Feilenmoos
Immer noch alles Männer - nur viel weniger

Seit fünf Jahren gibt es die Sammelunterkunft im Feilenmoos - 92 Personen sind derzeit hier gemeldet

28.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:56 Uhr
Eine willkommene Abwechslung in ihrer Alltagstristesse ist für die im Feilenmoos untergebrachten Flüchtlinge im Mai 2015 ein von der Kreisverkehrswacht veranstaltetes Fahrradsicherheitstraining gewesen. Eine Aktion dieser Art gab es seitdem hier nie wieder. −Foto: Archiv GZ

Feilenmoos - Sie kommen aus Pakistan, Syrien, Nigeria, Afghanistan und Mali, und es sind nach wie vor alles Männer.

 

Genauso wie Ende Februar 2015, als das Gelände der früheren Patriotstellung im Feilenmoos als Sammelunterkunft für Flüchtlinge in Betrieb genommen wurde. Seit dem vor vier Jahren erreichten Höchststand hat sich ihre Zahl freilich mehr als halbiert - auf derzeit 92 Personen.

Man kann es wohl als Zufall bezeichnen, dass die militärische Nutzung der Einrichtung im Feilenmoos just zu dem Zeitpunkt ihr Ende fand, als sich für den Landkreis die Notwendigkeit auftat, Flüchtlinge in großer Zahl unterbringen zu müssen. Noch wenige Wochen vorher wollte ja eigentlich die Stadt Geisenfeld von ihrem Erstzugriffsrecht Gebrauch machen. Einen entsprechenden Beschluss fasst der Geisenfelder Stadtrat im September 2014, ohne sich bereits auf eine Verwendung des 22 Hektar großen Geländes festzulegen. Eine gewerbliche Nutzung war damals genauso in der Diskussion wie eine touristische.

Gleich aus mehreren Gründen sind diese Gedankenspiele aber dann sehr schnell hinfällig geworden. Zum einen stehen die weitläufigen Grünflächen der früheren Patriotstellung gar nicht mehr zum Verkauf, die Bundeswehrverwaltung nutzt sie mittlerweile als ökologische Ausgleichsflächen für die Baumaßnahmen der WTD in Manching. Zum anderen ist das der Bundesrepublik gehörende Gelände mittels Nutzungsvertrag dem Freistaat Bayern überlassen, der das Areal seinerseits dem Landkreis Pfaffenhofen kostenlos zur Verwendung als Sammelunterkunft zur Verfügung stellt. "Dieser Nutzungsvertrag wurde bislang in regelmäßigen Abständen verlängert und läuft aktuell bis zum 30. Juni 2021", berichtet Christian Degen als Sprecher des Landratsamtes. Wobei "nicht davon auszugehen ist, dass sich daran auf absehbare Zeit etwas ändern wird". Schließlich sei die Sammelunterkunft "eine gute Lösung für den Landkreis", und man müsse ja auch dafür gewappnet bleiben, "dass die Flüchtlingszahlen mal wieder ansteigen".

Im Regelfall präsentiert sich die Situation auf dem weitläufigen Gelände entspannt. "Solche Vorfälle wie die Brandstiftung im vergangenen Sommer sind die absolute Ausnahme", bilanziert der Geisenfelder Polizeichef Klement Kreitmeier. Und auch zu Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Personen komme es nur noch ganz selten. Was sicherlich auch an der räumlich entspannten Situation liege, mutmaßt der Polizeichef, der zudem aus wiederholten Erfahrungen seiner Beamten weiß, "dass die Zahl der tatsächlich hier wohnenden Personen noch deutlich niedriger ist als die der hier gemeldeten". Die allermeisten Flüchtlinge seien ja schon seit mehreren Jahren hier und hätten sich in dieser Zeit viele Verbindungen aufgebaut. "Die sind oft deutschlandweit bei Freunden und Bekannten unterwegs. "

Von den 92 hier offiziell untergebrachten Personen sind im übrigen laut Mitteilung des Landratsamtes 41 "Männer der ersten Stunde" - sie sind also bereits seit der Inbetriebnahme der Einrichtung vor fünf Jahren hier gemeldet. "Bei 39 von diesen handelt es sich um Personen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, bei denen diese Entscheidung aber noch nicht rechtskräftig ist", teilt der Sprecher der Kreisbehörde mit. Wie viele von diesen untergetaucht sind, könne er nicht sagen. Die zwei anderen seien sogenannte Fehlbeleger, also anerkannte Asylbewerber, die keine Chance haben, anderweitig eine Wohnung zu finden und die deshalb die Ex-Kaserne weiterhin als Unterkunft nutzen.

Weil die meisten der hier lebenden Flüchtlinge mittlerweile mit den Gegebenheiten vertraut sind, ist auch der Bedarf an ehrenamtlicher Unterstützung geringer geworden. In großer Zahl hat es die Asylhelfer freilich noch nie raus ins Feilenmoos gezogen, gerade in den ersten Jahren haben solche hier an allen Ecken und Enden gefehlt. Eine einmalige Aktion geblieben ist auch das Fahrradsicherheitstraining, das die Kreisverkehrswacht hier im Mai 2015 veranstaltet hat. "Selbst ist der Mann" heißt es seitdem - auch im Kampf gegen die Alltagstristesse.

GZ

Gerhard Kohlhuber