Pfaffenhofen
Immer weiter auf der Karriereleiter

Peter Gaydarov hat mit 27 Jahren bereits eine steile Trainerkarriere hingelegt

13.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:57 Uhr
Immer wieder erfolgreich: Peter Gaydarov (Mitte), hier noch beim TV Aiglsbach, hat mit 27 Jahren schon eine beeindruckende Karriere als Trainer hingelegt. −Foto: Jürgen Meyer

A-Lizenz-Inhaber, verschiedene Stationen im Amateurbereich, mehrere Aufstiege - und nun Co-Trainer bei der U19 des 1. FC Nürnberg in der A-Jugend-Bundesliga: Dabei ist Peter Gaydarov erst 27 Jahre alt. Der Vohburger hat eine steile Karriere hingelegt, die noch lange nicht zu Ende ist. Ehrgeiz, Taktik und Freude am Fußball - mit diesen Eigenschaften soll es weit nach oben gehen. Dabei bleibt die nötige Demut nicht auf der Strecke.

Wenn Peter Gaydarov redet, dann am liebsten über Fußball. Jeden Tag, Training für Training, Spiel für Spiel. Und sogar montags - auch wenn das eigentlich sein einziger fußballfreier Tag ist. Sagt er zumindest - und lacht auch gleich. Denn natürlich bleibt der Fernseher auch da nicht aus. Ganz ohne geht es nicht. Es ist aber die einzige Chance, mit ihm in Ruhe und ausgiebig zu sprechen. Über ihn, über seine Karriere, über Fußball. Natürlich.
Jugendkoordinator beim SV Manching, Cheftrainer über verschiedene Stationen von der Kreisklasse bis in die Landesliga, überraschende Pokalsensationen und überraschende Aufstiege, dazu schon Inhaber der A-Lizenz und seit Dezember Co-Trainer der U19 des 1. FC Nürnberg in der A-Jugend-Bundesliga. Genug Eckpfeiler für eine lange, erfolgreiche Karriere. Eigentlich. Peter Gaydarov ist gerade mal 27.
"Es lief ganz gut", sagt er. Leicht untertrieben, möchte man sagen. Gaydarov holt weiter aus: "Ich hatte nie das Glück, dass ich ein guter Fußballer war. Aber die Leidenschaft Fußball hat mich immer begleitet. Der Weg war nicht einfach, dass man sich so früh dahin bewegt." Dafür muss der 27-Jährige aber auch einiges opfern. Hauptberuflich arbeitet er als Fachinformatiker, daneben seine Tätigkeit beim Club - sechsmal pro Woche steht er auf dem Platz: fünfmal Training, dazu die Spiele. "Manchmal arbeite ich 16 Stunden am Tag, aber ich habe es mir eben so ausgesucht. Jetzt kann ich es ja noch tun." Von nichts kommt eben nichts. Und in Gaydarovs Fall kommt von viel auch wirklich viel.
Angefangen hat alles vor zehn Jahren bei seinem Heimatverein TV Vohburg. Dort kickte Gaydarov, in Bulgarien geboren und seit seinem achten Lebensjahr in Vohburg, noch selbst. Mit 17 Jahren. "Es war ein absolutes Zufallsprodukt. Ich war A-Jugendspieler, die U15 stand plötzlich ohne Trainer da. Ich hatte noch nicht einmal den Führerschein, habe mich aber bereit erklärt, das Team zu übernehmen." Unter Gaydarov mauserte sich der TV zur erfolgreichsten Mannschaft der Rückrunde. "Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht." Nach der Saison ging er als Spieler zum SV Manching in die A-Jugend. "Dort habe ich eine U16 übernommen", erinnert er sich. Und Gaydarov war erneut erfolgreich. "Wir sind damals in die Kreisklasse aufgestiegen, ein Jahr später mit der U17 in die Kreisliga und auch in die Bezirksoberliga. Ich war damals wirklich vom Erfolg verwöhnt. Es waren drei Aufstiege in Folge." Dazu übernahm Gaydarov dann die Position des Jugendkoordinators beim SVM. Parallel trainierte er beim FC Ingolstadt die U12. Viel zu tun also - für ihn damals schon ganz normaler Alltag. "Danach hat sich das alles so ergeben", sagt Gaydarov. "Ich sage immer: Man muss seinen Weg einfach gehen, dann öffnen sich auch viele Türen." Und zwar reihenweise: Ab der Saison 2014/15 betreute Gaydarov dann Herrenmannschaften - da war er gerade 23. Auf eine Saison beim Kreisklassisten FC Mindelstetten folgten drei Jahre beim TV Aiglsbach, die er von der Bezirks- in die Landesliga führte. Zuletzt war er ein halbes Jahr beim Landesligisten SpVgg Landshut - jetzt eben die U19 beim Club. Dort sind die Spieler alle jünger als er. "Das war tatsächlich eigentlich länger nicht so", meint er schmunzelnd.
