Ineas-Autoversicherung - Kunden könnten leer ausgehen

27.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Bis zu 50.000 Autofahrer in Deutschland sind bei Ineas oder Ladycar Online versichert. Durch die finanzielle Schieflage des Unternehmens drohen hohe finanzielle Nachteile nach einem Unfall. Verbraucherschützer raten zur fristlosen Kündigung.

Einen solchen Fall gab es in Deutschland noch nie: Ein Autoversicherer steht unter Notverwaltung und muss möglicherweise in Insolvenz gehen. Bis zu 50.000 Autofahrer in Deutschland sind von der finanziellen Schieflage der niederländischen International Insurance Corporation (IIC), die zwischen Flensburg und Garmisch mit den Marken Ineas und Ladycar Online vertreten ist, betroffen. Kasko-Kunden gehen unter Umständen komplett leer aus, falls das Unternehmen den Schadensersatz für selbstverschuldete Unfälle oder nach einem Diebstahl nicht mehr aufbringen kann.

Auf keinen Fall können Kasko-Kunden eine Reparatur direkt zwischen Werkstatt und Versicherer abrechnen lassen, sie müssen erst einmal selber zahlen und dann bei IIC die Rechnung einreichen. Zu diesem Zeitpunkt ist es ungewiss, ob IIC Kaskoschäden in vollem Umfang erstatten kann, heißt es dazu auf der Internetseite von Ineas. Nicht ganz so schlimm trifft es die Versicherten von Ineas oder Ladycar Online, wenn sie einen Unfall verursachen und diesen Schaden über die Haftpflicht abwickeln: Die Verkehrsopferhilfe in Hamburg übernimmt als Garantiefonds die Unfallregulierung. Aber: Den Versicherten droht ein Selbstbehalt in Höhe von bis zu 2.500 Euro. Keine Gedanken machen müssen sich die Geschädigten eines solchen Unfalls: Sie erhalten über die Verkehrsopferhilfe den vollen Ersatz ihres Schadens.

Kasko-Kunden müssen mit finanziellen Nachteilen rechnen


Speziell für Kasko-Kunden drohen also, je nach Wert des Autos, finanzielle Nachteile in fünfstelliger Höhe. Lilo Bunck, Vorsitzende des Bunds der Versicherten, rät deshalb, sich umgehend einen neuen Versicherungsanbieter zu suchen und bei IIC zu kündigen: Das Bürgerliche Gesetzbuch lässt eine fristlose Kündigung zu, wenn die finanzielle Lage eines Versicherers sich wesentlich verschlechtert hat.

Auf seiner Internetseite bietet der BdV ein Musterschreiben für die Sonderkündigung zum Herunterladen an. Allerdings ist etwa nach Einschätzung der Stiftung Warentest durchaus nicht eindeutig, ob tatsächlich ein solches Sonderkündigungsrecht besteht. ICC teilte zumindest den deutschen Kunden mit, dass die Verträge gelten und deshalb Beiträge weiterhin abgebucht würden. Neue Verträge lassen sich über die Internetseite indes nicht mehr abschließen.

Huk-Coburg will einspringen


Mit der Huk-Coburg hat inzwischen der erste deutsche Versicherer erklärt, dass er Kunden von Ineas und LadyCar Online sofortigen Versicherungsschutz zusagt, ohne auf die eigentlich notwendige Kündigungsbestätigung des alten Versicherers zu warten. Wer das Risiko nicht eingehen will, nach einem Unfall ohne Kaskoschutz dazustehen oder bei einem Haftpflichtschaden draufzuzahlen, kann also schnell eine neue Versicherung abschließen – allerdings um den Preis, die für das zweite Halbjahr 2010 gezahlte Prämie an IIC nicht zurückerstattet zu bekommen, wenn der Versicherer die Sonderkündigung nicht akzeptiert oder nicht mehr in der Lage ist, die Prämie zu erstatten. Dieser Verlust lässt sich durch die Wahl eines günstigen Versicherers begrenzen.