Pfaffenhofen
In Schlangenlinien zur grünen Lunge

An der Neugestaltung der Schlachthofstraße scheiden sich die Geister – zum Zug kommt der Bürgerwille

26.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:11 Uhr

Die Schlachthofstraße muss dringend saniert werden - nur wie, darüber waren sich die Stadträte ziemlich uneins - Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Aus dem breiten Boulevard, der vom Stadtgraben zum künftigen Bürgerpark geführt hätte, wird nichts. Pfaffenhofens Stadträte entschieden sich dafür, die Autos in Schlangenlinien durch die Schlachthofstraße fahren zu lassen – mit Gehwegen auf beiden Seiten und versetzten Parkplätzen.

Es war eine haarige Entscheidung, die das Gremium zu treffen hatte. Und leicht haben es sich die Räte nicht gemacht. Zwei Varianten standen zur Debatte. Beide hätten mit geschätzt 950 000 Euro gleich viel Geld gekostet. Und im Vorfeld hatten zwei Versammlungen ergeben, dass die Anlieger keinen Boulevard, sondern die Variante mit den versetzten Parkplätzen bevorzugen würden. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) schickte der Debatte dennoch voraus, dass „heute womöglich zum ersten Mal eine Entscheidung gegen den erklärten Bürgerwillen“ gefällt werden könnte. Schlichtweg darum, weil er und die SPD-Fraktion dem Boulevard klar den Vorzug gegeben hätten. Nicht, weil sie der Anliegerwille nicht interessieren würde. Sondern weil „wir nicht an einige wenige, sondern letztlich an alle Bürger der Stadt denken müssen. Und da wäre diese Variante einfach die bessere.“

Eine Meinung, die freilich nicht alle Räte teilen mochten. Mobil machte als erstes die CSU. Martin Rohrmann sah im Schlangenlinienfahren eine Chance, den Verkehr zu drosseln. Ein Vorteil, den Stadtbaumeister Gerald Baumann eher in Zweifel stellte. „In der Praxis laden die Kurven auch häufig zum schwungvollen, sportlichen Fahren ein.“ Hans Prechter fand deutliche Worte und sprach bei der Boulevard-Variante von planerischem Murks. „Die Vollgas-Mentalität aus den 70ern wollen wir heute nicht mehr haben. Die Schlachthofstraße ist kein Autobahnzubringer“, wetterte der Altbürgermeister. So gefiel den Christsozialen die Variante mit einem zwei Meter breiten Gehweg auf der einen und einem knapp 2,5 Meter breiten Gehweg auf der anderen Straßenseite schlichtweg besser. Die Fahrbahn schlängelt sich zwischen den abwechselnd links und rechts liegenden Parkbuchten hindurch. Und die Radfahrer, die bei dieser Variante nicht mehr entgegen der Einbahnstraße strampeln dürfen, haben stadteinwärts eben den Umweg über die Grabmairstraße in Kauf zu nehmen.

Peter Heinzlmair entband die Freien Wähler von jeglichem Fraktionszwang, während Reinhard Haiplik (ÖDP) den Anwohnerwillen zum entscheidenden Kriterium erhob. „Es ist nicht unproblematisch, die Leute erst zu befragen und dann genau anders zu entscheiden.“ Ein Plädoyer für den Boulevard brachte Steffen Kopetzky (SPD) vor. „So ein breiter Weg, der auf die neue grüne Lunge der Stadt zuführt, wäre ein soziales Erlebnis für alle Bürger“, sagte er. Und zur Seite sprang ihm mit Andreas Kufer ausgerechnet der jüngste Freie Wähler. Der fachlich versierte Baufachmann bevorzugte ebenfalls den Boulevard. Vor allem weil er in der Praxis einfacher zu handhaben sei, etwa für die Müllabfuhr, die Kehrmaschine oder den Rettungsdienst.

Nach langer Debatte stand die SPD – lediglich unterstützt von Kufer und dem Dritten Bürgermeister Roland Dörfler (Grüne) – ziemlich alleine da. Mit den (personell an sich dezimierten) CSU-lern votierten FDP, die restlichen Freien Wähler, Grüne, ÖDP und Manfred „Mensch“ Mayer. Mit 13:11 Stimmen schloss sich die Mehrheit Prechters Ausführungen oder dem Willen der Anwohner an. Neben Herker und der SPD empfand wohl auch Stadtbaumeister Gerald Baumann die Entscheidung als verpasste Chance. „Der Eindruck einer Allee wäre eher bei der anderen Variante entstanden. Und der optische Eindruck des Straßenzuges wäre beim Boulevard deutlich klarer strukturiert gewesen“, sagte Baumann.