Weilach
Immer noch Ärger wegen der Christmette

In Pfarrer Menzingers Gemeinde hängt der Haussegen nach wie vor schief

14.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Foto: Mathias Petry

Weilach / Aresing (SZ) Die noch junge Geschichte der Pfarreiengemeinschaft Aresing-Weilach bleibt weiter konfliktbehaftet. Jüngstes Kapitel in dauerangespannten Zeiten: die Christmette in Aresing. Die fiel nicht so aus, wie die gut 200 Gottesdienstbesucher sich das gewünscht hätten.

Und nicht wenige schieben das dem Ortsgeistlichen Michael Menzinger in die Schuhe. Seit vielen Monaten gibt es Spannungen, Gläubige fühlen sich von ihrem Seelsorger nicht mitgenommen. An übergeordneten Stellen im Bistum liegen nach Informationen unserer Zeitung etliche Beschwerdebriefe vor, in denen es immer wieder um Alleingänge des Pfarrers geht.

Pfarrer Menzinger weiß das wohl. Im vergangenen Sommer konfrontierte ihn die Schrobenhausener Zeitung mit dieser Kritik, er analysierte Folgendes als Ursache des Konflikts: "Es gibt natürlich welche, die versuchen, ihren Altbestand zu sichern, ich verstehe das. Ich würde mir aber wünschen, dass noch mehr ihren Teil dazu beitragen, auch ihren Ort in das Gefüge der Pfarreiengemeinschaft einzubinden."

Rund um die Aresinger Christmette eskalierte der Streit nun erneut. Der von Menzinger eingeteilte Priester Johannes Melcher weigerte sich nämlich, eine Christmette abzuhalten - weil das Messbuch um 19.30 Uhr streng genommen eine Abendmesse und keine Christmette verlange. Also gab es bei ihm nicht die Weihnachtslieder, die man an Heilig Abend gern singt, und am Ende auch keinen Weihnachtssegen. Zum Abschluss der Abendmesse bot Melcher an, nun noch Teile einer Christmette an die Abendmesse anzuhängen, wer möge, könne gern bleiben. Gut 200 Aresinger standen auf und gingen, nur eine Handvoll blieb.

Dass sich die Gottesdienstbesucher am Heiligen Abend in Aresing etwas anderes gewünscht hätten, sei ihm nicht bewusst gewesen, sagte der Seelsorger - übrigens Jahrgang 1951, er macht das also schon eine ganze Weile - im Nachgang auf Anfrage unserer Zeitung. "Ich habe immer gesagt. Ich mache das unter meinen Bedingungen, und damit schade ich niemandem."

Melcher sagte auch, er wäre natürlich bereit gewesen, um 21 Uhr eine Christmette zu halten, aber er sei nun mal "vom Kollegen Menzinger für 19.30 Uhr" eingeteilt worden. In der Pfarreiengemeinschaft vermuten nun - hinter vorgehaltener Hand - nicht wenige Absicht dahinter, dass Menzinger ausgerechnet Melcher ausgerechnet um 19.30 Uhr eingeteilt hatte.

Denn seit geraumer Zeit schwelt da ein kleiner Machtkampf. Der begann damit, dass wohl eine alte Dame einen Kirchenanzeiger im Gang von St. Martin verlor - und liegenließ. Menzinger ließ darauf die Aresinger Kirche eine Woche lang "wegen Vandalismus" schließen. Später wollte er den Rosenkranz in Aresing unterbinden, die gut 20 Senioren, denen das Gebet wichtig ist, ließen sich davon aber nicht abhalten.

Und die Aresinger hatten wohl bereits gen Menzinger signalisiert, dass der prinzipientreue Seelsorger Melcher nicht nur Fans in der Gemeinde hat. Melcher hatte nach Informationen unserer Zeitung bereits einmal eine Christmette in Aresing gehalten und darin erklärt, dass Weihnachten eigentlich gar nicht an Heilig Abend gefeiert werden dürfe, sondern nach dem julianischen Kalender erst 14 Tage später.

Die sehr strenge Einstellung von Pfarrer Johannes Melcher ist im Bistum wohl bekannt, er berichtete im Gespräch mit unserer Zeitung unaufgefordert, dass der Generalvikar ihn nach der Aresinger Christmette anrief und erklärte, "dass die Rubriken sagen, dass man zur Abendmessezeit auch eine Nachtmesse machen könne - ich mache das aber grundsätzlich nicht." Sprich: Dass dieser Abend unglücklich gelaufen ist, drang bis ganz nach oben durch.

Auch zum Neuburg-Schrobenhausener Dekan Werner Dippel. "Ja, mir ist das zugetragen worden", bestätigte er auf Anfrage. Er sei deswegen mit Pfarrer Menzinger in Kontakt, er habe ihn gebeten, die Wogen glätten und mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen. "Es ist mir ein großes Anliegen, dass so etwas nicht mehr vorkommt."

Menzinger selbst spielt die Angelegenheit gegenüber unserer Zeitung herunter. Bei sehr vielen sei "der erste Ärger verflogen", und die Leute seien "wirklich an der Zukunft interessiert. Wir hatten jetzt sehr schöne Gottesdienste. Und wenn einer mal nicht so ist, hat eine Frau gesagt, dann verkraften wir das auch. Und Pfarrer Melcher hat es sicher gut gemeint."

Dass er Pfarrer Melcher für 19.30 Uhr angefragt habe, bestätigt Menzinger, "ich wusste nicht, dass er keine Christmette halten würde." Da gehen die Meinungen in der Pfarreiengemeinschaft auseinander; dort geht man eher davon aus, dass Menzinger Melcher gut genug kennt.

Also Absicht oder Missverständnis? Endgültig kann das nur Pfarrer Menzinger selbst wissen. Er begründet seine Entscheidung mit seinem Bemühen, an Heilig Abend möglichst viele Angebote innerhalb der Pfarreiengemeinschaften geschaffen zu haben: "um 19.30, 21 Uhr und 22.30 Uhr, es stand jedem frei, zu wählen."

Damit fordert Menzinger allerdings eine Flexibilität ein, die viele Gläubige seiner Pfarrei offenbar nicht gewillt sind, mitzugehen. Der Aresinger Pfarrgemeinderatsvorsitzende Hans Mahl weiß das sehr genau, er kennt seine Nachbarn in der Gemeinde: "Die Menschen haben einen Bezug zu ihrer jeweiligen Kirche. Wir Aresinger wünschen uns einfach eine Christmette in unserer Kirche in Aresing", wiederholt er auf Anfrage unserer Zeitung, was ihm viele Gläubige in den vergangenen Tagen zugetragen haben. Und gerade die Älteren würden auch nicht mehr so gerne nachts mit dem Auto durch die Gegend fahren wollen. Sie seien es eben ihr Leben lang gewöhnt, die Christmette daheim zu erleben. "Wenn man was ändert, sollte man das vielleicht mit den Leuten zusammen machen, das wäre viel einfacher für alle", fasst Mahl die Position vieler Gläubiger zusammen, die zuletzt auf ihn zukamen.

Und da ist wieder der Punkt, um den sich viele, viele Diskussionen der vergangenen Monate in der Pfarreiengemeinschaft Aresing-Weilach drehen. Immer wieder dieser Satz: "Er hört nicht auf die Leute." Inzwischen ist der Frust so groß, dass eine verunglückte Christmette in der Gemeinde zu einem Aufschrei führt, der bis nach Augsburg schallt.