Pipinsried
In der 85. Minute ist plötzlich Schluss

Spielabbruch in Pipinsried – beim Stande von 2:1 für den FCP gegen die SpVgg Greuther Fürth II

01.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr
Doppeltorschütze: Atdhedon Lushi (l.) hier in einem Zweikampf mit Dominik Sollfrank (r.), stand gestern Abend dicht davor, zum absoluten Matchwinner für seinen FC Pipinsried zu werden. Bloß dann wurde die Partie gegen die SpVgg Greuther Fürth II abgebrochen. −Foto: H. Kramer

Pipinsried (SZ) Nur wenige Minuten haben am Dienstagabend zum ersten Regionalligasieg des FC Pipinsried gefehlt. Aber statt eines Dreiers für die Gelbblauen gab’s schließlich einen Spielabbruch gegen die SpVgg Greuther Fürth II – zunächst wegen eines Unwetters, und dann wollte der Gegner aus Mittelfranken nicht mehr weiterkicken.

 

 

Kurz nach 21 Uhr, im gut gefüllten FCP-Sportheim: „Mister Pipinsried“, Klubchef Konrad Höß, sitzt inzwischen auch hier – kopfschüttelnd, sogar ein bisschen lächelnd. „So etwas habe selbst ich noch nie erlebt – und ich bin immerhin schon seit 50 Jahren Vereinspräsident“, gibt er gerne zu. Rund eine Dreiviertelstunde zuvor war an eine gute Laune bei ihm freilich noch nicht zu denken gewesen. Da nämlich hatte Schiedsrichter Steffen Grimmeißen aus Löpsingen (Landkreis Donau-Ries) die beiden Fußballteams kurzerhand in die Kabinen geschickt: Spielunterbrechung wegen eines Gewitters inklusive Blitzen, die überall niedergingen – so die offizielle Begründung des Referees. Das Ganze in der 85. Minute – beim Stande von 2:1 für den FCP, der sich nach einer Gelb-Roten Karte für Fürths Muhammed Kayaroglu (70.) zudem in Überzahl befand.

Die Folge davon: natürlich blankes Entsetzen im Lager der Heimischen. Aufgrund der nicht vorhandenen Flutlichtanlage auf dem Pipinsrieder Hauptspielfeld war nämlich allen Beteiligten klar: Würde nicht bald weitergekickt werden, wäre es irgendwann zu dunkel dafür. Prompt begann der große Wettlauf mit der Zeit. Während sich die Mannschaft der SpVgg II zum Großteil in die eigene Kabine verkroch und aus ihrer Sicht verständlicherweise keine große Lust mehr zeigte, auf das Feld zurückzukehren, fühlte sich der FCP um den Lohn seiner Arbeit gebracht. „Wegen eines Blitzes brichst Du ab, das kann doch nicht sein“, schimpfte zum Beispiel Höß mit einer großen Portion Verzweiflung in Richtung Grimmeißen: „1000 andere Fußballspiele wären bei diesen Bedingungen einfach weitergegangen, warum dann nicht das hier?“

Der Unparteiische aus Löpsingen stand derweilen an der Treppe zu den Kabinen und warb um Verständnis: „Ich bin für die Sicherheit der Spieler auf dem Platz verantwortlich. Man darf doch nicht riskieren, dass einer von ihnen eventuell vom Blitz getroffen wird.“

Und so warteten sie – die einen (aus Fürth) drinnen, die anderen (aus Pipinsried) draußen, während sich das Gewitter immer weiter vom FCP-Gelände entfernte. Prompt beratschlagte sich das Unparteiischengespann zusammen mit seinem Betreuer Jürgen Roth aus Langenmosen sowie dem offiziellen Schiedsrichterbeobachter erneut – ob es nicht vielleicht doch weitergehen könnte. Man bedenke: Es ging ja lediglich um mickrige fünf Minuten plus Nachspielzeit.

Und siehe da: Um 20.40 Uhr ging der Finger der Verantwortlichen tatsächlich nach oben. „Wir versuchen’s nochmals“, verkündete Grimmeißen – unter dem Jubel der FCP-Kicker, die sich auch sofort vom Sportheim aus zurück aufs Spielfeld begaben. Das Unparteiischengespann folgte – nur die SpVgg Greuther Fürth II kam nicht mehr. Nein: Die Mittelfranken ließen sich nicht mehr dazu bewegen, die Partie regulär zu Ende zu bringen.

Weshalb sie das taten? Aus ihrer Sicht einleuchtend, denn bei einem Spielabbruch wegen Unwetters beziehungsweise Dunkelheit gibt es ziemlich sicher eine Neuansetzung – beim Stand von 0:0, über die volle Distanz über 90 Minuten. Nicht bei einem 1:2-Rückstand aus ihrer Sicht, auch nicht mit einem Mann in Unterzahl.

Das Ganze geht nun auf jeden Fall vor das Sportgericht. Bloß hier sind die Chancen, dass den Pipinsriedern doch gleich alle drei Punkte zugesprochen werden, eventuell gar nicht so gering. Schiedsrichterbetreuer Roth wollte sich hierzu zwar nicht äußern – „aber Fakt ist, dass das Schiedsrichtergespann einen Versuch starten wollte, das Spiel doch noch regulär zu beenden. Dass dies nicht möglich war, lag dann an der Mannschaft aus Fürth“.

Timo Rost hörte hiervon – und wollte das so nicht stehen lassen. „Wir waren doch bereit. Nur der Schiedsrichter hätte es auch uns sagen müssen, dass es weitergeht“, so der Cheftrainer der SpVgg II verärgert: „Ich finde es absolut scheiße, dass jetzt plötzlich die Mannschaften zu Sündenböcken gemacht werden. So etwas habe ich jedenfalls noch nie erlebt.“

Nur der Vollständigkeit halber: Die beiden FCP-Treffer vor dem Abbruch waren von Atdhedon Lushi erzielt worden (12./61.), Stefan Maderer hatte per Foulelfmeter den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich vor offiziell 560 Zuschauern hergestellt (18.). Bloß hiervon sprach am Dienstag am späten Abend irgendwie niemand mehr in Pipinsried.