen und auf die anderen Gegebenheiten anzupassen, ist nicht möglich.

In Ulm nun wird die gesamte Raumbeleuchtung über die Pendelleuchten gesteuert. "Sie haben wie ein Teil der alten Beleuchtung in den Jochen zwischen Haupt- und Seitenschiff ihren Platz. " Jeder der 20 bis 25 Lichtköpfe pro Leuchte sei einzeln steuerbar. "Das ermöglicht bis zu 11 verschiedene Lichtverteilungen pro Leuchte", erzählt der 71-Jährige. Es gebe nicht eine Leuchte - egal bei welchem Projekt -, die nicht ein Mitarbeiter oder er selbst in der Hand gehabt hätten.

Wenn die Beleuchtung dann stimmig ist, wenn alles so funktioniert, wie es soll, werden am Computer zahlreiche Programme hinterlegt. Für den Kölner Dom zum Beispiel waren es 96 verschiedene Lichtstimmungen, sagt Bamberger. Für Taufen und Hochzeiten, für kleine Konzerte und große Konzerte mit Chor, für die Osternacht. "Die Bedienoberfläche muss grafisch so aufbereitet sein, dass auch jemand Fremdes sie schnell versteht", betont der Ingenieur.

Aktuell arbeiten seine Mitarbeiter unter anderem in Pappenheim, Greding und Neumarkt. Sie haben zudem den Auftrag für die Außenbeleuchtung von Schloss Neuschwanstein bekommen und für die Beleuchtung des Doms in Bamberg - "das ist mein elfter Dom in Deutschland", erzählt Bamberger.

Seit Juli 1971 gibt es das Ingenieursbüro bereits. Aufhören will der 71-Jährige aber noch lange nicht. Vielleicht etwas reduzieren, weil die vielen Reisen und zahlreichen Nachtschichten doch anstrengend seien. "Aber wenn man vorne mitspielen will, muss man brennen für die Aufgabe und wahrscheinlich auch ein Stück weit einen Vogel haben", sagt er schmunzelnd.

Sandra Mönius