Immer mehr Rentner im Un-Ruhestand

09.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Hilpoltstein (HK) Im Kreis Roth müssen immer mehr Rentner arbeiten. Sie sind zum Jobben gezwungen, weil ihre Rente nicht reicht. Darauf haben die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aufmerksam gemacht.

Sie sprechen von einer "alarmierenden Entwicklung" und nennen Fakten: In den vergangenen Jahren habe die Zahl der Rentner mit Minijobs im Kreis Roth um rund 30 Prozent zugenommen. Schon 2003 verdienten 845 Rentner durch eine geringfügige Beschäftigung dazu. Vier Jahre später gab es bereits 1102 Renten-Jobber – und damit rund 260 "Senioren-Arbeiter" mehr. Ver.di und NGG berufen sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Um diese Entwicklung zu stoppen, fordern die beiden Gewerkschaften die schnelle Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 7,50 Euro pro Stunde. Dieser müsse dann jedoch rasch auf 9 Euro steigen. Nur der Mindestlohn könne künftigen Rentnern ausreichende Altersbezüge sichern.

"Wer als Rentner arbeitet, der macht das in der Regel nicht aus Spaß. Es ist meistens die pure Not, die ältere Menschen dazu zwingt. Sie sind auf den Job neben der Rente schlichtweg angewiesen", sagt Regina Schleser. Die Geschäftsführerin der NGG-Region Nürnberg-Fürth befürchtet, dass die Zahl der Senioren, die von ihrer Rente allein nicht mehr leben können, in den kommenden Jahren drastisch zunehmen wird.

"Wer heute schon zu wenig verdient, um über die Runden zu kommen, für den ist das leere Portemonnaie im Alter programmiert", so Schleser. Die Lohnarmut von heute sei die Altersarmut von morgen.

"Das größte Problem dabei seien Dumpinglöhne. Mit einem viel zu niedrigen Einkommen lasse sich keine existenzsichernde Rente aufbauen. Von einer privaten Altersvorsorge ganz zu schweigen", sagt Jürgen Göppner. Der Geschäftsführer vom ver.di-Bezirk Mittelfranken macht deutlich, dass Vollzeitbeschäftigte ein Einkommen benötigten, das ihnen später auch eine ausreichende Rente sichere.

"Genau deshalb brauchen wir einen gesetzlichen Mindestlohn", erklärt Regina Schleser. Auch eine Mehrheit der Bevölkerung halte einen gesetzlichen Mindestlohn für erforderlich. Dies könne die neue schwarz-gelbe Bundesregierung nicht ignorieren. Der Mindestlohn müsse ganz oben auf der politischen Tagesordnung stehen. Ver.di und NGG fordern Beschäftigte mit einem Stundenlohn von unter sechs Euro auf, ihre Dumpinglöhne zu melden – per Internet unter www.dumpinglohn.de.