Schrobenhausen
In Schönschreiben gab es gute Noten

Landshuter Heimathistoriker gab einen Einblick in die Geschichte des jungen Joseph Kaspar Sattler

08.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:18 Uhr

Das Thema Sattler verbindet: Hanns Schultes, rechts, dankt dem Landshuter Heinrich Egner für seinen Vortrag. Claudia Freitag-Mair, Vorsitzende des Historischen Vereins, übergab ein kleines Präsent.

Schrobenhausen (mbs) Die Biografie des 1867 in Schrobenhausen geborenen Grafikers Joseph Kaspar Sattler hat viele Lücken. Heimathistoriker Heinrich Egner aus Landshut berichtete während der Jahresversammlung des Historischen Vereins vor allem von der Jugend des Künstlers.

Eine umfassende Darstellung der Biografie Sattlers, 1931 in München gestorben, gibt es bis heute nicht. In Landshut, wo die Familie 1876 von Schrobenhausen her zugezogen ist, hat sich der Heimathistoriker Heinrich Egner des Künstlers angenommen.

Vater Sattler war als Maler und Fotograf tätig, offenbar erfolgreich, und hatte wohl auch Weitblick. Er förderte das künstlerische Talent des Sohnes und ließ der jüngsten Tochter eine höhere Ausbildung zukommen, sie lernte Sprachen und wurde Übersetzerin. Bei ihr in München verbrachte nach dem Ersten Weltkrieg der alternde Künstler seine letzten Lebensjahre.

Der junge Joseph Kaspar Sattler machte in Landshut keine großartige Schulkarriere, außer in Schönschreiben und Zeichnen schaffte er nur mäßige Noten. Im Malergeschäft des Vaters wurde er zu Anstreicherarbeiten herangezogen. Bei solcher Tätigkeit konnte der Junge durch ein Fenster den Künstler Rudolf Seitz beim Ausmalen des Landshuter Rathaussaales beobachten – das war seine Welt! So wurde Seitz zu Joseph Kaspar Sattlers „geheimem Lehrer.“

In Landshut hinterließ Sattler künstlerisch nur wenige Belege, einer aber sticht heraus: Joseph Linnbrunner, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Gründung des Vereins zur regelmäßigen Inszenierung der Landshuter Hochzeit als Festspiel beteiligt war, konnte seinen Jugend- und Schulfreund Sattler gewinnen, ein Plakat zu entwerfen. Es ist vielleicht das schönste unter den historischen Plakaten zur Landshuter Hochzeit und war ab 1912 viele Jahre in Gebrauch. Dass sich Sattler später vermehrt Motiven um den Tod zuwandte, kann sich Egner auch mit nahe beisammen liegenden Trauerfällen in der Familie erklären; nacheinander starben 1883 und 1884 erst die ältere Schwester, dann die Mutter; der Vater starb 1907. Nachdem er sich in Berlin und Straßburg einen guten Ruf erworben und internationale Preisen gewonnen hatte, spielte Landshut in seinem Leben kaum noch eine Rolle. Zu den kuriosen Anekdoten, die Egner erzählte, gehörte die Geschichte norddeutscher Besucher in Landshut, die den mittlerweile bekannten Künstler besuchen wollten, um sich von ihm eine Exlibris gestalten zu lassen. Aber Sattler war längst irgendwo in der Welt.

Hanns Schultes, seit seiner Zeit als städtischer Kulturreferent Sattlers Sachwalter in Schrobenhausen, betonte anschließend noch einmal die Lücken in der biografischen und kunsthistorischen Forschung. Hier wie dort, ob Schrobenhausen oder Landshut, gibt es zu Sattler nur Bruchstücke. Die beachtliche Sattler-Sammlung in Schrobenhausen sei dem Münchner Kupferdrucker Heinrich Graf zu danken, der vor 40 Jahren seine Sattler-Dokumente an die Geburtsstadt Schrobenhausen gegeben habe.