Schrobenhausen
Im Renntempo an den Gardasee

Sechs Radler aus dem Landkreis absolvieren 465 Kilometer in einem Rutsch

06.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:56 Uhr

Glücklich am Ziel angekommen: Von links Josef Mayr (Dettenhofen), Michael Freundl (Weilach), Andreas Schredl (Manching), Leonhard Hiereth (Sandizell), Wilhelm Lehmeier (Neuschwetzingen) und Oskar Seidel (Lichtenau) sind in einem Rutsch an den 465 Kilometer entfernten Gardasee gefahren. - Foto: Seidel

Schrobenhausen (SZ) Eine Rennradtour der außergewöhnlicheren Art haben am Wochenende sechs Radsportler vom Radsportverein Schrobenhausen, von der Radsportinitiative Gesundes Karlshuld und vom Skiclub Sandizell unternommen.

Michael Freundl (Weilach), Leonhard Hiereth (Sandizell), Josef Mayr (Dettenhofen), Wilhelm Lehmeier (Neuschwetzingen), Andreas Schredl (Manching) und Oskar Seidel (Lichtenau), mit einer Ausnahme alle Langstreckenradler aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, hatten sich vorgenommen, mit dem Rennrad in einem Rutsch zum Gardasee zu fahren, dort zum Frühstück einen italienischen Cappuccino zu schlürfen und anschließend sofort wieder den Heimweg anzutreten. Samstag also noch Mittagessen am heimischen Tisch, danach rund 20 Stunden bis Sonntag in die frühen Morgenstunden auf Tour und sonntägliches Abendessen bereits wieder daheim.

Auf der von den sechs gewählten Route über Achenpass und Brenner waren 465 Kilometer und knapp 3000 Höhenmeter zu bewältigen. Im Vorfeld geplant waren fünf Verpflegungsstopps im Abstand von jeweils rund 90 Kilometern. Als Begleitteam hatten sich Ulrike und Werner Freundl (Weilach/Mühlried) zur Verfügung gestellt. Bei zunächst idealen äußeren Bedingungen ging es Richtung Süden. Erstes Zwischenziel die Landeshauptstadt München. Am Tegernsee kam der erste wetterbedingte Dämpfer. Nieselregen, allerdings von nicht allzu langer Dauer, wurde schnell weggesteckt. Die folgende Auffahrt zum Achenpass war für die durchwegs bestens trainierten Radler eigentlich nur ein Klacks. Weit vor Plan wurde daher Achenkirch, eigentlich für die zweite Verpflegung vorgesehen, erreicht. Bestens vernetzt mit dem Begleitfahrzeug, wurde die zweite Teilstrecke kurzerhand bis Schwaz im Inntal verlängert. Gefordert waren dort das erneute Auffüllen der körpereigenen Kraftspeicher sowie das Aufrüsten von Mensch und Maschine für die bevorstehende Nachtfahrt. Dunkle Wolken im Westen über Innsbruck ließen dabei allerdings nichts Gutes ahnen. Innsbruck bei Nacht und strömendem Regen – müsste man eigentlich nicht haben. Mit der 30 Kilometer langen Auffahrt zum Brennerpass stand das anstrengendste Teilstück der Fahrt an.

Weiter ging es ohne Halt vorbei am nächtlichen Brixen im Höchsttempo das Eisacktal hinunter Richtung Bozen. Früh halb vier, die Regenintensität hat zwischenzeitlich mitunter wolkenbruchartige Ausmaße angenommen, wurde der dortige Verpflegungspunkt erreicht. 350 Kilometer wurden bis dahin bereits zurückgelegt, aber noch immer gab es keine erkennbaren Zermürbungserscheinungen. Ganz im Gegenteil. Noch 60 Kilometer bis Trient und weitere 50 bis Riva: „Jetzt samma soweid kumma, dann pack ma des bissal a no“, so der allgemeine Tenor. Obwohl nach einer derartigen Nacht eigentlich keiner ernsthaft damit gerechnet hatte, dass es jemals wieder aufhören würde zu regnen, schloss der Himmel mit Tagesanbruch seine Schleusen. Am südlichen Morgenhimmel schien es, als ob dort an einigen Stellen sogar die Sonne den Durchbruch schaffen könnte. Jetzt hauptsächlich nur mehr im Windschatten von Leonhard Hiereth, der erst vor zwei Wochen mit 670 gefahrenen Kilometern beim 24-Stundenrennen in Kelheim mit Rang vier das Siegerpodest nur knapp verfehlt hatte, pedalierte die Truppe ihre geschundenen Velos weiter durch die vom Weinbau geprägte Ebene Richtung Trient. Dort gab es eine letzte Stärkung, bevor es dann endlich an das letzte Teilstück ging. Die 50 Kilometer über welliges Gelände hatten es dann aber noch einmal so richtig in sich. Sowieso schon auf der letzten Rille unterwegs, mussten dabei noch eine Reihe von äußerst schwierigen Rampen bewältigt werden.

Bei inzwischen strahlend blauem Himmel ging es die steile Abfahrt hinunter nach Torbole am Gardasee. Auf die Minute genau um 9 Uhr wurde nach sechzehneinhalb Stunden im Rennsattel das unmittelbar benachbarte Reiseziel Riva del Garda erreicht. Erschöpft, aber überglücklich über das Geschaffte wurden die sechs dort schon sehnsüchtig von ihrem Begleitteam erwartet. Wie im Vorfeld abgemacht, ging es anschließend gemeinsam zum verdienten Cappuccino-Frühstück in eines der Cafés am Hafen. Knapp zwei Stunden nach Ankunft wurde dann auch schon wieder die Rückreise angetreten.

„Grenzwertig war's scho wieda amoi, des Ganze“, so das Resümee der sechs Rennfahrer. Zugleich war es aber auch eine im Gedächtnis bleibende Unternehmung. Der eine oder andere überlegt insgeheim auch schon wieder, welche verrückte Idee man denn als nächste in die Tat umsetzen könnte. Schau ma amoi.