Ingolstadt
Ingolstadts Forschung soll "in die Welt ausstrahlen"

OB Lösel will an Tradition der ersten Landesuniversität anknüpfen

04.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:06 Uhr
"Wir müssen aufhören, unsere Leitindustrie zu beschädigen!": OB Christian Lösel über Autos. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Wenn VW-Chef Herbert Diess kürzlich die Deutschen vor einem "Feldzug gegen die individuelle Mobilität und gegen das Auto" gewarnt hat - die Stadtführung Ingolstadts wird sich daran jedenfalls nicht beteiligen.

Darauf legt OB Christian Lösel großen Wert, wie er in seiner gestrigen Haushaltsrede versicherte.

Der CSU-Rathauschef forderte vielmehr: "Wir müssen aufhören, unsere Leitindustrie zu beschädigen! " Er führte dem Plenum erneut vor Augen, "dass bei uns am Standort viele tausend Arbeitsplätze von der Automobilindustrie abhängig sind". Viele vernünftige Leute würden "in bester, vertrauensvoller und starker Kooperation bei Audi, Airbus, Media-Saturn, Conti-Temic, den Hochschulen, im Mittelstand und den Zulieferern, bei den Gewerkschaften, Kammern und Verbänden" zusammenarbeiten, sagte Lösel, nicht zuletzt auch bei der Stadt.

Im Zuge der Diesel-Krise habe die deutsche Autoindustrie nicht nur mit einem Imageverlust zu kämpfen, sondern offenbar auch mit Stigmatisierungen. Betroffene Mitarbeiter verfolgten die Entwicklung "mit größter Sorge", so der Oberbürgermeister. "Auch ich finde es beunruhigend, wie in Deutschland teilweise mit unserer Leitindustrie umgegangen wird. " Dabei würde in Ingolstadt von der Höhe der Gewerbesteuer, aber auch den Audi-Zuschüssen die Realisierung großer Kultur-, Bau- und Zukunftsprojekte abhängen. Eine Mobilität der Zukunft, mahnte Lösel, sei "ohne Zukunft des Autos und seiner größeren und kleineren Varianten nicht machbar". Andere Formen der Mobilität, Stichwort Audi-Bahnhalt, ÖPNV-Gemeinschaftstarif, blieben in der Etatrede nicht ganz unerwähnt.

Lösel verband sein Schwerpunktthema der vergangenen Monate, die Digitalisierung, mit einer Zwischenbilanz: "Dieses Jahr war ein Jahr des Fortschritts für unsere Heimatstadt. " Man sei jedoch keineswegs blind von der Technik begeistert, sondern habe als wichtigstes Ziel "die Sicherung unserer Arbeitsplätze in einer Hightech-Stadt" vor Augen, denn diese seien "keineswegs so sicher, wie man meint".

Der OB versuchte, an Ingolstadts Tradition als Standort der ersten bayerischen Landesuniversität anzuknüpfen und verkündete: All die jetzt neu geschaffenen Einrichtungen würden Ingolstadt "wieder den Ruf einer Wissenschaftsstadt verleihen". Die selbstbewusste Prognose des Politikers: "Es besteht begründete Hoffnung, dass von Ingolstadt bedeutende wissenschaftliche Forschungsergebnisse in die Welt ausstrahlen! "

Lösels Verständnis von Nachhaltigkeit scheint derzeit von dem der grünen Bewegung noch recht weit entfernt zu sein, was mit Blick auf mögliche Bündnisperspektiven nach der nächsten Kommunalwahl gewisse Hinweise geben könnte. Da fielen im Zusammenhang mit einer fehlgeleiteten Umweltpolitik zum Beispiel Begriffe wie Kasteiung, Verbotskultur, Verzicht und Rückzug. "Ein paar Solarzellen auf dem Dach und ein paar Tafeln fair gehandelter Schokoladen" reichten nicht aus, befand der CSU-Rathauschef. "Eine Studie des Weltklimarates, ein Greenpeace-Transparent oder ein antikapitalistisches Manifest sind auch keine Lösung! " Der Mensch dürfe nicht als "Schädling im System" begriffen werden. "Wir brauchen Beschäftigung, Kaufkraft und Nachhaltigkeit. "