Königsfeld
Im Vereinszweck am Puls der Zeit

Krieger-, Soldaten- und Kameradenverein Königsfeld setzt sich seit 100 Jahren gegen das Vergessen und für den Frieden ein

16.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:47 Uhr
Wolfgang Kollmeyer
  −Foto: Kollmeyer

Königsfeld (WZ) Mit einem Gedenkgottesdienst in der Kirche von Königsfeld hat die 100-Jahrfeier des Krieger-, Soldaten- und Kameradenvereins Königsfeld am Sonntag begonnen.

Damit gab es am vergangenen Wochenende im Gemeindebereich gleich zwei 100-Jahrfeiern von Soldatenvereinen, nämlich einmal in Gebrontshausen und einmal eben in Königsfeld.

Vor dem Einzug in die Kirche versammelten sich in Königsfeld die Vereinsmitglieder sowie die Abordnung des Patenvereins, des Krieger- und Kameradenvereins Fahlenbach, sowie Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Königsfeld am Kriegerdenkmal, um dann geschlossen in die schon von vielen Gläubigen besetzte Kirche einzuziehen. Die Bläser der Musikgruppe von Michael Weingartner eröffneten den Gottesdienst, den Pfarrer Przemyslaw Nowak hielt. Er deutete das Evangelium des Tages, das Gleichnis des barmherzigen Samariters, für die heutige Zeit: Zwar könne niemand überall helfen, doch wenn im Fernsehen über Katastrophen berichtet und zu Spenden aufgerufen werde, seien Notleidende die Nächsten. Im Alltag seien das Familienmitglieder, Nachbarn, man müsse einfach nur offen sein für jeden, der Hilfe braucht. Er hoffe deshalb, "dass es in Königsfeld viele barmherzige Menschen gibt". Pfarrer Nowak lobte den Krieger-, Soldaten- und Kameradenverein, da dieser die Erinnerung an die Gefallenen und zugleich auch an das Grauen des Krieges hochhalte, gegen das Vergessen. "Haben solche Vereine noch Zukunft? ", fragte der Pfarrer und bejahte seine Frage selbst. Denn auch die junge Generation müsse daran erinnert werden, dass Frieden nicht automatisch entsteht. Dabei wies er auf den Angriff der Deutschen auf Polen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges hin. Da er selbst Pole ist, sehe er sich als Beispiel für Völkerverständigung: "Wir alle sind Christen und für alle gilt das Gebot der Nächstenliebe. " Am Kriegerdenkmal gegenüber der Kirche trafen sich danach Dritte Bürgermeisterin Katharina Gmelch, viele Gläubige und Vereinsvertreter zur Kranzniederlegung durch den Vorsitzenden des Krieger-, Soldaten- und Kameradenvereins, Helmut Amann. Pfarrer Nowak erinnerte nochmals an die Opfer von Krieg, Hass und Gewalt, Terror, und Verfolgung. Er rief dazu auf, Verantwortung für Frieden in Königsfeld, Wolnzach, Deutschland und der ganzen Welt zu übernehmen. Mit dem Lied "Ich hatt' einen Kameraden" von der Weingartner-Musik war der Gedenkgottesdienst beendet und die geladenen Gäste marschierten mit Musikbegleitung zum Festzelt vor dem Feuerwehrhaus, in dem Getränke und Essen serviert wurden. Nach dem Mittagstisch begrüßte Vereinsvorsitzender Helmut Amann die Gäste und sein Stellvertreter Jan Willing ging mit einem bebilderten Vortrag auf die 100-jährige Geschichte des Vereins ein.

Nach dem Ersten Weltkrieg hatten sich am 12. Mai 1919 insgesamt 72 Veteranen zum Krieger- und Veteranenverein zusammengeschlossen, bereits zwei Wochen später wurde die erste Fahnenweihe abgehalten, außerdem wurde im gleichen Jahr eine Salutkanone gekauft, die heute noch genutzt wird. 1963 wurde mit Unterstützung der Gemeinde Königsfeld das heutige Kriegerdenkmal an seinem jetzigen Standort würdig eingeweiht.

Der Verein hat aktuell 72 Mitglieder, so viele wie damals bei der Gründung 1919, die meisten von ihnen waren zur Gedenkveranstaltung am Sonntag gekommen. Inzwischen gehört dem Verein altersbedingt kein Weltkriegsteilnehmer mehr an und es mangelt an Nachwuchs. Viele schätzen zwar die Kameradschaft im Verein, doch gerade die Jüngeren sind häufig auch in anderen Vereinen aktiv. Dass dieser Festtag vielleicht zum Nachdenken anregt und neue Mitglieder motiviert, das wünscht sich die Führung des Vereins. Denn der Einsatz für den Frieden sei heute so wichtig wie damals.

Wolfgang Kollmeyer