In Heuberg regt sich Protest

Kleine Demonstration gegen vier Fotovoltaik-Felder mitten in der Flur - Zerstückelung der Landschaft beklagt

13.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:11 Uhr
Dirk Jaeschke zeigt eine Fotomontage, wie sich das Landschaftsbild der Heuberger Flur verändern würde. −Foto: Tschapka

Heuberg - In der Nähe des Hilpoltsteiner Ortsteils Heuberg sollen mitten im Grünen auf einer Fläche von etwa zehn Hektar Fotovoltaik-Anlagen entstehen.

Dafür hatte sich der Hilpoltsteiner Stadtrat mit knapper Mehrheit ausgesprochen. Gegen diese Entscheidung regt sich nun heftiger Widerstand.

Dorfbewohner mit ihren Kindern, mehrere Landwirte, Vertreter der Jagdgenossenschaft und sogar ein paar Alpakas versammelten sich am Freitag auf einem der Felder, wo eine der besagten Anlagen entstehen soll. Die Gruppe sammelt zudem Unterschriften gegen das Projekt. Um die Ausmaße der Anlage zu veranschaulichen, hatten die Gegner einen 3,5 Meter hohen Anhänger postiert, der die ungefähre Höhe der Solaranlage demonstrieren soll. Der Bau würde zu einem dramatischen Einschnitt in ihr heimatliches Landschaftsbild führen, sind die Anwohner überzeugt. Aber das ist nicht alles.

Einer der Wortführer, der Hilpoltsteiner Anwalt Dirk Jaeschke, betonte gleich zur Beginn, dass keiner der Anwesenden ein Feind der Fotovoltaik oder grüner Energie sei. "Aber alles sollte an seinem richtigen Platz sein, und wenn man sich hier das Panorama ansieht, braucht man nicht viel Naturverbundenheit, um festzustellen, dass das hier nicht der richtige Ort ist. " Die geplante Fläche, aufgeteilt auf vier Areale, die alle eingezäunt werden sollen, liegt zentral in der Heuberger Flur, direkt an mehreren Wanderwegen.

"Wie sich insbesondere während der Corona-Pandemie gezeigt hat, werden diese und die gesamte Flur sehr intensiv von der Bevölkerung für die Naherholung genutzt", lautet die Beobachtung Jaeschkes. "Die Einschätzung des Verfassers des Flächennutzungsplans, die Frequentierung sei im Umfeld des Rothsees ?vermutlich eher mittel' sei daher zu hinterfragen", findet er.

Die Realität sei eine andere: "Es haben regelrechte Karawanen hier Erholung gesucht", erinnert er sich. "Wenn die vier umzäunten Anlagen wie geplant kommen, hat sich das mit dem Naturerlebnis erledigt. " Neben den Wanderwegen befinden sich in unmittelbarer Nähe in Heuberg und Göggelbuch/Riedersdorf außerdem drei Quellen, die umfangreich renaturiert worden seien. Thomas Mauderer, Landwirt aus Altenhofen, gibt zu bedenken, dass die in den Boden eingeschlagenen Bauteile der Unterkonstruktion voraussichtlich aus verzinkten Stahl bestünden, wodurch möglicherweise Zink in die Umwelt - und so auch in das Quellwasser - geraten könnte.

Auch Manfred Gilch, Rother Kreisvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), lehnt die Bebauung von Grün- oder Ackerland mit PV-Anlagen grundsätzlich ab, solange es noch so viele ungenutzte Flächen gebe. Auch der Krieg in der Ukraine, in dessen Folge die Forderung immer lauter werde, so schnell wie möglich regenerative Energien auszubauen, um die Abhängigkeit von russischen fossilen Rohstoffen zu beenden, ändere daran nichts.

"Uns fehlt das Engagement, zunächst alle bestehenden Flächen wie Parkplätze, Supermarktdächer oder Neubauten, wo immer das möglich ist, mit Dachanlagen zur Stromerzeugnis auszustatten", sagte Gilch. Es gebe nach wie vor keine gesetzlichen Regelungen, dies stärker in Angriff zu nehmen.

Ein weiterer Aspekt des Ukraine-Kriegs sei die Lebensmittelversorgung der nahen Zukunft. Da sowohl Russland als auch die Ukraine zu den weltweit größten Getreide-Exporteuren gehörten, "werde man langfristig dankbar sein um jeden Quadratmeter Ackerfläche, den wir nicht versiegeln", gab Gilch zu bedenken. Deshalb findet er auch den Flächenumfang, den die Stadt Hilpoltstein zur Nutzung von Solarenergie ausgewiesen habe, als viel zu hoch. Die Nachbargemeinde Heideck habe etwa zwölf Hektar ausgewiesen, die Stadt Hilpoltstein zusätzlich zu den bereits bestehenden Anlagen 80 Hektar. "Das ist mehr als die Fläche eines Vollerwerbsbetriebs", stellte Gilch fest.

Kritik übte auch Landwirt Georg Harrer. Zum einen, weil eine Bürgerbeteiligung seiner Meinung nach offensichtlich "nicht gewollt" sei, und stattdessen ein großer Investor bevorzugt werde. So werde die Mitsprache von Anwohnern auch zukünftig kaum berücksichtigt. Anderseits werde man aufgrund der Zerstückelung und Umzäunung der Planungsflächen Schwierigkeiten bekommen, mit landwirtschaftlichen Maschinen vernünftig rangieren und arbeiten zu können. Außerdem befürchtet er einen Abbau der Humusschicht unter den Anlagen, die nicht mehr bewirtschaftet würden, was zu einer Versteppung, und damit zu einer stärkere Nitratauswaschung führen kann.

HK

Schließlich ergriff der Jagdpächter der Heuberger Jagdgenossenschaft, Berndt Wollmarker, das Wort. Ihm zufolge konnte in den vergangenen beiden Jahren die vom Schwarzwild erzeugten Verbiss- und Flurschäden deutlich reduziert werden. "Wenn jedoch die bis zum Waldrand eingefriedeten Anlagen realisiert werden, verliert es seine freien Grünäsungsflächen, die ja auch vom Landratsamt gefordert werden, um den Verbiss im Wald zu reduzieren. " Auch sei eine sinnvolle Jagd nicht mehr möglich, weil im Planungsbereich mindestens vier Ansitze wegfallen würden.

Abschließend machte Dirk Jaeschke noch einmal deutlich, dass sich der Protest nicht etwa gegen die Flächeneigentümer richte, die mit Sicherheit alle davon ausgingen, dass sie mit ihren Verkauf etwas Gutes für die Umwelt täten. "Wir wollen bei den Entscheidungsträgern im Stadtrat ein Umdenken erreichen, denn für uns stellt es eine Sünde dar, mitten in ein Landschaftsschutzgebiet ein solcherart zerstückeltes Gewerbegebiet zu stellen, wenn auch ein solares. " Alle Verantwortlichen, so Dirk Jaeschke, sollten sich aber nicht blenden lassen, sondern stattdessen hinter die Kulissen blicken und dabei erkennen, was das alles für Landwirtschaft, Umwelt und die Jagd bedeute.

HK

Tobias Tschapka