Riedenburg
Immer voll im Einsatz

Vize-Bürgermeister und Feuerwehrkommandant: Der Deisinger Konrad Halbig feiert heute seinen 60. Geburtstag

16.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:15 Uhr
Stolzer Opa: Der eineinhalbjährige Alexander hält Konrad Halbig auf Trab. Der Riedenburger Vize-Bürgermeister und Kommandant der Feuerwehr Meihern feiert heute seinen 60. Geburtstag. −Foto: Schmied

Riedenburg (DK) Wenn man nicht mit ganzem Herzen bei der Sache ist, sollte man es lassen. Nach dieser Maxime lebt Konrad Halbig. Sie gilt für sein Amt als Kommandant der Feuerwehr Meihern ebenso wie für seinen Posten als Riedenburger Vize-Bürgermeister. Heute feiert der Deisinger seinen 60. Geburtstag.

Nur mal so zwischendurch? Das gibt es für Konrad Halbig nicht. Wenn er etwas anpackt, dann mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Ob er etwas anpackt, wird darum gut durchdacht. Und mit Ehefrau Theresia und den drei Söhnen besprochen. "Wenn die Familie nicht hinter einem steht, geht es nicht", sagt der Deisinger. Dieser Rückhalt war und ist ihm wichtig - gerade weil er neben Beruf und Nebenerwerbslandwirtschaft gewichtige Ämter ausübt. Feuerwehrkommandant. Vize-Bürgermeister. Bei den Passionsspielen im Vorjahr hat er die Rolle des Volksführers Juda übernommen. "Im Verein bin ich aber nur passiv tätig. Ich helfe eben, wo es geht", sagt der gelernte Maurer, der seit 1998 bei Audi tätig ist. Mit Interessierten unternimmt er ab und an geführte Wanderungen zum Rosskopfsteig. "Aber nur, wenn es Anfragen gibt." Der 60-Jährige prahlt nicht mit seinem Engagement. Das ist nicht sein Stil. Halbig agiert lieber im Hintergrund - das allerdings voller Elan.

Dabei ist gerade seine kommunalpolitische Laufbahn beachtlich. Ob er Erfahrungen gesammelt hat, bevor er 2008 für die CWG in den Riedenburger Stadtrat eingezogen ist? "Ich war im Vorstand der Flurbereinigung. Da geht das schnell", erklärt Konrad Halbig. Das Vorstandsteam der Christlichen Wählergemeinschaft hat er ab 1996 als Beisitzer unterstützt. Schritt für Schritt ging es für ihn dann nach oben, beschreibt er. "Bei der Kommunalwahl 2002 bin ich knapp gescheitert." Das erste bedeutende Amt in der politischen Gruppierung folgte 2003, als er Michael Weber als Vorsitzenden ablöste. Große Fußstapfen, die er auszufüllen hatte. "Ich hatte vorher schon Bedenken, ob ich der Aufgabe gerecht werde", erinnert sich der 60-Jährige. Weber sieht er als engagierten Vollblutpolitiker. Gleiches gilt für Volker Süß, der viele Jahre für die CWG die Nummer zwei im Riedenburger Rathaus war. "Weber und Süß sind die Galionsfiguren der CWG. Für mich war die Nachfolge da schon eine Herausforderung."

Mit der Entscheidung, ob er das Amt des CWG-Chefs übernimmt, habe er sich darum Zeit gelassen. "Ich war ja kein Stadtrat, sondern bis dahin nur Beisitzer bei der CWG", beschreibt er. Konrad Halbig entschied sich dafür. Bei der Kommunalwahl 2008 zog er dann erstmals in das Gremium ein und wurde Dritter Bürgermeister. 2014 folgte die Wiederwahl - und das Amt des Vize-Bürgermeisters. "Auch da habe ich nicht gleich hier geschrien", meint der Deisinger mit ernstem Blick. Gerade in dieser Situation habe er das Gespräch mit seiner Familie gesucht. "Ich wollte das abstimmen, denn für diesen Posten brauche ich Freiräume", sagt er. Ein ausschlaggebendes Argument führte damals einer der drei Söhne an. "Du kannst nicht zehn Jahre die CWG nach vorne peitschen und dann Nein sagen", habe dieser betont. Voller Tatendrang stürzt sich Konrad Halbig seitdem in die kommunalpolitische Arbeit.

