Industriegerüche sind ungefährlich

30.04.2009 | Stand 03.12.2020, 4:59 Uhr
Was fürs Auge, aber eben auch für die Nase: Zahlreiche Bürger fühlen sich von der Petroplus-Raffinerie bei Desching und den gegenüberliegenden Einrichtungen der Transalpinen-Ölleitung belästigt. - Foto: Janda −Foto: Janda

Kösching (DK) In Kösching stinkt’s. Zumindest nach Aussage einiger Einwohner zieht immer mal wieder ein unangenehmes Lüftchen durch die Marktgemeinde. Für Menschen ist der befremdliche Geruch allerdings ungefährlich. Das ergab eine Untersuchung des Landesamts für Umwelt (LfU).

Immer wieder hatten sich wütende Bürger an die Gemeinde und das Landratsamt gewandt. Ein unangenehmer Geruch wehe durch den Ort, hieß es. Als Verursacher wollten die Köschinger die Petroplus-Raffinerie sowie die Pipeline und das Rohöllager der Transalpinen Ölleitung (TAL) bei Desching ausgemacht haben. Lange Zeit stand der Verdacht, die Öl- und Benzindämpfe könnten giftig sein, im Raum. Zu Unrecht, wie sich jetzt dank der LfU-Messung herausstellte.

Keinerlei Auffälligkeiten

In zwei Phasen, von Juni bis September sowie von Oktober bis November vergangenen Jahres, waren die Mitarbeiter des Landesamts sowohl in Kösching als auch in Desching im Einsatz. Die Werte für Benzol, Toluol und Xylol (BTX) – alles Kohlenwasserstoffe, die in Benzin enthalten sind – seien während der ersten Messperiode im üblichen Rahmen geblieben, heißt es im LfU-Bericht. Und auch der zweite Abschnitt ergab "keinerlei Auffälligkeiten". Die Benzolwerte hätten die derzeit erlaubte Obergrenze von fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft teilweise sogar deutlich unterschritten, so die Fachbehörde. Befürchtungen der Bürger, sie lebten womöglich inmitten riesiger unsichtbarer Giftgaswolken, haben sich demnach klar nicht bestätigt.

Ein "wertvolles und beruhigendes" Ergebnis, findet Köschings Bürgermeister Max Schöner. "Es ist wichtig, dass den Menschen die Ängste genommen werden", sagt er im Gespräch mit dem DONAUKURIER.

Das LfU schließt übrigens sogar fast aus, dass Petroplus und TAL zu den Hauptverursachern von BTX zählen – weil die Messungen unmittelbar bei den Industriebetrieben ähnliche Ergebnisse geliefert haben wie die weiter entfernteren Standorte. Die Experten vermuten hinter den stinkenden Dämpfen einen anderen Schuldigen: den Straßenverkehr. Weil die Kurzzeitwerte für Benzol "relativ gut" zu den zeitgleich gemessenen Mengen Kohlenstoffmonoxid passten. Beide Stoffe entstehen üblicherweise in Verbrennungsmotoren, also in fahrenden Autos, Motorrädern und Lastwagen. Die Werte lägen aber in "einem für den städtischen Hintergrund üblichen Bereich", heißt es.

Josef Graf, Umweltschutzingenieur des Landratsamts Eichstätt, zweifelt dennoch nicht daran, dass die beiden Betriebe zumindest zum Teil für die Gerüche verantwortlich seien. Immerhin, erklärt er, habe sich dort in jüngster Zeit einiges getan. Umbaumaßnahmen hätten den Ausstoß an Kohlenwasserstoffen, zu denen auch BTX zählt, deutlich verringert.

Genau hier will Bürgermeister Schöner nun ansetzen. Denn an den Belästigungen "ändern die Messungen natürlich nichts", sagt er. "Und das werden wir weiterhin bei TAL und Petroplus monieren." Über die Erfolgschancen dieses Vorhabens lässt sich freilich streiten. "Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass man die Gerüche ganz wegbekommt", sagt Josef Graf.

Zunahme im Sommer

Er schließt nicht aus, dass es "möglicherweise sogar mehr Belästigungen gibt als Beschwerden eingehen". Für den Sommer erwartet Graf jedenfalls stärkeren Geruch: "Weil bei höheren Temperaturen natürlich mehr verdunstet."