Immobilie - Brexit drückt auf Baugeldzinsen

02.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:21 Uhr

Das Anti-EU-Votum der Briten lässt die Zinsen für Baukredite weiter purzeln. Experten rechnen mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung.

Immobilienkäufer dürfen sich die Hände reiben. Kaum war der Brexit beschlossen, gingen die Bauzinsen wieder auf runter. Laut einer Erhebung von biallo.de gaben Baukredite in den vergangenen zwei Monaten rund um ein Zehntel nach.

Aktuell kosten zehnjährige Standarddarlehen im Schnitt nur noch 1,14 Prozent Effektivzins. Topanbieter wie Degussa oder Hypovereinsbank liegen sogar deutlich unter einem Prozent.

Sinkflug bei Baukreditzinsen

Gut für Eigenheimkäufer: Ein Ende des Abwärtstrends ist nicht in Sicht. Weil verunsicherte Kapitalanleger nach wie vor in deutsche Anleihen investieren, fallen deren Renditen weiter. Dies drückt die ohnehin schon niedrigen Bauzinsen. Kurzfristig wird sich daran wohl nichts ändern. Im Gegenteil: "Bis Ende des Jahres erwarten wir noch deutlich niedrigere Zinsen als heute", sagt Stephan Scharfenorth vom Finanzierungsportal Baufi24. Der Brexit wirke zeitversetzt zugunsten der Verbraucher, so der Kreditexperte.

Immobilienpreise kennen kein Halten
Sinkende Zinsen sind aber nur eine Seite der Medaille. Im Gegenzug sehen sich Immobilienkäufer mit immer höheren Preisen konfrontiert. Laut des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp) stiegen die Immobilienpreise für selbstgenutztes Wohneigentum im zweiten Quartal 2016 um 6,3 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Mehrfamilienhäuser versteuerten sich gar um 7,5 Prozent.

Für Scharfenorth ist das ein klares Signal, mit dem Kauf nicht zu zögern. Wer einen passenden Finanzierungsplan aufgestellt und ein gutes Kreditangebot gefunden hat, der sollte Nägel mit Köpfen machen. Schließlich werde eine moderate Zinssteigerung im Lauf der nächsten Jahre unvermeidbar sein.

Optimale Tilgung wählen
Maßgeblich für den Erfolg der Baufinanzierung ist die richtige Tilgung. Wollen Sie die Kreditrate klein halten und wählen deshalb eine niedrige Anfangstilgung, zieht sich die Entschuldung in die Länge. Im gegenwärtigen Zinstief dauert es mehr als 50 Jahre, bis ein Standarddarlehen zurückgezahlt ist.

Um die Entschuldung zu beschleunigen und Kreditrisiken zu mindern, empfiehlt die ING-Diba eine höhere Tilgungsquote. "In der Haushaltsrechnung setzen wir bei jedem Kunden automatisch drei Prozent Tilgung jährlich an und prüfen, ob die Finanzierung langfristig tragbar ist", so Baufinanzierungsspezialist Franz Lücke. Bei finanziellen Engpässen könnten Diba-Kunden jederzeit den Tilgungssatz kostenfrei ändern.

Das Risiko steigender Zinsen entschärfen Sie am besten mit langer Zinsbindung. Zwar sind langlaufende Baukredite etwas teurer als kurzlaufende, doch die Finanzierungssicherheit wiegt die höheren Kosten auf. Böse Zinsüberraschungen beim Anschlusskredit werden damit obsolet.

Die Allianz bietet sogar Zinsbindungen bis zu 40 Jahren. "Die Nachfrage nach langen Laufzeiten ist hoch, gerade weil eine Trendwende bei den Zinsen nicht auszuschließen ist", begründet Peter Haueisen, Leiter Allianz-Baufinanzierung, die Langzeitoption. Junge Käufer und Bauherren mit geringem Eigenkapital sicherten sich so dauerhaft bezahlbare Raten.

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