Dabei sieht er als Vize-Bürgermeister die Dinge mittlerweile aus einer anderen Perspektive als zuvor. Gerade vor seiner Zeit im Riedenburger Stadtrat sei die politische Luft eine andere gewesen. Rau. Stadt und Land in teils scharfer Konkurrenz. "Da hat die Gebietsreform natürlich noch mit reingespielt", ist er sich sicher. Als er CWG-Vorsitzender wurde, sei das Gewerbegebiet in Aicholding, ein Herzensprojekt des damaligen Vize-Rathauschefs Süß, heftig diskutiert worden. Seiner Meinung nach eine Bereicherung für die Großgemeinde, die auch viele Menschen aus umliegenden Kommunen nach Riedenburg zieht. "Im Nachhinein betrachtet haben die Diskussionen Kräfte gebündelt, die man an anderer Stelle sinnvoller einsetzen hätte können", sagt er. Ihm gehe es stets um die Sache, das ist der Antrieb für sein politisches Engagement. Das ist der Blickwinkel, den er als Vize-Bürgermeister verfolgt. "Man muss die Gemeinde im Ganzen sehen. Darum lege ich mich nie gleich fest, sonst gibt es keinen Spielraum mehr für die beste Lösung."

Konrad Halbig ist im Riedenburger Stadtrat die ausgleichende Kraft. Jemand, der alle Argumente hören will, bevor er eine Entscheidung trifft. Jemand, der voll hinter seiner Meinung steht, wenn er sie sich gebildet hat. "Die Beschlüsse des Stadtrats sollen Gewinn bringend für die Gemeinschaft sein und nicht gefasst werden, weil ich es so oder so haben will. Ich bin nicht derjenige, der sich irgendwo aufdrängt", sagt er. Weil im aktuellen Gremium keine Fraktion eine Mehrheit hat, sieht er die Arbeit ohnehin als Geben und Nehmen. Da gelte es, abzuwägen, Probleme miteinander anzupacken. Dass es unterschiedliche Meinungen gibt, gehöre dabei selbstverständlich dazu. "Solange man auf der sachlichen Ebene bleibt. Jemanden persönlich anzugreifen, geht gar nicht", stellt er klar.

Erfolgreiche Entscheidungen sind für Konrad Halbig die Bestätigung dafür, das sich die Mühe lohnt. Als Beispiele nennt er den Kreisverkehr an der Bucher Kreuzung oder auch den Neubau des Kindergartens Maria Schutz. "Gerade für junge Familien können wir so die Lebensqualität in Riedenburg verbessern. Wenn die jungen Leute dableiben, ist das ein großes Pfund", betont er. Er könnte sich künftig auch flexiblere Öffnungszeiten in den Kindertagesstätten vorstellen, so könnte man berufstätige Mütter entlasten. "Mir ist einfach sehr wichtig, dass junge Menschen in ihrer angestammten Heimat bleiben können. Dafür setzte ich mich ein", formuliert der Deisinger sein Hauptanliegen.

Ortsabrundungen seien da eine gute Möglichkeit. Was ihn stört, ist allerdings, dass die Kommunen hier relativ wenig Einfluss haben. "Große Entscheidungen wie etwa der Bau von Windkraftanlagen werden auf unsere Schultern geladen und wenn irgendwo ein Fleckerl frei ist, auf dem man ein Haus bauen könnte, haben wir keine Entscheidungsgewalt. Das kann nicht sein." Dabei nehme der Druck auf die Flächen immer mehr zu. "Es wäre die Aufgabe der großen Politik, zum Beispiel für Landwirte andere Reinvestitionsmöglichkeiten zu schaffen, wenn sie Flächen verkaufen. So könnten die Gemeinden leichter an Bauland kommen, was der Allgemeinheit zugute kommen würde, weil die Preise unten gehalten werden könnten", erklärt Konrad Halbig.

