Eichstätt
In 72 Stunden rund um Österreich

Vier Sportler aus der Eichstätter Region radeln auf Platz 5 beim Ultracyclingevent "Race Around Austria"

26.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:46 Uhr
Birgit Böhm
Nach drei Tagen und 28 Minuten hatte es das Team geschafft: Erich Dörfler, Max Schwarz, Franz Schwarz, Franziska Fellner, Bernd Meyer, Lukas Sörgel, Julian Dörfler, Birgit Böhm, Max Bittl und Michael Liebold (von links) erreichten mit ihren Fahrrädern das Ziel in St. Georgen. Die Leistung wurde am Ende mit dem fünften Platz belohnt. −Foto: Race Around Austria

Eichstätt - Nicht umsonst wird die Veranstaltung "Race Around Austria" als das härteste Radrennen Europas angepriesen: Die Teilnehmer, ob Vierer-, Zweierteams oder Einzelstarter, umrunden Österreich nonstop mit dem Fahrrad.

 

Dieser sportlichen Herausforderung stellte sich Michael Liebold, Mitglied des SV Marienstein, gemeinsam mit Max Schwarz, Erich Dörfler und Max Bittl. Die vier Hobbyradler absolvierten die Strecke über 2200 Kilometer und 30000 Höhenmetern innerhalb von drei Tagen und 28 Minuten.

An einem Mittwochabend im August fiel im oberösterreichischen Ort St. Georgen im Attergau der Startschuss für das Viererteam und seine sechs Betreuer. Ausgerüstet mit sechs Rennrädern, ausreichend Ersatzmaterial und Essensvorräten sowie zwei Begleitfahrzeugen lagen drei abenteuerliche Tage und drei nahezu schlaflose Nächte vor dem zehnköpfigen Team. Vom Start in St. Georgen ging es zuerst mit kräftigem Gegenwind durch die eher flache Landschaft Niederösterreichs. Weiter führte die Strecke entlang der ungarischen und slowenischen Grenze über den Großglockner. Bevor es wieder Richtung Attersee ging, musste noch das Zillertal sowie der Kühtai und Silvretta Pass überwunden werden.

"Ziel war es natürlich, die 2200 Kilometer so schnell wie möglich zu absolvieren. Deshalb musste immer ein Radfahrer auf der Strecke sein", sagt Teamchef Schwarz. Er war es auch, der die Idee für die Teilnahme hatte und die einzelnen Etappen vorab bis ins Detail durchgeplant hat. Ein stündlicher Wechsel ermöglichte es, dass die Sportler zwischen ihren Fahrten rund drei Stunden Pause hatten. In dieser Zeit konnten sie sich verpflegen und ausruhen. Richtiges Entspannen war allerdings in einem fahrenden Wohnmobil auf den oft steilen und teils sehr kurvenreichen Passagen schwierig. "Wirklich erholsam war das definitiv nicht", erinnert sich Dörfler. Er und seine Mitstreiter kamen nur zu wenigen Minuten Schlaf, bevor sie wieder auf ihr Fahrrad steigen mussten. "Aber auch unser Schlafmangel tat der Stimmung im Team keinen Abbruch. " Das war unter anderem auch den Betreuern zu verdanken, die ihre vier Schützlinge emotional unterstützten, anfeuerten, stets mit guter Musik und genug Essen versorgten.

Eine Aufgabe der sechs Betreuer, bestehend aus Freunden und Familien der Sportler, war es, mit Hilfe eines Roadbooks des Veranstalters das Team entlang der grenznahen Straßen rund um Österreich zu navigieren. Damit die rund 80 fliegenden Wechsel möglich waren, musste nicht nur stets ein Radfahrer in Bewegung sein, sondern auch die zwei Begleitfahrzeuge nahezu ununterbrochen fahren. Ein Minivan ("Pace Car") eskortierte den einen Radfahrer auf der Strecke, während das Wohnmobil die drei anderen Fahrradfahrer an Board hatte. "Bei den Wechseln war immer Action geboten", sagt Liebold, aktiver Triathlet des SV Marienstein. Schnell seien Abläufe klar gewesen und das Team eingespielt. Sobald die zwei Wechselpartner auf einer Höhe waren, wurde der ankommende Radfahrer vom Wohnmobil aufgesammelt, überholte den fahrenden und fuhr zum nächsten Wechselpunkt vor. "Knapp wurde es nur manchmal bei den kurvenreichen Abfahrten", ergänzt Bittl und lacht, "da waren wir Radfahrer klar im Vorteil und meist schneller als das sperrige Wohnmobil. " Bis auf eine 30-minütige Zwangspause aufgrund eines schweren Gewitters, einer schnell behobenen Reifenpanne und eines kurzen Zwischenfalls mit einer der elektronischen Schaltungen lief alles reibungslos ab.

Nach drei Tagen und 28 Minuten erreichte das Team am Samstagabend das Ziel in St. Georgen. Begleitet von einem Kamerateam des Veranstalters konnten auch die Daheimgebliebenen die gemeinsame Zieleinfahrt des Viererteams per Livestream verfolgen. "Das Gefühl, es wirklich geschafft zu haben, war unbeschreiblich und alle Anstrengungen der letzten 72 Stunden waren vergessen", sagt Schwarz, außerdem seien sie mehr als zufrieden mit ihrer Platzierung. Das Amateurteam belegte unter den Viererteams Platz fünf von zehn.

Eine erneute Teilnahme nächstes Jahr schließen die vier nicht aus, denn trotz der vielen Vorbereitungen und der großen Belastung während der Tour um Österreich war es für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis und sie genossen die wirklich einzigartige Atmosphäre.

EK

Birgit Böhm