Schon im Sommer wäre er beinahe in Nürnberg gelandet, im Winter gab es mehrere Optionen. "Auch Herrenmannschaften und andere Profi-Nachwuchsleistungszentren", sagt Gaydarov. Seine Entscheidung fiel auf Nürnberg. Mitentscheidend: Ex-FCN-Coach Michael Köllner. Vor zwei Jahren war Gaydarov bei einer Trainingseinheit des damaligen U-21-Trainers dabei, über seinen Bekannten Wolfgang Meier kam er in Kontakt. "Der ist nie abgerissen." Als der Club auf der Suche nach einem Co-Trainer für die abstiegsbedrohte U19 war, erinnerte sich Köllner an Gaydarov. "Anschließend hatte ich sehr gute Gespräch mit den NLZ-Leitern Daniel Wimmer und Peter Laudenklos. Das hat mich überzeugt, diesen Mehraufwand gehen zu können. "
Ganz nebenbei machte Gaydarov auch gleich noch seine Trainerscheine. Erst 2011 die C, dann 2014 die B-Lizenz - und 2017 folgte auch noch die A-Lizenz. "Jetzt fehlt nur noch der Fußballlehrer", sagt er, setzt aber gleich hinterher: "Das wird aber auch der Schwierigste." Dafür braucht es schließlich eine Art Empfehlungsschreiben. Pro Jahr werden 24 Teilnehmer in den Lehrgang aufgenommen, Beziehungen schaden also nicht. "Man muss früh dran sein und an die richtigen Stellen kommen", weiß Gaydarov. "Und man braucht Glück. Das gehört sowieso immer dazu." Den Fußballlehrer habe er sich als sein persönliches Ziel gesetzt. Seit diesem Jahr ist er nebenbei - wenn es die Zeit hergibt - an der Sportschule in Oberhaching als Prüfer für den BFV tätig und nimmt dort B-Lizenzen ab. Ansonsten ist Gaydarov relativ bescheiden. "Ich bin einfach sehr realistisch. Ich behaupte, dass es sich in den nächsten zwei, drei Jahren zeigt, wo der Weg hinführt - oder wo er ein Ende hat. Ich kann nicht sagen, ich werde Profi-Trainer. Dazu ist der Weg zu steinig und es gibt viele gute Trainer. Aber ich will bestmögliche Arbeit liefern." Motiviert und ehrgeizig genug ist er aber - und will immer das bestmögliche Ergebnis.
Beim Club heißt das aktuell: Klassenerhalt. Mit zwei Siegen in den ersten zwei Spielen (4:1 gegen Heidenheim und 2:0 gegen Karlsruhe) der Rückrunde in der A-Jugend-Bundesliga lässt es sich für den Vohburger auch in Nürnberg gut an. "Das war wichtig, wir haben uns im Kollektiv für eine starke Vorbereitung belohnt." Bis 30. Juni ist er vorerst beim Club unter Vertrag. Wie es weitergeht, ist noch offen. "Es ist alles mittelfristig geplant, die Frage ist nur, in welcher Konstellation." Auch eine hauptamtliche Tätigkeit steht im Raum. "Dazu müsste ich dann aber meinen Job stilllegen." Ein Risiko, dass er dann abwägen müsste.
Als Co-Trainer darf er aktuell viel machen: Neben den Übungsformen im Training ist er für die Videoanalyse zum Gegner und auch für alle Standardsituationen verantwortlich. "Ich lerne viel dazu und bin Daniel Wimmer für das Vertrauen sehr dankbar", sagt er. Weiterbildung ist überhaupt ein Thema, mit Büchern und Filmen hält er sich auf dem neusten Stand, sagt er. Unter anderem mit Büchern von und über Star-Trainer Pep Guardiola. Gaydarov ist zwar bekennender Fan von Real Madrid. "Aber wer offensiven Ballbesitzfußball mag, kommt an ihm nicht vorbei." Grundsätzlich hat er aber keinen Lieblingscoach. Er selbst denkt offensiv: "Ich bin eher ein Typ, der immer wieder auf den Torerfolg ausgeht." Individuell habe er sich oft mit Offensivspielern beschäftigt. Gegenpressing, Umschaltspiel, schnell ins letzte Drittel - das sind die Schlagworte. "Es ist mitentscheidend, dass sich was rührt. Auch für den Zuschauer." Er selbst kann ein Spiel auch als Fan genießen. Analysieren muss er nicht jede Partie, die er sich anschaut. "Manchmal schalte ich aber auch ab, das braucht es mal. So einen fußballfreien Tag", sagt er und lacht. Oft macht er das aber wohl nicht. Der Fußball ist eben seine Leidenschaft.

Kevin Reichelt