In Sinning ist das Mittelalter erwacht

13.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:40 Uhr

Eineinhalb bis drei Minuten dauert es, dann ist der Kampf entschieden. Schwertkämpfer lieferten sich spektakuläre Gefechte zur Unterhaltung der zahlreichen Besucher.

Sinning (DK) Mit Feuerspektakulum am Abend, feurigen Ritterrollen, selbst gebackenem Brot und sonstigen Schmankerln aus längst vergangenen Tagen, Schaukämpfen und Markttreiben punktete das erste Sinninger Mittelalterfest.

Nach zunächst zögerlichem Besuch am Freitagnachmittag mauserte sich die Veranstaltung im Schlosshof im Laufe des Wochenendes zu einem rundum gelungenen Spektakulum.

"Wir bekamen super Resonanz" zog Nicolaus Drossbach am Samstagabend eine erste Zwischenbilanz. Immer wieder seien die besondere Atmosphäre und der gepflegte Schlosspark gelobt worden. "Aussteller und Besucher bestärkten uns darin, die Veranstaltung unbedingt zu wiederholen", freute sich der Schlossherr.

Waren es am Freitagabend bereits einige Hundert Besucher, so lauschten am Samstagabend schon rund 700 den mittelalterlichen Klängen von Totus Gaudeo und bewunderten die Show der Feuerkrieger.

Feuer soll das kalte Herz der Prinzessin erwärmen. Was Tänzerinnen, Alchimisten, mitleidige Raben und auch die Kämpfer des Königs nicht vermögen, gelingt dem jungen Gaukler mit Hilfe des Feuergottes. Die märchenhafte Geschichte dient den Feuerkriegern aus Augsburg als Hintergrund und roter Faden zwischen wirbelnden Feuerrädern, Schwertern und Fackeln, die Renate, Sid, Immo und Mathias grandios beherrschen. Bravorufe und brandender Applaus belohnen die nächtliche, gut halbstündige Vorführung am Freitagabend, die auch am Samstag noch einmal wiederholt wird. "Tolles Fest, tolles Publikum", freut sich Renate. Auch die Zuschauer sind begeistert, Fabian (5) ganz besonders von der Feuershow, Papa Robert Brix dagegen findet "das ganze Ambiente super". "Gutes Essen", ergänzt Stefanie Degmeier, und Helene Posch meint, der Abend in Sinning habe sich "auf jeden Fall gelohnt".

Nebenan in der Schänke steht Guy Montmiràque, Graf und Henker in einer Person – je nachdem, wonach dem Schauspieler der Sinn steht. "Ich geißel’ mich auch bei Bedarf", verspricht er und streckt die Finger nach seinem Gegenüber aus – ganz wie Graf Dracula.

Weniger gruselig verspricht Willow, die Erdfrau, gute Wünsche aus den Karten, Engel- und Feenorakel sollen es richten. "Das ist mein erster Markt", erzählt sie, gerade habe sie sich mit ihren individuell zusammengestellten Räucherungen selbstständig gemacht. Nebenan gibt es Runenorakel, einige Schritte weiter zeigt Ingo-Peter Lehmann allen Interessierten, den Umgang mit Pfeil und Bogen, während die Damen seiner Kaiserburgschützen Zielwasser in Form verschiedener Metsorten ausschenken. Drachenblut, Drachenfeuer, schwarzer oder güldener Met stehen zur Auswahl.

Im Lager von Igni et ferro brodelt Keltische Pfeffersuppe im Kessel über dem Feuer und Köchin Iris rührt gelegentlich um. Wie alt das Rezept ist? "Das dürfte so etwa im Jahr 2000 entstanden sein", schmunzelt sie und setzt hinzu "nach Christus". Immerhin aber werden die Pfefferkörner dafür eigenhändig mit dem Mörser zerstoßen. Vier Kämpfer hat die Gruppe dabei, und Hauptmann Michael Schölzel und Matthias Fendt üben schon mal für die spektakulären Schaukämpfe am Samstag und Sonntag. Eineinhalb bis drei Minuten etwa dauert es, bis eine Pattsituation entstanden ist oder einer der beiden Schwertkämpfer am Boden liegt. Im Zelt nebenan zeigen die Höllensteyner "uns selbst", erklärt einer der fantasievoll gewandeten Herren in Rot-Schwarz. Eben noch ist er mit seinem Kumpanen durchs Wohnzimmer gelaufen. Das des Zauberers Amron nämlich, der gerade mitten auf der Wiese einigen Jungs die Welt der Magie zeigt. Lothar (14) macht sich gut als Zauberlehrling, während Julian (8) staunt: "Das versteh ich jetzt nicht ganz".

Ein Zelt weiter bietet Dodo Donhauser im mittelalterlichen Gewand modernes Kinderschminken an und wer einen Blick ins Zelt des fröhlichen Ritters Andreas wirft, kann dort dessen 75 Kilogramm schwere Rüstung bewundern, sofern ihn Alarmanlage Jacky nicht mit lautem Gebell in die Flucht schlägt.

Ein abwechslungsreicher Markt, der Feeling und Ambiente in den Vordergrund stellte, Kommerz blieb wohltuend im Hintergrund – hier waren die Aussteller mit viel Herzblut dabei.