Thalmässing
Immer das Leid der anderen im Blick haben

Bei den Osterfeierlichkeiten der Thalmässinger Pfarrei St. Peter und Paul stehen um Jona und seine Geschichte im Mittelpunkt

03.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:37 Uhr
Die Jona-Bilder für die Osterfeierlichkeiten hat Sonderschullehrer Georg Fieger gemalt. Zu Beginn der Karfreitagsliturgie stellt er sich als Jona vor und zeigt drei seiner selbstgemalten ?Selfies?. −Foto: Steigerwald

Thalmässing (HK) Die Osterfeierlichkeiten der Pfarrei St. Peter und Paul haben dieses Jahr unter dem Motto "Abtauchen und Auftauchen" gestanden.

Bereits am Gründonnerstag zelebrierte Domvikar Reinhard Kürzinger aus Eichstätt in der katholischen Pfarrkirche den Abendmahlgottesdienst. Am Altar war ein Bild des Künstler Georg Fieger zu sehen, das einen Ausschnitt der biblischen Jona-Geschichte zeigt.

Genau diese griff der Geistliche in seiner Ansprache auf. Gott schickt den Propheten Jona nach Ninive, um der Stadt den Untergang anzukündigen, da dort Verbrechen und Verderben regiere. Doch Jona folgt nicht. Er steigt auf ein Schiff und schlägt einen anderen Weg ein. Eingeschüchtert durch einen gewaltigen Sturm plagen ihn Selbstzweifel. Schließlich fühlt er sich vom Zorn des Herrn verfolgt und lässt sich von Bord werfen. In den Tiefen des Meeres wird Jona von einem Wal verschluckt. Nach drei Tagen der Todesangst und Besinnung im Bauch des Wales wird Jona ausgespuckt.

Jetzt erst erfüllt er seinen Auftrag und kündigt der Stadt Ninive den Untergang an. Gott verschont die Stadt, da sich das Volk aufgrund der Androhungen des Jona bekehrt hat. Doch dieser reagiert trotzig und verbittert, weil seine Prophezeiungen nicht eingetreten sind. Jona vergräbt sich fast beleidigt in seiner Behausung.

Domvikar Kürzinger macht keinen Hehl daraus, dass viele selbstgerechte Christen unter dem so genannten Jonasyndrom leiden. Papst Franziskus habe bereits erläutert, was unter diesem Syndrom zu verstehen ist: Jona geht nicht nach Ninive. Er macht es sich leicht und redet sich ein, dass die Sünder in Ninive selbst sehen sollen, wie sie mit ihren Verfehlungen klar kommen. Jona ist sich gewiss, dass er damit nichts zu tun habe. "Doch Jesus hat uns etwas anderes gelehrt. Er selbst hat sich bei der Fußwaschung zum Diener seiner Jünger gemacht. " Jesus verdeutliche damit, dass wir uns in den Dienst des Nächsten stellen sollen und immer das Leid der anderen im Blick haben müssten. Genau dies geschehe heute viel zu wenig. "Wir sind zu sehr mit uns selbst beschäftigt und im Jonasyndrom gefangen.

Zu Beginn der Freitagsliturgie trat der Sonderschullehrer und Hobbykünstler Georg Fieger aus Eichstätt vor den Altar und stellte drei Gemälde, so genannte Selfies, vor den Altar. Kurzerhand stellte er sich als Jona vor und beschrieb, wie es ihm gerade gehe. Er fühle sich schlecht, weil er vor seiner Verantwortung geflohen sei. Voll von Selbstzweifeln und Suizidgedanken komme er sich verstoßen und verloren vor. Die Fluten schlagen ihm ins Gesicht und das Schiff winde sich um seinen Kopf. Er stelle sich die Frage, ob er die Heiligkeit des Herrn je wieder erfahren darf.

Das Bild, welches den Altar schmückt, fasst die Situation zusammen: Jona taucht ab - er geht dem Tod entgegen. Domvikar Reinhard Kürzinger lud die Gemeinde ein, in die Leidensgeschichte des Herrn abzutauchen. Vielen Menschen werde dabei das eigene Leid bewusst. Schnell lenkte der Geistliche die Gedanken wieder auf Jona. Auch er sei einer von denen, die in Selbstzweifeln unter gehen und an der eigenen Selbstgerechtigkeit leiden. Doch Gott lässt Jona nicht untergehen. Die biblische Geschichte um Jona sei im Grunde eine Rettungsgeschichte. Wie Jesus uns durch seinen Tod befreit hat, so habe er Jona vor dem Untergang bewahrt.

Nachdem acht Jugendliche in abwechselnden Rollen mit Domvikar Kürzinger die Leidensgeschichte verlesen hatten, wurden von zwei Mitgliedern des Liturgiekreises die Fürbitten vorgebracht. Hans Seidl rief den Gottesdienstbesuchern vor der Kreuzverehrung ins Gedächtnis, dass Wasser Leben zerstören und großes Unheil anrichten könne. Er lud dazu ein, bei der Kreuzverehrung geweinte und ungeweinte Tränen vor Gott zu bringen und dabei auch an jene zu denken, denen das Wasser bis zum Hals steht.

Symbolisch gossen die Gläubigen zur Kreuzverehrung das Wasser mit "unseren Tränen" aus zwei Behältern in ein Taufgefäß. Abschließend machte Kürzinger deutlich, dass man in der Karfreitagsliturgie mit Jona in die Tiefen und Schmerzen des Lebens abgetaucht sei. Dennoch dürfe man sich gerade heute auf Gott vertrauen und sich bewusst machen, "dass wir nicht in den Fluten des Lebens untergehen, sondern durch Gottes Tod gerettet sind.

Nach dem Abtauchen am Karfreitag folgte das Auftauchen in der Osternachtfeier. Der Domvikar verdeutlichte noch einmal die Parallelen der Jonageschichte zur Auferstehung Jesu. Jona sei im Bauch des Wales nicht verloren. gewesen. Auch Jesus bleibe nicht im Grabe verborgen. Kürzinger lud die Gläubigen ein, vor der Kirche das Osterfeuer zu weihen und mit der Osterkerze das Licht der Auferstehung in die Kirche zu tragen.

Nach den Lesungen trat der Georg Fieger an den Altar und erklärte das Altarbild: "Jona ist in bläulichem Hintergrund eingehüllt. Jona taucht ab. Es hat ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Das Wasser steht ihm bis zum Hals. " Plötzlich nahm Fieger das Bild von der Altarwand und hängte es um 180 Grad gedreht auf. Nun war da nicht mehr der abtauchende, sondern der auftauchende Jona. Man konnte fast meinen, er tanzt vor Freude auf dem blauen Planeten. Zum Ende sagte Reinhard Kürzigner, dass "wir wie Jona sein sollen und immer wieder umkehren müssen, um den Auftrag des Herrn wahrzunehmen. Wen Gott will, den lässt er nicht mehr los. " So schenke er uns mit seiner Auferstehung das ewige Leben. Er munterte die Gläubigen auf, die Geschichte des Jona hinauszutragen.