Ingolstadt
In vier Jahren in die dritte Liga

Handball: Herren des MTV Ingolstadt haben "Vision 2020" Landesliga-Auftakt zu Hause

15.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:18 Uhr

Mit großen Zielen geht der MTV Ingolstadt um Kapitän Stephan Auernhammer (links) und Trainer Romeo Stoica in die neue Landesliga-Saison. Langfristig wollen die Ingolstädter in die dritte Liga. - Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Mit neuen Kräften starten die Handballer des MTV Ingolstadt am Sonntag mit dem Heimspiel gegen den TV Helmbrechts (16 Uhr) in die Landesliga-Saison. Als mittelfristiges Ziel gaben die Verantwortlichen die dritte Liga aus - offiziell sprechen die Handballer von der "Vision 2020".

In der neuen Spielzeit stehen die Schanzer nach zwei Aufstiegen in Folge allerdings etwas weniger unter Druck als in den beiden Jahren zuvor, als die Abteilungsleitung ohne Wenn und Aber zweimal den Aufstieg gefordert hatte. Nachdem in der Landesliga Nord natürlich ein anderer Wind weht, soll dort dennoch der erste Schritt hinsichtlich der "Vision 2020" gemacht werden. Das heißt konkret - wie es der stellvertretende Abteilungsleiter Norbert Hartmann ausdrückt - "erst einmal durchschnaufen und die Klasse halten".

Nach dem unerwarteten Abstieg von der Bezirksoberliga in die Bezirksliga im Jahr 2014 sortierte sich die Handballabteilung des MTV völlig neu. Mit neuer Abteilungsleitung (Robert Napast, Norbert Hartmann), neuem Trainer (Laszlo Ferencz) und runderneuerter Mannschaft wurde der sofortige Wiederaufstieg in die Bezirksoberliga geschafft, und dann, in der vergangenen Spielzeit, folgte der Durchmarsch als Meister in die Landesliga. Das allerdings soll bei Weitem noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Dennoch war in diesem Sommer die Zeit von Trainer Ferencz beim MTV abgelaufen. Nach Meinungsverschiedenheiten mit den Verantwortlichen hatte der Ungar in Ingolstadt keine Zukunft mehr. Ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt, befand sich die Mannschaft doch seit dem 31. Mai schon wieder in der Saisonvorbereitung. Auf die Schnelle musste ein neuer Trainer her, der dank des hervorragenden Netzwerkes von Norbert Hartmann auch innerhalb kürzester Zeit in Romeo Stoica gefunden wurde. Der neue Coach war rasch vom Konzept des MTV überzeugt und unterschrieb am 15. Juli einen Einjahreskontrakt mit beidseitiger Option für eine Vertragsverlängerung. Stoica wurde am 9. September 1970 im rumänischen Codlea (zu Deutsch Zeiden/Siebenbürgen) geboren, lebt in Bobingen bei Augsburg und besitzt seit 1996 die deutsche Staatsangehörigkeit. In seiner aktiven Zeit war Stoica zweimal mit Dinamo Brasov rumänischer Jugendmeister. Im Seniorenbereich spielte er sechs Jahre lang in der ersten rumänischen Liga für Brasov und Universitatea Bacau. In der 170 000-Einwohner-Stadt im Nordosten Rumäniens schloss er auch ein Sportstudium erfolgreich ab. In Deutschland war der neue Coach acht Jahre lang als Spieler in der Regionalliga beim VfL Waiblingen tätig, ehe er die Trainerlaufbahn einschlug. Der Besitzer der B-Lizenz (seit 14 Jahren) war die vergangenen zehn Jahre im Jugend- und Seniorenbereich tätig, unter anderem beim SC Ichenhausen, TSV Bobingen und TSV Friedberg in der Bayernliga.

