Berg
In neuer Pracht

Wittelsbacher Ausgleichsfonds wird für die Restaurierung der Votivkapelle für Ludwig II. ausgezeichnet

29.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:36 Uhr

Berg (DK) Es ist ein besonderer Ort, an dem die Gedächtniskapelle St. Ludwig am Starnberger See steht: Am Wassersaum markiert ein Kreuz die Stelle, wo der entmündigte und entmachtete König Ludwig II.

in der Nacht des Pfingstsonntages 1886 tot aufgefunden worden war. Am Hang erinnert eine steinerne Laterne, aufgestellt von Ludwigs Mutter Königin Marie von Preußen, an den im Alter von 40 Jahren Gestorbenen. Und darüber erhebt sich zwischen Bäumen eine 32 Meter hohe Kapelle aus grauem Muschelkalk. Von außen wirkt sie mit ihren Rundbögen neo-romanisch, innen ist der Zentralbau ausgeschmückt mit weißem Marmor und neo-byzantinischen Malereien. Diese hatten Schaden genommen durch die hohe Luftfeuchtigkeit am Seeufer, und auch das Blechdach war undicht geworden. Deshalb hat vier Jahre lang ein Team von 35 Restauratoren, Steinmetzen und anderen Handwerkern im Auftrag des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) die äußere Hülle und den Innenraum restauriert. Als Anerkennung erhielt der WAF nun die Denkmalschutzmedaille vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.

Ludwig II. hatte Geschmack am Orient - das wird an vielen Details seiner Schlösser sichtbar. Umgesetzt hat seine Bauprojekte der österreichische Architekt Julius Hofmann (1840-1896), und er hat auch diese "Votivkapelle", wie sie im Volksmund genannt wird, für seinen verstorbenen König entworfen. Orientalisch mutet vor allem die Malerei in der Kuppel an, die von dem Historienmaler August Spieß (1841-1923) stammt. Auf tiefblauem Grund sind die Patrone der acht bayerischen Diözesen dargestellt (das pfälzische Speyer zählte damals noch dazu), und die heiligen Männer stehen unter Dattelpalmen, als seien sie nicht in Bayern zu Hause, sondern in Damaskus oder Kairo. Sie alle umringen die Gottesmutter Maria, die im Zentrum thront. Der dreifaltige Gott ist Thema der Apsiden: Zentral in der Apsis über dem Altar segnet Christus in einer Mandorla den Eintretenden, in der rechten Apsis schwebt die Taube als Symbol des Heiligen Geistes, in der linken Apsis ist Gottvater als Schöpfer dargestellt, denn in seinen Händen hält er die Welt als transparente Kugel, in der Himmel und Erde, Wasser, Landschaft und Vegetation erkennbar sind.

Benannt ist die Kapelle keinesfalls nach dem bayerischen König, sondern nach dem heiligen Ludwig IX. von Frankreich aus dem 13. Jahrhundert, der als "Idealtypus" eines christlichen Herrschers gilt - auch er ist Teil des Bildprogramms und trägt einen blauen Mantel mit goldenen Bourbonen-Lilien. All diese Gemälde leuchten nun wieder in frischen Farben, als wäre die Kapelle gerade erst eingeweiht worden. Dabei wurde der Grundstein bereits 1896 gelegt, und dank eines Fundamentes und eines tragenden Gerüstes aus Beton erweist sich die Architektur der Kapelle auch als sehr stabil. Die Feuchtigkeit hatte allerdings Salze in den Mauern ausgeschwemmt, die durch Kompressen abgenommen werden mussten, ebenso mussten lockere Verfugungen an der Fassade gefestigt werden und die Verglasung an einigen Stellen repariert werden. Gerade die kleinen Fensterscheiben, die die Farbigkeit und Struktur von Alabaster nachahmen, sorgen für eine ganz besondere Beleuchtung und eine andächtige Stimmung im Raum.

Insgesamt, so betont Martin Spaenle als leitender Architekt der Restaurierungsmaßnahmen, habe man für die Kapelle, die am 13. Juni 1900 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht wurde, solide Baustoffe gewählt, "die gut mit dem Klima hier umgehen können". Dass der Wittelsbacher Ausgleichsfond für die vorbildhafte Restaurierung der Kapelle mit der Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet wurde, sei auch eine Anerkennung dafür, dass man in jahrzehntelangem Engagement den Stiftungszweck erfülle, nämlich das kulturelle Erbe des Hauses Wittelsbach zu bewahren und das Stiftungsvermögen zu verwalten, betonte Michael Kuemmerle, Vorsitzender der Geschäftsführung des WAF. Die Kapelle liegt innerhalb des Landschaftsparks von Schloss Berg, von wo aus Ludwig II. in den Sommermonaten gerne die Regierungsgeschäfte führte.

Die Votivkapelle ist bis zum 31. Oktober täglich von 9 bis 17 Uhr einsehbar. Am Sonntag jeweils nach dem 13. Juni (dem Todestag von Ludwig II. ) ist sie zu einem Gottesdienst geöffnet.

Annette Krauß