Schwabach
Im Wohlfühlbad der Erinnerungen

Songwriterlegende Donovan beehrt Schwabach mit einer akustischen Werkschau ohne Schnickschnack

30.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:22 Uhr
Matthias Hertlein

Schwabach (HK) Ein Weltstar vergangener Tage, der schottische Songwriter Donovan, hat Schwabach beehrt. Servierte beim Nachholtermin seine Hits der 60er- und 70er-Jahre. Eine akustische Werkschau ohne Schnickschnack.

Im März war das Konzert aufgrund einer Erkrankung des Künstlers ausgefallen, jetzt am Dienstag gab der 72-Jährige musikalische Einblicke in sein (Künstler-)Leben und versank zum Abschluss bei "Atlantis" im Ozean der Träume, der Sehnsüchte, der Illusionen.

Eine Rarität ist bereits im Foyer des Markgrafensaals zu finden. Ein Tournee-T-Shirt seines Auftritts am 3. Juni 2011 in der altehrwürdigen Royal Albert Hall in London, für schlappe zehn Euro. Jede Menge Langspielplatten, Bilder in Schwarz-Weiß von früheren Auftritten, ein reichlich gedeckter Fanartikel-Gabentisch.

London ist aber nicht Schwabach, der Auftrittsort hier ist ein eher schlichter, emotionsloser. Auch Donovan braucht ein Weilchen, bis er sich so etwas wie heimisch fühlt. Seine Fans haben nochmals Hippie-Klamotten aus dem Schrank geholt, sitzen vor dem Auftritt auf Stufen, reden über vergangene Zeiten, tauschen Erinnerungen aus und haben fast alle Lieder Donovans verinnerlicht. Sie beklatschen seine Stücke, summen dazu oder garnieren die Stücke hie und da mit Refrains.

Vor allem finden sie Gefallen und sind begeistert bei der Akustikgitarren-Zeitreise durch fünf Jahrzehnte. Beatles samt gemeinsamer Indien-Reise und mehrwöchiger Meditation bei Guru Maharishi Mahesh Yogi, spirituelle Erfahrungen, alternative Lebensformen und Frauen - so deckt Donovan thematisch sein Spektrum an diesem Abend ab. Der Schotte ist immer noch auch ein bisschen Hoffnungsträger einer besseren Welt.

In fast familiärer Umgebung - leise Töne, schummriges düsteres Wohnzimmerlicht (vor zwei Jahren beim Auftritt im Rahmen der Bluestage in Roth saß er auf einem kleinen Podest und Teppich), ein kleiner Verstärker - ist Donovan der Geschichtenerzähler, was er allerdings bisweilen zu langatmig tut. Spannend bis erheiternd aber ist es allemal, was er von sich gibt.

Warum die Gitarren Frauennamen bekommen, beispielsweile "Kelly". Anschmiegsam und fürs Bett geeignet, wie er lustig demonstriert. Die Senioren-Folk-Elite ist mit ihren über 70 Jahren nicht untätig. Joan Baez war auf Tour, Bob Dylan war es kürzlich auch, Donovan ist aktuell in "Schwabak", wie er sich mehrmals für das Vertrauen und Geduld bei den den Fans bedankt.

Musikalisch geht es los mit "Catch The Wind", den ersten Teil beendet er mit "Donna, Donna". Nach einer Pause steigt Donovan mit dem Buffy-Sainte-Maries Protestsong "Universal Soldier" ein, dann "Sunshine Superman" bis hin zu "Mellow Yellow" und eben "Atlantis". Irgendwo sind sein "Hurdy Gurdy Man", aber auch "Lalena" und "Jennifer Juniper" eingestreut. Die Fans im Wohlfühlbad der Erinnerungen - ein Genussabend der leisen Nostalgietöne.

Matthias Hertlein