Rohrbach - Das Rohrbacher Ortszentrum hat mit dem Schloss der Edlen von Koch, der Wehrkirche St. Johann Baptist und dem "Alten Wirt" - früher war das heutige Gasthaus eine "Hofmarkstaferne" - ein seltenes und im Landkreis Pfaffenhofen einmaliges Ensemble zu bieten, das sich den Gästen rund ums Rathaus offenbart. An den drei historischen Gebäuden und der neue Kirche "Verklärung Christi auf dem Berge" prangen jetzt Infotafeln. Ein Blick darauf - und man ist über das Wesentlichste, das die Gebäude betrifft, informiert.
"Nicht mal alle eingesessenen Rohrbacher kennen die Zahlen und Fakten über diese bedeutsamen Bauten", behauptet Ortschronist Hermann Schwarzmeier. Und er ist sicher: "Aufklärend und nachhaltig sollen diese historischen Hinweistafeln sein, die uns auf die lange Geschichte von Rohrbach verweisen - für Rohrbacher, Neubürger und alle Gäste." Die vier Tafeln wurden durch ein Leader-Förderprogramm bezuschusst, weshalb sich Bürgermeister Christian Keck (SPD) im Zuge der Montage bei der Pfaffenhofener Leader-Geschäftsführerin Carmen Glaser sowie beim Lenkungsausschuss bedankte. "Es bleiben viele Passanten stehen und informieren sich", berichtet Keck, der sich davon bei einem Blick aus dem Fenster des Bürgermeisterbüros selbst ganz einfach ein Bild machen kann. Wobei auch viele Auswärtige, Touristen und Radler innehalten, um die Infofalen zu studieren. "Es ist eine schöne Sache, die wir hier mit Hilfe von Leader geschaffen haben", so Keck. Sein Dank gilt aber auch und insbesondere Hermann Schwarzmeier, der sich dieser besonderen Bauwerke angenommen hat, sowie an die Kirche und die Familie von Koch, die sich mit Informationen und an den Kosten der Tafeln ebenfalls beteiligten.
Carmen Glaser freut das gelungene Ergebnis dieser Leaderförderung im historischen Kern von Rohrbach. "Hier werden Projekte unterstützt zur Entwicklung des ländlichen Raumes. In dem Sinn, dass Bürger ihre Heimat mitgestalten können - wie es eben hier mit den vier Tafeln sehr schön umgesetzt wurde." Glaser teilt noch mit, dass Leader ein EU-Programm und somit europaweit vertreten sei. "68 lokale Aktionsgruppen gibt es allein in Bayern."
Der Fördertopf, aus dem die Mittel für die vier Tafeln kamen, umfasst ursprünglich 20000 Euro und ist jetzt aufgebraucht. "Aber nachdem er so gut angenommen wurde, hoffen wir auf einen weiteren Fördertopf in gleicher Höhe im nächsten Jahr", so Glaser. Die höchste Förderung für ein derartiges Bürgerprojekt beträgt 2500 Euro oder 80 Prozent der Nettokosten des geförderten Projekts. An Hermann Schwarzmeier als Initiator des Bürgerprojekts gingen beispielsweise 2080 Euro für das Infotafelprojekt in Rohrbach.
An der Turmbergmauer hat die Gemeinde übrigens - abseits des Leaderprogramms - eine weitere, eigene Tafel angebracht. In der Gemeinde gebe es aber noch einige weitere Bauwerke, auf die mit "geförderten Taferln", so Keck, besonders hingewiesen werden könnte, teilten Keck, Schwarzmeier und Glaser "durch die Blume" mit.
Der Ortschronist freut sich, dass die Tafeln von der Steinmetzfirma Korzinek aus Wolnzach gefertigt wurden - und somit von den Rohrbacher Steinmetzen Christian und Thomas Korzinek. Präzisionsarbeit musste auch Max Mühlbauer liefern, damit die Rosetten eingesetzt werden konnten.
Die mit den Tafeln ausgestatteten Bauwerke erinnern an die alte Hofmark und ihre lange Geschichte. Wie Schwarzmeier erzählt, sei ihre aufwendige Erhaltung nicht selbstverständlich. Für die Wehrkirche war vor Jahren schon eine Verkürzung oder sogar ein Abbruch angedacht. Die letzte Renovierung des Schlosses Ende des 20. Jahrhunderts kostete Millionen - und der "Alte Wirt" stand in diesem Jahrhundert schon mehrfach zum Verkauf. Weiter wird auf die im Jahr 1422 zerstörte Spornburg mit Halsgraben auf dem Turmberg hingewiesen, dem Sitz des Rohrbacher Adelsgeschlechts, das beinahe sieben Jahrhunderte die Herrschaft in Rohrbach ausübte.
Für ein bedeutendes Gebäude aus der jüngeren Vergangenheit steht die Kirche "Verklärung Christi". Sein berühmter Architekt Alexander von Branca plante unter anderem auch Gebäude in Tel Aviv, Rom und Madrid - und in München die Neue Pinakothek.
PK
Anna Ermert
