Schweitenkirchen
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Der Geisenhausener Feuerwehr-Kommandant Kai Fricke über schwere und skurrile Einsätze

28.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:34 Uhr
Kommandant für alle Fälle: Kai Fricke führt die Freiwillige Feuerwehr Geisenhausen seit 2013. Die aktiven Mitglieder haben es meist mit Einsätzen auf der Autobahn zu tun. −Foto: Brenner/Feuerwehr Archiv

Geisenhausen (PK) Oft sind sie die ersten an der Unfallstelle. Dann müssen die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Geisenhausen schnell reagieren: Erste Hilfe leisten, den Verkehr umleiten oder sofort weitere Rettungskräfte fordern. Und vor allem: Ruhe bewahren.

 


Kai Fricke ist seit 2013 Kommandant in Geisenhausen. Er leitet die Einsätze, von denen sich rund 80 Prozent auf der Autobahn abspielen, so Fricke. "Wir sind natürlich nah dran direkt neben der Autobahnbrücke." Deshalb fahren die 30 Aktiven, darunter fünf Frauen, seit 2008 rund 60 bis 80 Einsätze im Jahr. Die Integrierte Leitstelle Ingolstadt habe damals das System umgestellt und mehr geschaut, welche Feuerwehr am nächsten dran an den Unfallorten sei. Damit verdreifachte sich die Zahl der Einsätze beinahe - die Zahl der Freiwilligen aus Geisenhausen blieb gleich. "Am Anfang habe ich gesagt: Endlich mal Action", erinnert sich Fricke. Doch ab und zu sei es in der Praxis durchaus schwierig. Denn jeder der Freiwilligen hat noch eine Arbeit, manche sind in München oder als Handwerker auf Baustellen überall in Deutschland unterwegs. "Letztes Jahr ist einmal gar keiner gekommen", so Fricke. "Dann werden die nächstgelegenen Feuerwehren alarmiert", so Fricke.

 

Im Regelfall klappe es aber sehr gut, denn oft passieren Unfälle auf der Autobahn an Feiertagen, so dass genug Geisenhausener Feuerwehrler zuhause sind und ausrücken können. Wie zum Beispiel der Unfall auf der A9 am vergangenen Zweiten Weihnachtsfeiertag, bei dem ein 19-Jähriger aus Fürstenfeldbruck starb und vier Menschen verletzt wurden. "Da ist es wirklich wüst zugegangen", sagt Fricke. Eine Person sei eingeklemmt gewesen, es habe viele Verletzte gegeben. Fricke tat das, was er gelernt hatte, berichtet er: Er blieb sachlich, ging nach Plan vor. Und alarmierte sofort weitere Kräfte. "Das war nicht so einfach, weil viele anderweitig unterwegs waren." Der 19-Jährige, so Fricke, war am Anfang noch ansprechbar. "Später starb er an inneren Blutungen." Auch seine Familie war an der Unfallstelle.

Das war ein schwerer Dienst, so Fricke. Der größte Fehler, den man nach solchen Einsätzen machen könne: "Später nachschauen, wie es den Beteiligten geht, das habe ich früher mal gemacht." Mittlerweile lässt er das sein. Stattdessen verarbeitet er solche Erlebnisse mittlerweile anders: "Wir setzen uns nach harten Einsätzen später nochmal zusammen und reden einfach", so Fricke. "Gott sei Dank" gebe es diese Einsätze auch nur selten. Zwei- bis dreimal im Jahr ginge es an die Substanz.

Die meisten Alarmierungen seien Unfälle auf der Autobahn mit Blechschäden oder ausgelaufenen Flüssigkeiten. Die Feuerwehrler leuchten aus, sperren ab oder kämpfen gegen ausgelaufenes Benzin.

Manchmal seien die Einsätze auch eher überflüssig: Ab und zu denke er sich schon: "Warum haben die jetzt die Feuerwehr gerufen?", wenn mal wieder nur ein Blinkerglas zerbrochen sei, so Fricke.

Doch ab und an gibt es auch skurrile Zwischenfälle wie 2018 die Katze im Kanal - "dreieinhalb Stunden dauerte, bis wir sie draußen hatten" - oder der entlaufene Hund auf der Autobahn 2013. "Da musste zweimal komplett die Autobahn gesperrt werden", so Fricke.

Wegen der vielen Einsätze bekommt die Feuerwehr Geisenhausen neues Equipment. So steht jetzt ein neuer Mannschaftstransporter für rund 56000 Euro in der Garage. Im Herbst kommenden Jahres, so hofft Fricke, bekommt die Feuerwehr auch endlich ihr neues Fahrzeug für rund 450000 Euro. Momentan warte man darauf, dass noch ein Element eingebaut wird, mit dem die Ehrenamtlichen künftig besser den Verkehr absichern können. Auch die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Aufham warten auf diesen Moment. Sie bekommen dann nämlich das alte Fahrzeug der Geisenhausener.

Desirée Brenner