In rasanter Fahrt durch Wassergraben und Pa r cours

18.06.2006 | Stand 03.12.2020, 7:47 Uhr

Neuburg (ahl) "Unfall an Hindernis drei" – der Ruf dringt bis vor ans vierte Hindernis, das so genannte Labyrinth, wo sich der Hilfstrupp sofort samt Wagen in Bewegung setzt. Zum Einsatz kommt es aber nicht, denn Josef Kreil aus Karlskron hat Glück gehabt. Zwar verweigerte sein Pferd den Wassergraben, aber der anschließende Sturz an der Böschung ging glimpflich aus, Pferd wie Fahrer und Beifahrer blieben unverletzt.

Aber der kleine Unfall zeigt, dass der Fahrsport keineswegs ungefährlich ist, wie Bernd Rachner per Mikrophon durchgibt. Der Vorsitzende der Pferdefreunde Neuburg ist erleichtert. Als Turnierleiter der Neuburger Pferdetage mit Fahrturnier der Kategorien B und C sowie den Bayerischen Juniorenmeisterschaften der Klasse A hat er auch so genug um die Ohren, trotz seiner an die 100 Helfer. Dazu zählt natürlich Hermann Nutz, der "früh um sieben auf dem Weg vom Semmelnholen am Platz vorbeikommt und die Gäste zu Hause vergisst, weil ein Kabel verlegt werden muss." Und Martin Eichlinger, der laut Rachner "zur Kaste der Wiederbeleber des Fahrsports gehört" und in der Region Ingolstadt als Beauftragter für den Fahrsport im Kreis-Pferde-Sportverband als Motor nicht nur für die vier Turniere der Region fungiert.

Zum Vergleich: Bayernweit werden derzeit jährlich lediglich elf bis fünfzehn solcher Fahrturniere veranstaltet. "Ein mittelständiges Unternehmen" meint Preisrichter und Beauftragter der Landeskommission Gunter Herppich mit Blick auf erforderliche Organisationsarbeit und Zahl der Helfer.

Allein 40 bis 50 Helfer sind auf der Strecke aktiv. Sie schauen mit Argusaugen, dass die Fahrer kein Hindernis auslassen oder in der falschen Richtung durchfahren, dass die richtige Gangart - Schritt oder Trab - auf den ersten beiden Strecken und natürlich die Streckenführung eingehalten wird. Eine Radarkontrolle, offiziell Vet-Check genannt, gibt es beim Geländefahren auch, denn vor der dritten Teilprüfung, der Hindernisstrecke, wird eine zehnminütige Zwangspause eingelegt, während Tierärztin Christine Schneemeier, unterstützt von Vater Johann, Puls- und Atemfrequenz misst und die Tiere auf Lahmheiten oder Verletzungen untersucht.

Die Bayerische Juniorenmeisterschaft im Einspännerfahren ist fest in weiblicher Hand. Fünf Teilnehmerinnen starten bei der Dressurprüfung und im Hindernisfahren, während im Gelände nur noch vier am Start sind. Mit Sonja Nutz und Susanne Rachner hat der Neuburger Verein gleich zwei Eisen im Feuer. Die amtierende Meisterin kommt dagegen vom Pferdefreundeverein Wendelstein. Kathrin Karosser, die nach der Dressurprüfung klar in Führung liegt, ist zum zweiten Mal dabei, letztes Jahr in Willersdorf gewann sie auf Anhieb. "Nettes Turnier, gut organisiert", meint sie nach dem Vet-Check. Eine Prognose wagt sie nicht, zumal das Geländefahren neu im Wettbewerb dabei ist. "Hier kommt meine härteste Konkurrenz", ruft sie fröhlich Veronika Kirmaier aus Alztal-Wiesmühl zu, die direkt nach ihr gestartet ist, und im letzten Jahr Fünfte wurde. Aber das Geländefahren gewinnt erst einmal Susanne Rachner mit ihrem achtjährigen, hoch im Blut stehenden Araber-Lipizzanermischling Olymp. Der Sonntag steht zunächst im Zeichen eines vom Marienheimer Posaunenchor mitgestalteten Feldgottesdienstes, bevor die Entscheidung um die Meisterschaft im Hindernisfahren fällt. Pfarrer Hartmut Dusse von der evangelisch-reformierten Kirche Marienheim schlägt in seiner Andacht den Bogen von der Würde des Pferdes und dem Umgang des Menschen mit dem Tier auf den Umgang der Menschen untereinander. Anschließend segnet Ständiger Dekan Andreas Buchfelder von der katholischen Pfarrei St. Ulrich das neue Vereinsgelände, von Sportreferent Klaus Eisenhofer kurz "Allwetterplatz" genannt.