Roth
Impressionen aus der Büro-Hölle

Kabarettistin Andrea Volk bringt das Publikum in der Kulturfabrik mit Einblick in den Alltagswahnsinn zum Lachen

06.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:54 Uhr
Die Kabarettistin Andrea Volk liefert in der Kulturfabrik lustige Eindrücke vom Alltagswahnsinn in Büros. −Foto: Schmitt

Roth (rsc) Der Rother Kabarettherbst in der Kulturfabrik geht weiter.

Diesmal mit Besuch aus Nordrhein-Westfalen. Andrea Volk ist in Köln zu Hause. Auf der Kufa-Bühne kultiviert sie nicht nur den Slang der rheinischen Bucht. Sie spricht auch allen aus der Seele, die täglich den Büro-Blues spüren und sich nur nach einem sehnen: "Feierabend".

Exakt so heißt ihr Programm, wobei sie die Bedeutung per Bindestrich und Untertitel enorm präzisiert: "Feier-Abend! Büro und Bekloppte. " Die Bürofee will "Maßnahmen ergreifen". Doch sowohl die Digitalisierung als auch der Facility-Manager lassen das kaum zu. Es stellen sich viele bohrende Fragen, eine aber ganz besonders: Wie überlebt man im Büro, wenn dort alle eskalieren?

Volk kennt die Welt einer Assistentin im Großraumbüro ganz genau. Der Chef: führungsschwach. Die Kollegen: ein Panoptikum. Die Arbeit: Nebensache. Entsprechend ist sie gekleidet: Im Feierabendkuschelanzug aus Mikrofaser tritt sie vor ihr Publikum und erzählt auch von zu Hause. Sex ist aufgrund dieser Aufmachung passé. Ihre Entspannungstechnik heißt "Teleshopping".

Auf dem Lieblingskanal verkauft Harald Glööckler live. Volk parodiert den Paradiesvogel auf hinreißende Weise. Ganz ohne Strass und Bart. Schließlich auch ohne Feierabend-Anzug. Das Assistentinnen-Outfit darunter kommt perfekt an. Attraktiv und seriös mit einem Hauch Erotik.

Das gefällt dem Abteilungsleiter und ärgert Drachen-Doris, das Biest vom Nachbar-Schreibtisch. Alptraum Großraumbüro: eine Atmosphäre zwischen Galeere und Ohnesorg-Theater. Das Zusammenleben dort will gut organisiert sein. Für den Kühlschrank gibt es einen Flächennutzungsplan. Für die Kommunikation eigene Inseln und die viel zu kleine Kaffee-Küche. Die Führungsmannschaft ist zwar digital, doch das Team bereitet Sorgen: Besteht es doch aus mehr Nullen als Einsen.

Herumschlagen muss sich die Assistentin in der Regel mit immer neuer Software und wechselnden Telefonanlagen. Nervende Anrufer legt sie in die Warteschleife. "Weil die Elektroschocktaste fehlt", offenbart sie das Manko selbst modernster Fernsprech-Einheiten.

Die dauernden Meetings tun ein Übriges. Wenn man immer mit den Kollegen im Kreis sitzen muss, bleiben Beeinträchtigungen nicht aus. Burnout droht und das Achsamkeitstraining. Gegen Drachen-Doris hilft ohnehin nur noch eines: "Die Mauer muss her. " Schließlich soll den Konflikt eine Mediatorin befrieden. Sabine, die Psychologin, verlangt Ich-Botschaften. Doch der UN-Blauhelm-Einsatz scheitert: "Wir haben uns drei Stunden nichts geschenkt", berichtet Volk aus dem Befriedungsversuch. "Dann ist eine heulend raus: Sabine. "

Noch schlimmer allerdings ergeht es Dr. Jochens. Er war den Belastungen des Jobs nicht mehr gewachsen. Hektik und Hetze haben ihm einen gnädigen Tod im Büro beschert. "Aber warum hat er zuvor bloß den Großauftrag aus China nicht mehr in den Rechner eingegeben? ", lautet die größte Sorge des Abteilungsleiters.

Ein letzter Kontakt ist also nötig. Petrus stellt ihn in der Tat her. "Welche Farbe sollen die Autos für China haben? ", will die Firma vom Verblichenen zuallererst wissen und versichert zugleich: "Ihre Beerdigung war sehr schön. " Die Botschaft von Andrea Volk ist nun völlig klar: "Die Hölle, die ist das Büro. "