Dass rund um das neue Feuerwehrhaus in Deising vier Parzellen ausgewiesen worden sind, freut den Vize-Bürgermeister und Kommandanten der Meiherner Wehr vor diesem Hintergrund natürlich. Das Gebäude selbst sichert seiner Ansicht nach die Zukunft der Ortsfeuerwehr. Der Bau befindet sich in der Endphase, soll am 17. Juni eingeweiht werden. "Die Bereitschaft der Helfer ist enorm. Um die 70 Leute haben mit angepackt", sagt Konrad Halbig. Wer nicht helfen konnte, spendierte ab und an eine Brotzeit. Der Deisinger hofft, dass sich künftig auch Mädchen und Frauen bei der Feuerwehr engagieren. Die Voraussetzungen dafür stimmen jetzt. Wichtig ist dem Kommandanten, dass das Haus für alle, für die Gemeinschaft gebaut wird. "Ich war nie derjenige, der als Erstes in der Gemeinde ein neues Gebäude haben musste. Es war einfach an der Zeit", betont er.

Seit 40 Jahren engagiert sich Konrad Halbig bei der Feuerwehr. Sechs Jahre war er stellvertretender Kommandant, bevor er vor 18 Jahren zum ersten Kommandanten der Meiherner Wehr bestimmt wurde. Seine Motivation? "Die Mannschaft", sagt der 60-Jährige. "Wenn du weißt, dass die Leute hinter dir stehen, machst du das gern." Darum sieht er es auch als seine Aufgabe an, ausgleichend zu wirken, wenn es untereinander einmal zu Unstimmigkeiten kommen sollte - damit das Gemeinschaftsgefühl bleibt. Genauso wichtig sei das Gefühl, anderen Menschen helfen zu können. "Gerade bei uns in Meihern, Deising und Altmühlmünster gibt es immer wieder Hochwasser", sagt er. Mittlerweile ist er da schon erfahren, kennt die neuralgischen Punkte und fährt in kritischen Zeiten durchs Einzugsgebiet, um diese zu kontrollieren. Wenn er sagen kann, dass bei Hochwasserereignissen niemand zu Schaden gekommen ist, macht ihn das stolz.

An die Einsätze erinnert sich Konrad Halbig genau. Etwa an jenen Anfang 2006. "Da war ich 66 Stunden nicht im Bett", erinnert er sich. Niemand kam zu Schaden. Um den Schutz der Bürger zu gewährleisten, strebt man die stete Verbesserung der Vorkehrungen an. Auch, um die Feuerwehr zu entlasten. Als enorme Wassermassen im Juni 2016 Simbach am Inn zerstörten, herrschte auch in der ehemaligen Gemeinde Meihern Ausnahmezustand. Gemeinsam mit den Anwohnern haben die Feuerwehrmänner die Schutzwände aufgestellt. "Als die letzte Wand gestanden ist, ist das Wasser gekommen", erinnert sich Halbig. Trotzdem: Die Einsatzkräfte mussten lediglich mit Sandsäcken nachjustieren. Keiner kam zu Schaden.

Was für sein kommunalpolitisches Engagement gilt, gilt auch als Kommandant. "Die Feuerwehr muss dir im Blut liegen. Ein Zwischendurch gibt es da nicht." Voller Einsatz, zu jeder Zeit. Und ein Gespür für die Dinge, für Entwicklungen, für Gefahren und Chancen. "Ich glaube, das habe ich", sagt Konrad Halbig. Ob er seine Erfahrung auch in der kommenden Wahlperiode in den Stadtrat einbringen will? Zumindest den CWG-Vorsitz hat der 60-Jährige bei der jüngsten Jahresversammlung an Thomas Zehetbauer weitergegeben. Denn: "Wenn es soweit ist, will ich mich frei entscheiden können."

Kathrin Schmied