Beilngries
Impfpflicht-Gegner ziehen durch die Stadt

Beilngries wird wieder einmal Schauplatz einer Protestaktion gegen die Corona-Politik

12.12.2021 | Stand 23.09.2023, 22:15 Uhr
Ein Protestzug, vorrangig gegen das Einführen einer Impfpflicht, hat am späten Sonntagnachmittag in Beilngries stattgefunden. Nach Einschätzung der Polizei waren es rund 450 Teilnehmer. −Foto: F. Rieger

Beilngries - Ein Protestzug gegen die Corona-Politik im Allgemeinen und gegen eine im Raum stehende Impfpflicht im Speziellen hat am späten Sonntagnachmittag in Beilngries stattgefunden. Nach Einschätzung der Polizei nahmen knapp 450 Personen daran teil. Problematische Vorfälle habe es nicht gegeben, wie der Beilngrieser Polizeichef Maximilian Brunner anschließend im Gespräch mit unserer Zeitung bilanzierte.

Die Beilngrieser Corona-Protest-Historie ist umfangreich, in den verschiedensten Varianten haben die selbsternannten "Weißhemden" schon Demonstrationen organisiert - und auch diesmal war "ihr Logo" auf den Flyern, die vorab in sozialen Netzwerken die Runde machten, abgedruckt, mal alleine und in einer Version auch neben dem der Basis-Partei. Aufgerufen worden war zu einem "Protestzug durch die Innenstadt - gegen Impfpflicht, für Selbstbestimmung, Freiheit und Demokratie". Das Landratsamt hatte die Aktion vorab genehmigt, begleitet wurde sie von zahlreichen Kräften der örtlichen Polizeidienststelle sowie der Bereitschaftspolizei.

Die Teilnehmer am Protestzug, darunter wahrlich nicht viele ortsbekannte Gesichter, marschierten vom Kanalhafen aus in die Innenstadt und dann hinaus in Richtung Bühler-Halle. Dann wurde gewendet und die selbe Route in die entgegengesetzte Richtung erneut abmarschiert. Manche Protestierenden waren ausgestattet mit Trillerpfeifen oder Tröten, ein stadtbekannter Kritiker jeglicher Corona-Maßnahmen schlug die "Weißhemden"-Trommel, auch Plakate wurden vereinzelt gezeigt. Auf ihnen standen Botschaften gegen die Impfpflicht - strafrechtlich problematische Parolen oder Symbole, wie zuletzt an anderen Orten, blieben aber aus, wie Polizeichef Brunner bestätigte. Auch sonst habe es keine Zwischenfälle gegeben. Der Protestzug fand parallel zum fließenden Verkehr statt. Dieser wurde vereinzelt kurz angehalten, zu größeren Behinderungen kam es aber nicht.

Dass viele Beilngrieser auf diese neuerliche Protestaktion in ihrer Stadt gut hätten verzichten können, war bereits vorab in Facebook zum Ausdruck gekommen. Mehrere Bürger positionierten sich dort klar gegen die Demonstration. "Ohne Worte, Kindergarten" war dabei beispielsweise zu lesen.

In der Innenstadt fand der Protestzug dann wenig Passanten-Interesse. Auf Höhe Rathaus rief eine Dame den Protestierenden "Gut macht ihr's" zu - während eine andere Gruppe von Bürgern die Demonstranten lautstark ausbuhte.

KOMMENTAR

Nun hat es Beilngries also wieder einmal erwischt. Nach wohltuenden Monaten der Ruhe ist die Stadt am Sonntag erneut Schauplatz einer Corona-Protestaktion geworden - wie schon so oft seit Ausbruch der Pandemie. Vorne dran und mittendrin wie immer die "Weißhemden", unterstützt von Corona-Demo-Touristen aus nah und fern. Mal arbeitete man sich bei vergangenen Demonstrationen an Lockdown und Maskenpflicht ab, mal an Corona-Tests an Schulen, mal schwadronierte man von "geladenen Kanonen" und dem Ziel, die Regierung zu stürzen - und mal verstieg man sich, bis heute unfassbar, zu Parolen wie "Die Krankenhäuser sind leer" und "Es gibt keine gefährliche Pandemie", während genau in diesen Tagen viele Bewohner des Beilngrieser Seniorenzentrums in Folge eines Corona-Ausbruchs starben. Und nun war also eine potenzielle Impfpflicht der Aufhänger. Worum es den Initiatoren dieser Protest-Aktionen aber stets ganz besonders ging und nach wie vor geht: die große öffentliche Bühne für sich selbst. Als eine solche nehmen sich die örtlichen "Weißhemden" und ihre überwiegend auswärtigen Unterstützer immer wieder Beilngries. Und da wir in einem Rechtsstaat leben, in dem das Recht auf freie Meinungsäußerung ein hohes Gut ist, wird ihnen das auch erlaubt.

Gefallen lassen müssen sich die Protestierenden aber die klare Feststellung: Vertreter dieser Stadt, die sie sich regelmäßig zur Bühne machen, sind sie nicht. Die große Mehrheit der Beilngrieser will mit diesen verqueren Umtrieben nichts zu tun haben.

Fabian Rieger