Ingolstadt
Immer am Ruder

Harald Renninger ist tot: Der beliebte Hausarzt und frühere CSU-Stadtrat stand auch an der Spitze des DRCI und des BRK

22.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:34 Uhr
Liebte die Donau: der verstorbene Harald Renninger. −Foto: ska/ Archiv

Ingolstadt - Immer in Bewegung sein, mit Körper und Geist gleichermaßen - das zeichnete ihn Zeit seines Lebens aus.

Doch nun hat ihn der Tod ereilt: Am Sonntag starb der beliebte Hausarzt und frühere CSU-Stadtrat Harald Renninger nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren.

Seine langjährige Weggefährtin und gute Freundin, die frühere CSU-Fraktionsvorsitzende Gudrun Sticht-Schretzenmayr, ringt am Telefon mit den Tränen. "Der Harry war unverwechselbar", erklärt sie. Er habe sich für so vieles interessiert: "Man hat ihn im Theater, bei Konzerten und auf Sportveranstaltungen getroffen. Bis ins hohe Alter hinein hat er trainiert. In der Mittagspause eilte er aus der Praxis und stieg ins Ruderboot. "

Harald Renninger wurde in Karlsruhe geboren, war in Nußdorf am Inn aufgewachsen und einige Jahre sogar in die gleiche Klasse eines Rosenheimer Gymnasiums gegangen wie Edmund Stoiber, der spätere Ministerpräsident. Sein Abitur machte er aber bereits in Ingolstadt. Da schon der Großvater und der Vater Ärzte gewesen waren, lag auch für ihn ein Medizinstudium nahe. 1973 eröffnete er seine eigene Praxis im Nordostviertel. "Er war mit Leib und Seele Arzt - ein Menschenfreund, der seine Patienten aufgebaut und motiviert hat", beschreibt ihn Gudrun Sticht-Schretzenmayr. Über seine eigene Krankheit habe er nicht gesprochen. "Ich behandele mich selbst", sagte er nur.

Harald Renninger lebte stets gesund und diszipliniert, wirkte agil und fit. Ohne Sport lief bei ihm gar nichts. Er ruderte nicht nur leidenschaftlich gern, sondern war auch als Skiläufer, Leichtathlet oder Kletterer aktiv. "Bis zuletzt hat er sich mit seinen alten Freunden vom Ruderclub-Stammtisch getroffen", so Sticht-Schretzenmayr.

Mehr als 60 Jahre lang war Renninger Mitglied des Donau-Ruder-Clubs - und als einer der wenigen im Verein fühlte er sich nicht nur auf dem Wasser, sondern auch auf dem Tennisplatz wohl. Einen Rekord hält er bis heute: Harald Renninger war insgesamt dreimal DRCI-Präsident. Denn wenn Not am Mann war im Verein, war er immer zur Stelle und übernahm das Ruder. Gewürdigt hat der DRCI das mit einer Ehrenmitgliedschaft und der Auszeichnung als Ehrenpräsident. "Für viele im Verein war Harry ein Vorbild", sagt Berthold von Großmann, der jetzt an der Spitze des Vereins steht. "Wir verlieren einen echten Sportler. " Noch mit über 70 Jahren habe Renninger an Rennen teilgenommen und als Regatta-Arzt fungiert. Beim BRK engagierte er sich ebenfalls als Vorsitzender.

Mit so einem Mann im Team konnten die Ingolstädter Christsozialen nur gewinnen: Ab 1982 CSU-Mitglied, erwies sich der Mediziner bei seiner ersten Kandidatur für den Stadtrat 1984 als echter Senkrechtstarter: Von Platz 27 ging es auf der Liste steil nach oben auf Platz fünf. Als Stimmenmagnet hatte Renninger immer einen sicheren Stand in seiner Partei: Er überzeugte mit seinem Sachverstand als langjähriger CSU-Sprecher im Klinikum-Zweckverband ebenso wie im Kulturausschuss. "Besonders hoch rechne ich ihm an, dass er Mitglied im Gleichstellungsbeirat wurde, denn wir wollten, dass da auch ein Mann von uns mitmacht", erinnert sich Sticht-Schretzenmayr. "Er hatte überhaupt kein Problem damit, denn dieses Schachtel-Denken war ihm vollkommen fremd. Er hatte einfach Niveau. " Nach 30 Jahren im Stadtrat verzichtete Renninger auf eine weitere Kandidatur.

CSU-Chef Alfred Grob erinnert sich lebhaft an ein Entenessen im Jahr 2019, bei dem er mit Harald Renninger an einem Tisch saß. "Er war gesellig und sehr unterhaltsam", so Grob. Der Mediziner würzte Gespräche gerne mit einem Schuss Ironie, war aber auch der Selbstironie nicht abgeneigt. Grob: "Wir Christsozialen verlieren einen Vordenker und Intellektuellen. "

Harald Renninger hinterlässt eine Ehefrau sowie einen Sohn aus erster Ehe und ein Enkelkind.

DK

Suzanne Schattenhofer