Ingolstadt
In der brühendheißen Badewanne

Autor Michael von Benkel greift in seinem Krimi einen wahren Fall aus der Region auf

02.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr

Amtliche Kunstwerke: Richter Michael Fein alias Michael von Benkel präsentiert am Sonntag seinen Roman "Das Vollbad". Den Titel ziert eines der runden Fotos der Serie "nach oben" von Johannes Hauser. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Im jährlichen Rhythmus liefert Michael von Benkel inzwischen seine Bücher ab. Die nun schon vierte Veröffentlichung wird am kommenden Sonntag im Diagonal präsentiert: Der Krimi "Das Vollbad" hat als Kern einen wahren Zwischenfall aus der Region.

Zittern und mitfiebern gehört bei jedem Kriminalroman dazu. Autor Michael von Benkel hat die Spannung selbst intensiv erlebt, da er darum bangen musste, dass zu seiner seit Monaten geplanten Buchpräsentation an diesem Wochenende auch wirklich Bücher da sind. Sein Verlag kämpfte mit Lieferschwierigkeiten, schafft aber noch rechtzeitig zumindest 50 Vordrucke von "Das Vollbad" herbei, damit die Lesung mit musikalischem und künstlerischem Rahmenprogramm im Diagonal ab 20 Uhr stattfinden kann.

Krimi, Nicht-Krimi, dann wieder Krimi - in diesem Wechsel bringt der Ingolstädter Autor, der seine Semmeln als Amtsrichter am hiesigen Amtsgericht verdient, seine Werke heraus. Dieses Mal also wieder ein Fall mit Polizeibezug, für den er sich von einer wahren und schrecklichen Begebenheit im Kloster Weltenburg hat inspirieren lassen. Dort war 2008 ein Mönch an den schweren Verbrennungen gestorben, die er sich in einer Badewanne mit 60 Grad heißem Wasser zugezogen hatte. Dieses mysteriöse Szenario baut von Benkel nun als Mord in sein Werk ein und siedelt es in Ingolstadt im sozialen Brennpunktmilieu an. Zwei vom Leben gezeichnete Männer ("kein, Job, keine Ausbildung, keine Perspektiven - eine Stufe über dem Obdachlosenmilieu") stolpern mehr oder weniger in das Verbrechen. "Mord für Anfänger" lautet der Untertitel des Buches. Wie in von Benkels Romanen fast immer steuert dann alles in einer sich in Gang setzenden Kausalkette unaufhaltsam auf die große Katastrophe am Schluss zu. Beteiligt sind unter anderem "ein desillusionierter Kriminalhauptkommissar" und andere Figuren, die der Autor aus den Wesensmerkmalen vieler Leute, teils auch in Ingolstadt bekannten Vertretern ihrer Branchen, zusammengefügt hat. "Einige könnte man erkennen", sagt er.

Typisch ist für ihn auch, dass die Protagonisten im Roman "verbraucht" werden, heißt im Showdown oder auf dem Weg dorthin auf der Strecke bleiben. "Das nimmt mir die Möglichkeit, sie in anderen Werken wieder zu recyceln", benennt von Benkel sein selbst gewähltes Schicksal, das ihm von Serien mit zum Beispiel einem wiederkehrenden Hauptermittler abhält. "Das engt zu sehr ein." Er möchte lieber frei in seinem Schreiben sein. Bei "Das Vollbad" habe er vor fünf, sechs Jahren auch "in einer Energiephase drauflosgeschrieben" und die Ideen nach und nach miteinander verzahnt.

Sein Krimi liefert 12 Hauptcharaktere und 15 Kapitel - drei davon wird von Benkel am Sonntagabend in der Bürgerhausgaststätte Diagonal vortragen. Außerdem bringt das Multitalent wieder seine Gitarre mit stimmt mit Zwischenspiel auf den nächsten Abschnitt ein. Isabella Kreim (Kulturkanal) hat das Vorwort verfasst, die Laudatio hält Francesco Garita.

Für einen besonderen Rahmen hat von Benkel 50 Joggermützen mit Stirnlicht besorgt. Damit sollen seine Gäste in der Pause bei gedimmtem Licht "den Raum und die wunderbaren Bilder von Johannes Hauser erkunden", sagte er. Der Fotograf stellt sieben Ingolstädter Motive seiner Serie "nach oben" aus. Darunter auch den Turm Triva (Heimat des Bayerischen Polizeimuseums), der auf Autorenwunsch den Buchtitel und das Plakat zur Lesung schmückt.