Zum Artikel "Drei Fachleute, zwei Ansichten" (WZ vom 8. März) und zum Leserbrief "Fachkunde statt Idealismus" von Alan Whittaker (PK vom 16. März):Ich möchte ein großes Lob für den Artikel aussprechen, insbesondere, da unter anderem auch die Fällung in Manching angesprochen wird.
Ich finde es sehr interessant, wenn Dinge kritisch hinterfragt werden und wenn mehrere Personen zum gleichen Thema informieren.
Insbesondere die Ansicht von Frau Hartmann hat mir viele neue Perspektiven und viel Wissen vermittelt. So war mir unbekannt, dass ein einziger Großbaum mit seiner Zelloberfläche von zwei Fußballfeldern in seinen vielen Funktionen nur ersetzt werden kann durch 2000 Jungbäume. Oder auch der lapidare Satz von Ersatzpflanzungen, über die man immer wieder liest, ohne genaueres davon zu erfahren wie zum Beispiel ob dafür Felder für die Nahrungsproduktion aufgegeben und dann Monokulturen gepflanzt werden. Oder wieviele und welche Bäume tatsächlich aufgeforstet werden. Auch habe ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, "dass ein Baum im bebauten Raum für den Klimaschutz viermal wertvoller ist, als stünde er draußen in der freien Landschaft oder im Wald" und daraus die Folgerung gezogen, mehr Bäume im urbanen Raum zu pflanzen beziehungsweise nicht abholzen zu lassen. Auch die Wiederverwendung des Holzes als Totholz finde ich einen interessanten Aspekt, aber in diesem Bezug etwas makaber und auch Teil einer billigen Rechtfertigung, denn Totholz brauche ich nur in Wäldern stehen lassen und muss nicht gesunde Bäume dafür fällen. Aber wie gesagt, schön, dass es erwähnt wurde und ich hoffe, dass nicht nur Straßenbauämter mit Totholz für Insekten arbeiten, sondern vor allem auch die Forstämter und Naturschutzbehörden, deren Aufgabe das ist - natürlich neben dem vorrangigen Schutz von lebenden Bäumen. Es freut mich ebenso, dass in Wolnzach über Ersatzpflanzungen so genau nachgedacht wurde. Derartiges wurde im DK-Artikel vom 16. Februar zum Ausbau der B16 Ost in Manching nicht erwähnt - hier wurden nur schnell mehrere ortsprägende große Eichen abgeholzt, bevor das Fällungsverbot ab März in Kraft trat. Alternativen, die einen Erhalt der Bäume ermöglicht hätten, wurden meines Wissens weder im Vorfeld noch im Artikel angesprochen.
Ich bitte Sie als Zeitung vor Ort, weiterhin so kritisch und umfangreich zu hinterfragen und zu berichten, denn wie dieses Beispiel zeigt, geht es nicht nur um ein paar Bäume, sondern um eine Haltung und eine Einstellung. Was will ich als Gemeinde, was will ich als Einzelner? Wie wichtig sind gerade in Hitzesommern, die wir verstärkt bekommen werden, große Schatten- und Luftspender, wie wichtig sind Kühlungsinseln und -schneisen? Wie kann ich hier behördlicherseits mein Bestes geben und Impulse und Leuchttürme setzen?
Ich bewundere den Einsatz von Frau Hartmann - sie war auch in der Oberstimmer Schacht tätig - und ich finde ihr Engagement wichtig für unsere Demokratie und die Meinungsfreiheit. Grundsätzlich finde es unabdingbar, manche Dinge zu hinterfragen und Transparenz und öffentliche Information zu fordern und nicht nur "ausführen und vertrauen". Das ist ein Grundpfeiler der Demokratie und das gute Recht eines jeden Einzelnen und auch notwendig, wie viele Beispiele zeigen, die zum Aufdecken von Skandalen führten oder zu einem Meinungswechsel. Das hat nichts mit grundsätzlichem Misstrauen in Fachkräfte und nervtötender Behördenschikane und -kontrolle zu tun, sondern mit Pluralismus und Opposition. Der Leserbrief von Alan Whittaker zu dem Artikel "Drei Fachleute, zwei Ansichten" hat mich etwas verwundert, da er den Anschein einer persönlichen Fehde erweckt und Frau Hartmann herabwürdigend als "Idealistin" diskreditiert wird, ohne dass neue Argumente gebracht werden.
Gerade in der heutigen Zeit braucht es - positiv gesehen - Idealisten und Visionäre mehr denn je!
Johanna Huber, Manching
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