In München rührt sich was

05.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:42 Uhr

Ingolstadt (sic) Sie warten und warten. Mit wachsender Ungeduld. Die Technikerschule der Stadt hofft, bald die Ausbildung zum staatlich geprüften Mechatronik-Techniker anbieten zu können. "Der Bedarf ist immens", berichtet Schulleiter Karl Hartl.

Aus der Industrie töne der Ruf nach Fachkräften immer lauter, erzählt er. Maschinenbauer, Elektrotechniker und Informatiker bildet die Schule in Fülle aus – einzig mit der gerade bei Audi gefragten Befähigung zum Beruf des Mechatronik-Technikers können Hartl und sein Kollegium noch nicht dienen.

Der einstimmige Beschluss des Stadtrats, diesen Ausbildungszweig einzurichten, liegt schon zweieinhalb Jahren zurück. Seither warten Technikerschule und Stadt auf die Genehmigung des bayerischen Kultusministeriums. Warum München bis jetzt keine Erlaubnis erteilt hat, wissen die Antragsteller nicht so genau.

Spekulationen könnten bald müßig sein, denn aus dem Kultusministerium kam gestern folgende Nachricht: "Die Chancen stehen sehr gut, dass der Ausbildungszweig für Mechatronik-Techniker im Herbst 2009 starten kann", berichtete Sylvia Schnaubelt, Pressesprecherin des Hauses, auf Anfrage.

Zuerst müsse noch das Ende eines Schulversuchs in Nördlingen abgewartet werden, der gerade verlängert worden sei. "Im Februar 2009 wird das Projekt abgeschlossen sein." Wenn dann alles passe, "kann jede Schule, die interessiert ist, den Zweig anbieten".

Eigentlich habe das Ministerium die Ergebnisse des Schulversuchs "längst für gut befunden", berichtete Sylvia Schnaubelt, jetzt gelte es, "noch einige formale Dinge nachzujustieren". Dazu zählt sie Lehrpläne und Stundentafeln, die regeln, welche Fächer wie oft in der Woche unterrichtet werden.

Die gründliche Testphase für den Ausbildungszweig sei ganz normal, sagt die Pressesprecherin. "Das ist schließlich eine völlig neue Richtung, da muss vorher alles geklärt sein."

Die Stadt Ingolstadt habe die Realisierung des Stadtratsbeschlusses vom 9. Februar 2006 stets nach Kräften unterstützt, betonte gestern Kulturreferent Gabriel Engert. "Wir hatten in dieser Sache ununterbrochen Kontakt. Außerdem haben wir deshalb den bayerischen Städtetag angeschrieben."

In der vergangenen Woche hatte auch die SPD im Stadtrat Druck gemacht. In einem Antrag forderte die Fraktion die Stadt auf, darauf hinzuwirken, dass spätestens 2009 in Ingolstadt eine Ausbildung zum Mechatronik-Techniker möglich ist. Zur Begründung heißt es: "Gerade für den Wirtschaftsstandort Ingolstadt ist dieses Angebot unerlässlich. (. . . ) Zum jetzigen Zeitpunkt müssen die Mechatroniker in Maschinenbau bzw. Elektronikklassen eingeschleust werden. Zweckmäßiger wäre jedoch eine Ausbildung aus einem Guss."

So sieht es auch der Chef der Technikerschule. Sein Haus sei personell bereits in der Lage, mit der neuen Ausbildung anzufangen, sagt Hartl. Weil die Zahl der Informatik-Schüler gesunken sei, "sind Kapazitäten frei geworden". Es fehle allerdings noch an der Ausstattung, man brauche etwa Technologiestationen für die Schulung der Mechatroniker.

Dass das etwas koste, liege in der Natur einer Technikerschule, betont der Studiendirektor. "Wir brauchen eine andere finanzielle Ausstattung. Wir müssen uns schließlich am industriellen Standard orientieren."

Der Andrang der Schüler ist ein Indiz dafür, dass sich der große Aufwand lohnt. Laut Hartl reicht die Warteliste für Plätze an seiner Schule in der Fachrichtung Maschinenbautechnik bis ins Jahr 2010.