Ingolstadt
Ingolstadt erreicht Corona-Inzidenzwert von 40: Appell zu Einsicht und Rücksichtnahme

Stadtverwaltung stellt Reiserückkehrer unter besondere Beobachtung

31.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:51 Uhr
Am Dienstag öffnet die Corona-Teststation am Audi-Sportpark wieder. Sie kann von Ingolstädtern nach Anmeldung beim Gesundheitsamt genutzt werden. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Die Corona-Lage in Ingolstadt ist unverändert ernst: Mit dem am Montag erreichten Inzidenzwert von 40 Neuinfektionen auf 100000 Einwohner über sieben Tage hinweg hat die Stadt erneut die bayerische Frühwarnstufe von 35 Fällen klar überschritten.

Striktere lokale Maßnahmen sind zwar erst ab einem Wert von 50 zu erwarten, doch hat eine städtische Arbeitsgruppe unter Leitung von Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll und Rechtsreferent Dirk Müller die Situation am Montagnachmittag eingehender analysiert. Erstes Fazit: Die Lage erscheint den Verantwortlichen derzeit trotz des Anstiegs unter Kontrolle. Das epidemiologische Geschehen, so heißt es in einer Mitteilung der Stadt vom Montagabend, lasse sich "auf Ebene der Kontaktverfolgung weitestgehend eingrenzen". Mit entsprechenden Maßnahmen und Einzelanordnungen könne "lokal noch jederzeit nachgesteuert werden".

Am vergangenen Freitag hatte der Inzidenzwert für Ingolstadt - wie berichtet - bereits 38,58 betragen. Übers Wochenende (an dem der Öffentlichkeit derzeit keine Neuinfektionen gemeldet werden) sind vom städtischen Gesundheitsamt acht nachgewiesene Corona-Infektionen registriert worden - jeweils vier am Samstag und am Sonntag.

Am Montag (Stand: 12.30 Uhr) kamen nochmals fünf Nachweise hinzu, sodass sich über drei Tage hinweg ein Plus von 13 Fällen (wohlgemerkt: Positiv-Getestete, noch keine wirklichen Erkrankungen!) ergeben hat. Seit dem Dienstag voriger Woche wurden demnach 55 Neuinfektionen offiziell bekannt, was umgerechnet auf die 100000-Einwohner-Marke zu dem Sieben-Tage-Wert von 40,03 führt.

Bereits mit dem Wert vom Freitag lag Ingolstadt bundesweit in der Spitzengruppe aller besonders auffälligen Städte und Landkreise - noch vor München. Vor der Stadt rangierten laut Robert-Koch-Institut zuletzt (Stand 0Uhr am Montag) lediglich Rosenheim, der Kreis Trier-Saarburg und die Städte Heilbronn und Wiesbaden (alle aber zu diesem Zeitpunkt noch knapp unter einem Inzidenzwert von 40).

Nach Auffassung der städtischen Verantwortlichen sind die zuletzt deutlich angestiegenen Inzidenzwerte in Ingolstadt aber kein Anzeichen für eine beginnende unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus in der Stadtbevölkerung. Fast überall im Land ist ein Großteil der neu nachgewiesenen Infektionen auf Urlaubsrückkehrer aus dem Ausland zurückzuführen. Ingolstadt nimmt hier insofern eine Sonderrolle ein, als die Stadt sehr viele Einwohner hat, die über die Jahre aus südosteuropäischen Ländern zugewandert sind, in denen die Infektionszahlen zuletzt deutlich zugenommen haben.

Entsprechend war das Ansteckungsrisiko für Heimaturlauber in Südosteuropa über die vergangenen Wochen offensichtlich höher. Auch von den 13 Neuinfektionen seit Freitag sind laut Stadtverwaltung 7 bei Reiserückkehrern nachgewiesen worden; allerdings werden keine Nationalitäten oder die bereisten Länder genannt. Von den 55 Nachweisfällen der vergangenen sieben Tage entfielen laut Stadtverwaltung 33 auf Auslandsrückkehrer, vorwiegend aus dem genannten südosteuropäischen Raum.

Den Verantwortlichen der Stadt ist es deshalb jetzt ein großes Anliegen, insbesondere die Reiserückkehrer aus Risikogebieten zu ermahnen, sich den verpflichtenden Tests (etwa im erneut aufgebauten Testzentrum beim Audi-Sportpark, siehe Kasten) zu stellen und sich an die Quarantäneauflagen (14 Tage Selbstisolation sind hier nach der Rückkehr auch ohne Krankheitssymptome vorgeschrieben) zu halten. Nötigenfalls soll aber auch behördlicher Druck ausgeübt werden.

Rechtsreferent Müller wird in der gestrigen Mitteilung so zitiert: "Wir werden weiterhin mit Schwerpunktkontrollen von Polizei, Gesundheits- und Ordnungsamt öffentlichkeitswirksam auf Quarantäne- und sonstige Vorgaben hinweisen. Wer die Gesundheit anderer gefährdet, muss mit Bußgeldern rechnen. Kontrollen allein aber reichen nicht; wir setzen vor allem
auf Einsicht und gegenseitige Rücksichtnahme."

Bürgermeisterin Deneke-Stoll appelliert wie folgt: "Am besten wäre es, in den nächsten 14 Tagen die sozialen Kontakte auf ein notwendiges und sinnvolles Maß zu reduzieren. Jede und jeder kann einen Beitrag leisten, das Infektionsgeschehen durch verantwortliches Handeln einzudämmen."

DK

Bernd Heimerl