Kleinhohenried
In den Karpaten winkt die Freiheit

Auswilderungsprojekt läuft vorbildlich: Wisente aus dem Donaumoos und der Schweiz ergänzen die Herden in Rumänien

14.05.2021 | Stand 19.05.2021, 3:33 Uhr
Frisch besendert steht Donnerlittchen, ein Spross der Wisentherde im Donaumoos, für die Reise nach Rumänien bereit. −Foto: Frank

Kleinhohenried - Lehrbuchmäßig: Die drei weiblichen Wisente, die am Dienstag vom Haus im Moos auf die Reise nach Rumänien geschickt wurden, haben sich nicht lange bitten lassen, den Transporter zu besteigen.

Es ist ein Beitrag des Regionalzentrums im Donaumoos für das größte europäische Auswilderungsprojekt. Die Tiere sollen in den Südkarpaten eine neue Heimat in völliger Freiheit finden. "Zwei Kühe, die 2018 und 2019 geboren wurden, kommen aus der Schweiz, Wuvial aus Winterthur und Baika aus Basel. Das dritte Tier ist von uns", erklärt Zuchtleiter Johannes Riedl die Zusammensetzung der Reisegruppe. Nummer drei hört - eher nicht - auf den schönen Namen Donnerlittchen.

Es ist nicht der erste Transport dieser Art. Immer wieder wird das Auswilderungsprojekt in Südosteuropa aus dem oberbayerischen Genpool bestückt. Diesmal sind zwei Schweizer Wisente dabei. Nachdem die Schweiz nicht zur EU gehört, sind beim Import deutlich höhere bürokratische Hürden zu meistern. Doch auch die konnten bewältigt werden, wie Michael Hafner, Geschäftsführer des Donaumoos-Zweckverbandes, erklärt. Donnerlittchen ist mit einem Sendehalsband versehen. Es schickt per Satellit permanent Daten an den Betreiber des Projektes, den World Wide Fund for Nature (WWF), sodass ersichtlich ist, wie und wo sich die Herden bewegen. Der WWF und seine Partnerorganisation Rewilding Europe übernehmen nicht nur Kosten für Transport und Sender, sie wollen der ursprünglichen Planung nach bis zum Jahr 2025 insgesamt 500 freilebende Wisente in den Karpaten ansiedeln. Aktuell sind es 100.

Die Tiere werden ihrer Natur gemäß nicht eine große Herde bilden, sondern sich in viele kleinere Gruppen aufteilen. Nachdem Donnerlittchen eine stramme oberbayerische Vertreterin ihrer Art ist, rechnet Veterinär Johannes Riedl damit, dass sie eine Führungsrolle übernehmen und ihr Bewegungsprofil identisch mit dem einer Herde sein wird.

Von Kleinhohenried aus steuerten die Spezialisten einer ungarischen Transportfirma das Wisentgehege in Springe an. Die Niedersachsen kümmern sich seit 1928 um die Wisentzucht und werden dabei von einem starken Förderverein gestützt. In Springe sind es weitere neun Tiere, die für Rumänien vorgesehen sind. "Übermorgen sind sie in Armenis in Rumänien", versichert Riedl. In Armenis im Tacu-Gebirge kommen die vierbeinigen Einwanderer zunächst in eine 15 Hektar große Eingewöhnungszone. Nach ein paar Wochen geht es in ein 160 Hektar großes Auswilderungsgehege und anschließend stehen den Tieren 60000 Hektar wilde Natur offen.

PK