Aber auch im Team gab es Veränderungen. Als Neuzugänge schlossen sich den Schanzern Torhüter Adnan Fejzovic, Olaf Neumann, Christoph Schneider und Markus Feldmann an. Fejzovic ist ein Keeper mit Gardemaß (1,96 Meter groß, 100 Kilogramm schwer). Er wurde am 15. September 1988 in Kakanj (Bosnien und Herzegowina) geboren, spielte für HC Kakanj (2006 bis 2012), HC Bosna Sarajevo (2013), HC Krajina Cazin (2014) und zuletzt wieder für Kakanj. Olaf Neumann kommt aus Kaiserslautern, wo er zuletzt für den TuS Dansenberg in der Oberliga Pfalz aktiv war. Zuvor war ihm in der Saison 2013/14 mit dem TV Nieder-Olm der Aufstieg in die 3. Liga gelungen. Er weiß also, wie es ist, höherklassig zu spielen. Der 1,80 große Modellathlet fühlt sich im Rückraum am wohlsten. Christoph Schneider, der vielseitig einsetzbar ist, begann mit dem Handballspielen 1998 in Hannover. Das erste Jahr im Herrenbereich absolvierte der 1,90 Meter große Niedersachse in der Saison 2008/09 in Schwarzenbach an der Saale (Bezirksoberliga). Dann verschlug es Schneider zum Studium nach Erlangen; dort schloss er sich dem TV Erlangen-Bruck II (Bezirksoberliga) an. Nach dem Aufstieg spielte er drei Jahre lang mit dem TV in der Landesliga. Auch er wird dem MTV gut zu Gesicht stehen. Zu guter Letzt hat sich der MTV mit Markus Feldmann einen Akteur geangelt, der mit dem HSV Hannover schon Drittliga-Erfahrung gesammelt hat, und zudem sehr flexibel einsetzbar ist, nämlich sowohl im Rückraum als auch am Kreis. Beim TSV Anderten, einem Stadtteil von Hannover, spielte der 1,90 große 25-Jährige im Herren- und Jugendbereich (Jugend-Bundesliga). Verlassen haben den Verein Torhüter Georg Zimmermann (MBB-SG Manching/Bezirksklasse), Andrej Macovei, Daniel Mannel (beide TSV Mainburg/Bezirksoberliga) und Tamas Virag (TSV Winkelhaid/Bezirksoberliga).

Für alle MTV-Akteure ist die Landesliga Nord Neuland. Darum wird ein Schlüssel zum Erfolg der Zusammenhalt sein. Und darin sieht Mannschaftskapitän Stephan Auernhammer die wenigsten Probleme: "Unser Ziel muss es sein, über den Teamgeist nichts mit dem Abstieg zu tun zu bekommen." Und Linksaußen Kai Struß ergänzt: "Unser großes Plus ist der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. In der Offensive müssen wir uns nicht verstecken und defensiv haben wir, so denke ich, dazugelernt, erst recht mit unserem neuen Trainer, der sein Hauptaugenmerk auf unser Abwehrverhalten richtet."

Favoriten sind für den Sportlichen Leiter Norbert Hartmann der TV Münchberg, der TSV Rothenburg o. d. Tauber mit dem 200-fachen tschechischen Nationalspieler Scaba Szücs als Trainer und der Heimatverein von Nationaltorhüter Carsten Lichtlein, die TG Heidingsfeld. Wie viele Teams die zweigeteilte Landesliga (Gruppe Nord und Süd) als Absteiger verlassen müssen, wird erst am Saisonende Mitte Mai 2017 feststehen, je nachdem, wie viele Mannschaften aus der Bayernliga der jeweiligen Landesliga zugeordnet werden. So weit wollen es die "Lilaweißen" aber nicht kommen lassen. Hartmann: "Wir wollen uns in der Liga etablieren. An einen Abstieg verschwenden wir jedenfalls keine Gedanken."

Der wichtigste Baustein in den kommenden Wochen und Monaten wird wohl Trainer Romeo Stoica sein. Der 46-Jährige ist mit Herzblut bei seinem neuen Verein und nimmt den langen Anfahrtsweg von Bobingen nach Ingolstadt (immerhin 105 Kilometer) gern in Kauf, "weil es Spaß macht, hier zu trainieren, und ich das Ganze in Kauf nehme, weil ich meinen Sport liebe". Die Eindrücke, die er in seinen ersten acht Wochen als Coach des MTV gesammelt hat, sind jedenfalls überaus positiv: "Ich habe hier eine erfahrene Mannschaft vorgefunden mit gestandenen Spielern. Das hat mich positiv überrascht. Alle verstehen, was ich meine, und können meine Vorgaben schnell umsetzen." Spieler Gerd Knuff gibt das Lob zurück: "Durch den neuen Trainer ist neuer Wind reingekommen. Man merkt, dass er fachlich gut geschult ist. Auch auf der menschlichen Ebene passt es."