Pfaffenhofen
In der gelben Zwickmühle

Sack oder Tonne: Entscheidung, wie Plastikmüll zu entsorgen ist, ist immer noch völlig offen - Erneute Bürgerbefragung?

21.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:27 Uhr

Pfaffenhofen - Ein nach wie vor kontrovers diskutiertes Thema ist die angedachte Kehrwende bei der Plastikmüllentsorgung im Landkreis - vom Bringsystem zum Holsystem.

Übersetzt: Der Gelbe Sack könnte einer Gelben Tonne weichen - allerdings hielt sich der Werkausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch mit einer Wertung in die eine oder andere Richtung ganz bewusst zurück.

Lediglich Thomas Herker (SPD) und Roland Dörfler (Grüne) hätten den Beschluss zum Umstieg am liebsten sofort gefasst. Sie outeten sich als Fans von Gelben Tonnen. Die übrigen Kreisräte und auch Landrat Albert Gürtner (FW) waren da wesentlich zurückhaltender, nachdem sie den Ausführungen von AWP-Werkleiterin Elke Müller gelauscht und ausgiebig diskutiert hatten. "Das Thema wird an den Kreistag überstellt", sagte Gürtner den letztlich gefassten Beschluss an, gegen den nur Herker und Dörfler votierten. Außerdem kann sich der Landrat gut vorstellen, dazu noch einmal die Bürger zu befragen. Und um die Datengrundlage zu festigen, soll Müller intensiv mit den Verantwortlichen von den Dualen Systemen verhandeln, um im Detail zu eruieren, was den Bürgern die Einführung der Tonnen kosten würde. Als Termin für die Befragung kann sich der Landrat nur die Bundestagswahl im Oktober nächsten Jahres vorstellen. "Sonst wird das zu teuer und es machen dann auch nicht genügend Bürger mit", begründete Gürtner seine Ansage. Eine Folge dieses späten Termins nannte Müller auch: "Für die Umstellung vom Sack auf die Tonne brauchen die Dualen Systeme ein Jahr Vorlauf - das wäre frühestens Anfang 2023."

Ob der Wandel kommt, scheint nach wie vor offen zu sein. Nach langen Verhandlungen hat der AWP zuletzt erwirkt, dass die Dualen Systeme in Zukunft wieder Geld an den Abfallwirtschaftsbetrieb überweisen müssen - wenngleich weniger als früher. "Die 2,20 Euro pro Einwohner sind aber auf alle Fälle zu halten", sagt Müller. Dafür müssten die Bürger weiter im Bringsystem die Säcke eigenständig zu den Wertstoffhöfen karren.

Die Tonne hingegen würden abgeholt - und zwar im 14-tägigen Rhythmus. "Das kostet uns nichts", fügte Müller an - allerdings nur, um diese Aussage gleich wieder einzuschränken. Indirekt kostet sie die Bürger nämlich doch was: und zwar in Form von Personalkosten. Die Dualen Systeme finanzieren die Löhne der Wertstoffhofmitarbeiter in Teilen mit. "Der genaue Betrag ist eher schwer auszurechen", räumte Müller ein. Die Abfallgebühren würden also durch die Einführung der Tonnen doch steigen - wenn auch nur mäßig um etwa acht Euro pro Jahr.

Das Argument, wonach die zusätzlichen Tonnen viel Platz einnehmen würden, redete Herker klein. "Ich denke nicht, dass wir im Landkreis weniger Platz auf den Grundstücken haben als es in anderen Landkreisen der Fall ist", sagte er. Damit hat der Pfaffenhofener Bürgermeister wohl Recht. Dennoch war sich das Gremium zu weiten Teilen einig, das Votum der Bürger aus der Umfrage im Jahr 2014, als sich 70 Prozent für die Gelben Säcke aussprachen, keinesfalls zu ignorieren. Anton Westner und Manfred Russer (beide CSU) pochten ebenso kräftig auf eine neuerliche Bürgerbefragung wie Josef Robin (AfD). "Daran führt kein Weg vorbei", meinte Russer. "Wir können uns nicht einfach über diesen klaren Bürgerwillen hinwegsetzen. " Erich Erl (FW) unterstrich die Forderung nach exakten Zahlen - dann wurde der Beschluss gefasst, in diesem Rahmen vorerst gar nichts festzulegen.

SZ

Patrick Ermert