In vielen Kneipen wird weiter gequalmt

03.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:14 Uhr

Schonfrist voll ausnutzen: Helmut aus Pfaffenhofen will sich das Rauchen in seiner Stammwirtschaft nicht verbieten lassen.

Pfaffenhofen (PK) Kein Qualm mehr in allen bayerischen Gaststätten – das sollte eigentlich das neue Nichtrauchergesetz bewirken. Die Realität sieht bislang noch anders aus.

Ein voller Aschenbecher steht neben dem Bierglas auf dem Tisch – der Blick durch ein Fenster des Pfaffelbräu am oberen Hauptplatz in Pfaffenhofen zeigt: Hier schert sich noch keiner um das neue Gesetz. Helmut, ein Stammgast, ärgert sich über den staatlichen Eingriff in seine persönliche (Raucher)freiheit. Er will auf jeden Fall die sechswöchige Übergangsfrist voll ausnutzen und so lange es geht in der Gaststube weiter rauchen. Der starke Raucher – er verbraucht etwa zwei Schachteln am Tag – will seinen Widerstand gegen das Rauchverbot erst aufgeben, wenn streng kontrolliert wird: "Es müssten mehr Kontrolleure her, am besten für jede Kneipe einen. Dann hätten wir keine Arbeitslosen mehr." Helmut hofft auf einen Erfolg der Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht.

Bedienung Susanne Kreipp ist sich sicher, dass die neue Regelung das Aus für viele kleine Kneipen bedeuten wird. Sie kritisiert außerdem, dass es keine einheitliche Lösung für ganz Deutschland gibt: "Die Wirte sollten selbst entscheiden können, ob sie ein Raucher- oder Nichtraucherlokal sind", sagt Kreipp und weist darauf hin, dass es beim Pfaffelbräu eine schöne Gaststube sogar mit separatem Eingang gebe, die sofort als Nichtraucherbereich ausgewiesen werden könnte.

Nägel mit Köpfen hat der Wirt der Centro-Bar gemacht: Hier müssen jetzt alle Gäste draußen rauchen. Dafür wurden neben der Tür zwei große Aschenbecher aufgestellt. Es gebe bislang wenig Probleme, sagt Impero Occhiuzzi, aber es müsse abgewartet werden, wie sich der Umsatz entwickelt. Bei seinen Gästen gibt es geteilte Meinungen über die rauchfreie Bar: "Wenn man nicht mal eine Tasse Kaffee trinken und dazu eine Zigarette rauchen kann, ist das Mist", sagt Stammgast Renate Rauscher. Ihre Freundin Sabine Maier dagegen ist Nichtraucherin und freut sich über die gute Luft: "Schön, wenn man mal eine Stunde sitzen kann, ohne dass sofort die Augen tränen." Vom Nebentisch tönt es dagegen einhellig: "Eine Frechheit". Die Männer dort nehmen Minuten später ihre Zigaretten und gehen demonstrativ vor die Tür.

Das Bräustüberl dagegen ist drinnen voller Qualm: "Weil wir uns das nicht verbieten lassen wollen!", regt sich Gerlinde Trostl auf. Sie will, dass für die einfachen Kneipen in Punkto Rauchen andere Maßstäbe gelten als für gehobene Speiselokale. Auch im Jungbräu stehen die vollen Aschenbecher auf dem Tisch: "Wir warten erst Mal die Verfassungsklage ab", meint Stammgast Ralf Perzl: "Soll ich mich als erwachsener Mensch vom Staat bevormunden lassen" Er erntet zustimmendes Nicken von den Anwesenden, alle ebenfalls Raucher.

Bei Adi Descy im Siglbräu, in der Othello-Bar und im Müllerbräu dagegen herrscht zum Beispiel Rauchverbot – und Wirte, Bedienungen und Gäste scheinen sich damit problemlos zu arrangieren. Auch in Speiselokalen wie der Alten Schmiede wird das Nichtrauchergesetz eingehalten. "Es sei eigentlich kein Thema", meint Descy, der sogar mit Schildern auf das Rauchverbot hinweist: "Das Einzige, was ich nicht mag, ist die Bevormundung."

Thekenkraft Brigitte Dofka in der "Alten Schmiede" meint, dass sie sich als Gelegenheitsraucherin jetzt sogar Geld sparen werde, denn früher seien viele angerauchte Zigaretten während der Arbeit einfach verglüht.

"Meiner Meinung nach werden sich die Gäste schnell daran gewöhnen", sagt Barfrau Theresa Traxl vom Othello. Müllerbräu-Wirt Franz Sebastian Ehrnthaller meint ebenfalls, dass es bald gang und gäbe sein wird, zum Rauchen vor die Tür zu gehen: "Die Gesellschaft passt sich an, so lange die Einschnitte nicht zu gravierend sind." Allerdings erklärt er, dass ihm ausgewiesene Nichraucherbereiche lieber gewesen wären, als die derzeitige rigorose Regelung. "Meine Vorstellung wäre ein angenehmer Kompromissvorschlag". Und: "Was soll ich tun, wenn sich hier jemand eine Zigarette anzündet? Soll ich den rausschmeißen"

Alexander Kordick, Wirt vom Salverbräu, will es mit einem anderen Trick versuchen: An der Innentür seiner Kneipe hängt ein Schild: "Heute geschlossene Gesellschaft – Raucherabend".