Ingolstadt
Im Sportbad geht die Sonne auf

Werner Kapfers Kunstwerk "Sommertag" holt das Glacis in das neue Sportbad

18.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

In einer Werkhalle im saarländischen Mettlach wurde der "Sommertag" zunächst am Boden ausgelegt. Werner Kapfer nahm die rund 4000 Fließen in Augenschein. - Foto: Villeroy und Boch

Ingolstadt (DK) Eigentlich, so findet Werner Kapfer, wäre an der Westwand des neuen Sportbades der Platz für ein großes Fenster. Es würde den Blick in das Glacis freigeben, so wie ihn die Besucher des alten Hallenbades hatten.

Das allerdings war nicht möglich, und so schafft Kapfer mit seinem Werk "Sommertag" mit seiner "Kunst am Bau" einen "luftigen Blick ins Grüne".

 

Fast 4000 Kacheln in sechs Farbschattierungen zieren jetzt die rund 27 Meter breite Wandnische und bringen warme Farbtöne in das ansonsten eher kühl gehaltene Bad. Seine besondere Wirkung erhält der "Sommertag" durch die Spiegelung auf der Wasseroberfläche im kleinen Becken des Sportbades. Die Farben der Kacheln, die Glasur und ihre Anordnung sind auf "Fernwirkung" hin ausgerichtet. Das Kunstwerk prägt das ganze Bad, ohne sich "quietschend aufzudrängen", wie der Künstler sagt.

Die Entscheidung, das neue Sportbad mit "Kunst am Bau" zu bereichern, fiel im vergangenen Jahr zu einem Zeitpunkt, als das Bad schon gebaut wurde. "Es war ein Politikum", erinnert sich Kapfer. Die Mehrheit im Stadtrat habe das Ansinnen zunächst abgelehnt, bevor sich die Fraktion der Grünen noch einmal dafür eingesetzt habe und schließlich doch noch ein Gestaltungswettbewerb ausgerufen wurde. Mit seinem Entwurf überzeugte Kapfer nicht nur die Jury, sondern auch eine Gruppe Jugendlicher der Streetartig-Gruppe aus der Kunst- und Kulturbastei, die in den Entscheidungsprozess eingebunden war. Auch, weil viele Schüler das Sportbad für den Schwimmunterricht nutzen.

Dann ging es an die Umsetzung. Die Firma Villeroy und Boch fertigte im saarländischen Mettlach die Fliesen nach den Vorgaben Kapfers. In einer Werkhalle der Fabrik begegnete der Künstler seinem Werk dann das erste Mal. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es nur als digitaler Entwurf und in Form von Ausdrucken existiert. Die Fliesen wurden nummeriert, verpackt und nach Ingolstadt gebracht. Binnen eines Tages wurden sie in die vorgesehene Wandnische eingesetzt. "Es hat alles wunderbar funktioniert", freut sich Kapfer. "Nicht eine Fliese ist kaputtgegangen."

Mittlerweile gilt der "Sommertag" als gelungenes Beispiel für "Kunst am Bau" in Ingolstadt. Von der gibt es in der Stadt nach wie vor zu wenig, finden Kulturfreunde. Alleine die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft investiere regelmäßig in kulturelle Erweiterungen ihrer Bauwerke. Auch Kapfer hofft, dass die Stadt hier "mutig weiter voranschreitet". Schließlich bemühe sich unter anderem Audi um fantasievolle Arbeitskräfte aus der ganzen Welt - Stichwort: Design - und die Stadt richtet ein Digitales Gründerzentrum ein. "Ingolstadt will attraktiv für kreative Leute sein. Da ist es wichtig, dass Kunst sich auch im Stadtbild fest verankert", ist Kapfer überzeugt.

 

Im Museum für Konkrete Kunst ist noch bis zum 25. Mai Kapfers Ausstellung "Farbchromatik" zu sehen. Sie beinhaltet auch eine großformatige Fotografie seines Kunstwerks "Sommertag".