Ingolstadt
In enger Abstimmung

Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum hat sich aufgestellt zwei neue Experten

13.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:39 Uhr
Matthias Aurich (rechts). −Foto: Foto:

Ingolstadt (DK) Für Michael Wenzl ist es "die Zukunft". In zehn Jahren werde es an deutschen Kliniken gar nichts anderes mehr geben, sagt der Professor. Wenzl meint damit die im vergangenen Jahr viel diskutierte Zusammenlegung von Orthopädie und Unfallchirurgie am Ingolstädter Klinikum.

Seit 1. Februar ist das neue Zentrum im sechsten Stock des Ingolstädter Schwerpunktkrankenhauses offiziell etabliert. Das in fünf Sektionen unterteilte Zentrum unter Leitung Wenzls ist die größte somatische, also den Körper betreffende Abteilung am Klinikum. Nur das ans Klinikum angegliederte Zentrum für psychische Gesundheit ist noch größer. Bis zu 37 Ärzte sollen im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie in enger Abstimmung tätig sein. Derzeit sind es 31.

Die Neuausrichtung der entsprechenden Abteilungen am Ingolstädter Klinikum ist somit weit vorangeschritten. Der größte Vorteil seien die kurzen Wege und die engmaschige Zusammenarbeit der früher eigenständigen Stationen. Für den Patienten ist damit alles unter einem Dach, für Wenzl "ein ganz großer Vorteil". "Stürzt ein Patient, der eine Endoprothese (ein dauerhaft eingesetztes Implantat, etwa ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk, Anm. d. Red.) hat, und kommt ins Krankenhaus, wäre für das eingesetzte Gelenk die Orthopädie zuständig, für den Unfall aber die Unfallchirurgie", erklärt Wenzl. Mit dem neuen Zentrum stelle sich die Frage, ob der Patient nun ein Fall für die Orthopädie oder für die Unfallchirurgie sei, nicht mehr - mögliche Abstimmungsprobleme fallen weg.

Die fünf Sektionen unterteilen sich in Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (Sektionsleitung Wenzl), Hand- und plastische Chirurgie (Leitung Günther Schmidt), septische Chirurgie des Bewegungsapparates (Mathias Bühler), orthopädische Chirurgie (Matthias Aurich) und konservative und operative Wirbelsäulentherapie (Robert Morrison), die in Ingolstadt direkt mit der Klinik für Neurochirurgie unter Professor Siamak Asgari zusammenarbeitet.

Zum 1. Februar haben zwei renommierte Mediziner ihre Tätigkeit am Klinikum aufgenommen: Privatdozent Matthias Aurich als Sektionsleiter für die orthopädische Chirurgie und Robert Morrison als Sektionsleiter für konservative und operative Wirbelsäulentherapie. Der gebürtige Chemnitzer Aurich (47) war zuletzt Oberarzt an der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Jena - zuvor war er unter anderem am Kollaborationszentrum der Weltgesundheitsorganisation für Arthroseforschung in Chicago, an einem der größten Zentren für Orthopädie und Unfallchirurgie in Melbourne (Australien) und im University College Hospital in London auf dem Gebiet der Schulter- und Ellenbogenchirurgie tätig. Am Klinikum vertritt Aurich Professor Wenzl als Chef des gesamten Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie. Zusammen mit dem niedergelassenen Orthopäden Markus Peyerl, der bis 2014 leitender Oberarzt der Orthopädie am Klinikum war, als Belegarzt am Klinikum aber immer noch tätig ist, verfügt das Krankenhaus in der Endoprothetik auch wieder über zwei Hauptoperateure und hat die Zertifikation zum Endoprothetik-Zentrum neu beantragt. Den mit dem Weggang von Professor Axel Hillmann verloren gegangenen Status Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung strebt das Klinikum nicht mehr an. "Der dafür nötige hohe Verwaltungsaufwand steht zum Mehrgewinn in keinem Verhältnis", so Wenzl.

Der 42-jährige Robert Morrison stammt aus Würzburg. Er war zuletzt Leitender Oberarzt für die Wirbelsäulentherapie in der Schön-Klinik Nürnberg/Fürth und ist Mitglied verschiedener Vereinigungen für Chirurgen und Wirbelsäulenspezialisten. Morrison deckt am Klinikum das gesamte Spektrum für Wirbelsäulentherapie ab - vom Bandscheibenvorfall bis zur Fraktur. Dabei gelte stets der Grundsatz "konservativ vor operativ". "Es gibt nichts Schlechteres, als einen Patienten zu schnell zu operieren", sagt Morrison und widerspricht damit hartnäckigen Gerüchten, in Kliniken werde aus wirtschaftlichen Gründen zu viel operiert. Nach Bandscheibenvorfällen etwa sei bei nur 20 Prozent der Patienten eine Operation nötig. Wenzl bekräftigt: "Wenn wir eine OP-Indikation ökonomischen Zwängen unterordnen, haben wir als Ärzte verloren."