Und wo ist das Meer?
Ingolstädter Stadturlaub am Paradeplatz: So schön kann Sommer sein - trotz des Regens

25.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:56 Uhr
Arbeit auf der trockenen Bühne: Die DJs sorgten trotz des Regens bis in die Nacht hinein für coole Sounds, zum Teil von Ela am Saxofon unterstützt. −Foto: Konze

Ingolstadt - Zarte Saxofontöne, dazu groovige Musik und feine Beats.

Ein DJ legt auf, Ela spielt. Das Wetter passt, an der Bühne sind in der ersten Reihe noch Plätze frei. Gut gelaunte Menschen überall. Kinder spielen im Sand, die Eltern sitzen unter Sonnenschirmen in bunten Liegestühlen, trinken und erzählen. Ibiza? Ja, könnte Ibiza sein. Ist es aber nicht: Das Meer fehlt. Und wir sitzen an diesem Samstagnachmittag auf dem Paradeplatz in Ingolstadt. Der Stadturlaub von IN-City ist auch ohne Meer schön. Wenn wir die Augen zumachen, merken wir auch nicht, dass jetzt gerade nicht viel los ist. Es funktioniert also, das Wegbeamen in den Urlaub. Wenn man nur will.

"Wir brauchen nochein bisschen Bewegung"

Abends, also zu der Zeit, in der auch auf Ibiza die Party so richtig abgeht, kommt der Regen. Er war schon nachmittags zu Besuch in Ingolstadt. Nun sind die Liegestühle nass, der Platz und trockene Sitzgelegenheiten unter den Schirmen werden knapp. Aber: Die Besucher sind guter Laune. Noch um 21 Uhr kommen neue Gäste, obwohl es regnet: Warum? "Wir waren beim Essen und brauchen noch ein bisschen Bewegung", sagt eine Frau, die mit Mann und Kind kommt. Und der Regen? "Stört uns nicht. " So geht Urlaub. Am Freitag war um halb neun Schluss beim Einlass: Die Kapazität war erreicht - bei perfektem Wetter.

Kurz zuvor war Violetta Camkiran mit ihrem Sohn Mahir heimgegangen. Der Dreijährige hatte die ganze Zeit im nassen Sand gespielt. Er ist nicht allein im Riesensandkasten. Rauf aufs Surfbrett, einmal drübertrapsen, runter vom Surfbrett. Schmunzelnde Zuschauer erleben Entschleunigung, trinken ein Bier oder eine Apfelschorle, holen sich Crêpes oder lauschen der Musik, die unter anderem DJ Wasserwalker auflegt. Auch er hat bei Regen für niveauvolle Unterhaltung gesorgt. "Es war schon lustig: Als der Regen begann, blieben alle unter den Schirmen stehen, keiner ist gegangen. Da war ich wenigstens nicht ganz allein. "

Die Beats sind weithin zu hören, rufen an den zeitlich befristeten Strand in der Stadt. Ein kleiner Bub rennt abends barfuß von Liegestuhl zu Liegestuhl und schüttelt das Wasser vom Stoff. Die Stimmung ist trotz des leichten Dauerregens gut. Drei junge Frauen finden trockene Gartenstühle mit Polster unter einem großen Schirm und sind gut drauf. "Wir kommen aus Beilngries. Als wir zuhause losgefahren sind, hat es nicht geregnet. Aber wir haben gehört, dass hier eine Riesen-Party steigt, also sind wir hierher gefahren", sagt Lisa Dengler, die mit ihren Freundinnen Stefanie Leidl und Sabrina Lämmermann unterwegs ist. "Wir sind froh, dass trotz Corona solche Veranstaltungen erlaubt sind und dass wir wieder mal rauskommen", sagt Lämmermann.

Leo rennt mit einem weißen Regenschirm über den Platz und verteilt ebensolche weiße IN-City-Regenschirme an die Gäste, die ungeschützt dastehen. Eine coole Idee. Und Leo hat viel Spaß dabei, sieht er doch nur in die lächelnden Gesichter der dankbaren Besucher. Der Regen gibt nicht auf, manch großer Sonnenschirm wird schon undicht. Egal: "Besser als im Freien", ist die Devise.

Und zwar bei allen. Steffi Mahl aus Hohenwart, die beim "Hippie Market" indische Strand- und Badetücher ("Die riechen sogar nach Indien") verkauft hat, findet den Sommer in Deutschland "so schade". "Im vergangenen Jahr hat das Wetter beim ersten Stadturlaub auch schon nicht mitgespielt", erinnert sie sich.

Keine Feuershow,kein Lichtertanz

Mit gemischten Gefühlen sitzt Simon Isabell da. Die Dance Performance-Künstlerin aus Ingolstadt zeigt keine spektakuläre Feuershow ("Wegen der Brandschutzvorschriften wurde die von der Stadt nicht genehmigt"), muss wegen des Regens aber auch ihren Lichtertanz absagen. Sie hätte mit Lichtern getanzt, mit Kugeln und mit Flügeln. "Wie ein Engel". Ihren Feuertraum, über den sie in Indonesien viel gelernt hat, zeigt sie demnächst am Stadtstrand an der Manchinger Straße.

Wer am späten Vormittag oder am Mittag kurz Urlaub gemacht hat, hatte Glück: kein Regen, viele Plätze, vor allem trockene. Iris Achhammer aus Gerolfing kam kurzentschlossen zum Hippie-Market. "Einen Teil des Schmucks mache ich selber, es sind aber auch ein paar ältere Stücke dabei. " Bei der Kleidung fanden sich Teile der Eltern: "Cooles aus den 1980er Jahren", sagt sie.

Am Sonntag feierte der Verein IN-City mit Geschäftsführerin Teresa Treitinger seine ersten 25 Jahre. Mit Regen wie am Samstag. Da waren wieder viele da, denen es egal war, ob es regnet oder nicht. Nach dem Motto: Wer weiß, wann wir mal wieder so einfach, schnell und preiswert nach Ibiza kommen.

DK

Oliver Konze