Ingolstadt und der Adler-Komplex

ERC unterliegt Angstgegner Mannheim mit 1:4

04.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:35 Uhr

−Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Gegen keine DEL-Mannschaft hat der ERC Ingolstadt eine schlechtere Heimbilanz als gegen die Adler Mannheim – von 23 Spielen auf eigenem Eis haben die Panther 14 verloren. Gestern Abend kam das 15. dazu: Mit dem 1:4 (0:2, 1:2, 0:0) kassierten die Panther die vierte Niederlage im achten Saisonspiel.

„Wir wollen viel Druck auf den Gegner machen“, lautet einer der Lieblingssätze von ERC-Trainer Niklas Sundblad. Das gelang gestern Abend allerdings nur einer Mannschaft: den Adlern, für die es der erste Auswärtssieg der Saison war. „Wir haben keinen Adler-Komplex, Mannheim ist einfach stark“, sagte  Sundblad. Von Beginn an beeindruckten die Gäste mit hohem Tempo, aggressivem Forechecking und der reiferen Spielanlage. „Mannheim hat vier Top-Reihen. Das ist ja fast die deutsche Nationalmannschaft“, sagte ERC-Torhüter Timo Pielmeier. Besonders die erste Angriffsformation der Mannheimer um Ex-NHL-Star Jochen Hecht, Christoph Ullmann und Jon Rheault stellte die Abwehr der Panther bei jedem Wechsel vor große Probleme. So auch in der 7. Minute: Hecht lief ungestört über die rechte Seite ins Ingolstädter Drittel und  passte zurück in die Mitte, wo Rheault am langen Pfosten keine Mühe hatte, zum 1:0 zu vollenden. Es war bereits Rheaults dritter Treffer – im dritten DEL-Einsatz.


 
Nach zwölf Minuten musste ERC-Verteidiger Tim Hambly wegen Beinstellens auf die Strafbank – acht Sekunden später stand es 0:2. Diesmal war Hecht selber erfolgreich. „Wir sind stark rausgekommen und haben geduldig auf unsere Chance gewartet“, sagte Hecht. Die Panther hatten Glück, dass im Anschluss Mirko Höfflin und Frank Mauer ihre Torchancen ausließen. Die beste Gelegenheit der Hausherren im Anfangsdrittel vergab Jean-Francois Boucher, der nach einem tollen Solo an Adler-Keeper Felix Brückmann scheiterte (10.). Eindrucksvollster Beleg für die Mannheimer Überlegenheit im ersten Spielabschnitt: Insgesamt gab der ERC indiskutable vier Torschüsse ab, Mannheim probierte es dagegen 15-mal.
 
Nach Wiederbeginn bot sich den nur 3115 Zuschauern in der Saturn-Arena ein ähnliches Bild: Bei Gleichzahl waren die Adler das klar bessere Team. Und selbst im Powerplay, das am vergangenen Mittwoch beim 6:3 gegen Augsburg noch hervorragend funktioniert hatte, konnten sich die Panther kaum auszeichnen. Bezeichnend für den Spielverlauf war der Treffer zum 0:3: Neuzugang Simon Gamache lief von der Strafbank kommend allein auf Pielmeier im ERC-Tor zu und ließ diesem keine Abwehrchance. (36.).
Kurz darauf sorgte Yanick Lehoux für Aufsehen – allerdings nicht sportlich. Der Mittelstürmer checkte Björn Barta in die Bande, der benommen liegenblieb. Für ein ähnliches Vergehen hatte ERC-Verteidiger Jakub Ficenec gegen Augsburg eine Spieldauerstrafe erhalten. Die Disziplinarkommission der DEL verhängte außerdem eine Sperre von drei Spielen gegen den Deutsch-Tschechen. Ficenec fehlte bereits gestern und darf erst am kommenden Sonntag gegen Hamburg wieder auflaufen.
 
32 Sekunden vor Drittelende ließ Christoph Gawlik die Panther-Fans wieder hoffen, als er nach Vorarbeit von Patrick Hager zum 1:3 traf. Doch die Adler konterten mit der Schlusssirene auf kuriose Weise: Pielmeier war gedanklich schon in der Pause, als Marcus Kink abzog und durch die Schoner des 24-Jährigen zum 1:4 traf. „Ich hab' eine Sirene gehört, offensichtlich eine Fansirene. Aber das passiert. Das macht mich noch stärker“, sagte Pielmeier.
 
Im Schlussabschnitt nahm Mannheim einen Gang raus, ohne jedoch noch einmal in Gefahr zu geraten. „Wir haben geradlinig gespielt“, lobte Adler-Trainer Harold Kreis. Am Sonntag muss der ERC zum Derby in Straubing antreten.
  
ERC: Pielmeier – Periard, Conboy; Schopper, Hambly; Classen, Köppchen; Dinger – Laliberte, Warg, Turnbull; Gawlik, Hahn, Greilinger; Bouck, Hager, Oblinger; Boucher, Barta, Sabolic.
Tore: 0:1 Rheault (7.), 0:2 Hecht (13.), 0:3 Gamache (36.), 1:3 Gawlik (40.), 1:4 Kink (40.).
Schiedsrichter: Steinecke/Zehetleitner. - Zuschauer: 3115.