Neuburg
Im Reformationsjahr profiliert

Mit „Fürstenmacht und wahrer Glaube“ erzielt die Stadt Neuburg einen Erfolg

26.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr
Vor der Maria mit den wunderbaren Augen lässt sich Ministerpräsident Horst Seehofer von Roland Thiele und Oberbürgermeister Bernhard Gmehling die Besonderheiten der Neuburger Religionsausstellung erklären. Das Projekt ist teuer und erfolgreich – am Ende schauen knapp 20 000 Besucher vorbei. −Foto: Rein

Neuburg (DK) „Eine Großstadt hätte diese Ausstellung nicht besser machen können.“ Horst Seehofer hat Zeit und viel Komplimente für die Neuburger Religionsausstellung übrig. Der bayerische Ministerpräsident kommt als Schirmherr zur Eröffnung, nebenbei führt er politische Gespräche. Das Neuburger Projekt im 500. Jahr der Reformation, „die die Welt verändert hat“, sei ein lohnender Blick zurück.

Damals folgte der Glaube der Macht und nicht der Überzeugung. Ablehnung, Hass und Religionskriege sind überwunden, „und das ökumenische Miteinander ist ein Fundament unserer Gesellschaft geworden“, so der Ministerpräsident.
 
„Fürstenmacht und wahrer Glaube“ erreicht knapp 20 000 Besucher. Nicht nur deswegen werten Stadt und Historischer Verein ihre Sonderausstellung als großen Erfolg. Neuburg stellt nicht nur den angeordneten Glaubenswechsel zum Protestantismus dar, sondern gleich darauf die Rückkehr zum Katholizismus – Reformation und Gegenreformation.
 
Von hier aus ordnete Neuburgs erster Regent Ottheinrich den Wechsel zum Protestantismus an. Das Ringen um die „wahre Religion“ führte später zur Rekatholisierung mit Wolfgang Wilhelm. Die Spannungen dieser Zeit zeigt die von Stadt und Historischem Verein aufwendig konzipierte Ausstellung.
 
Befreundete Museumsvereine aus Düsseldorf, Ingolstadt, Hilpoltstein und anderen Städten schauen vorbei und übermitteln wie Abt Notker Wolf und weitere prominente Besucher Anerkennung. 700 Schüler, weniger als ursprünglich erhofft, kommen ins Schloss und den Fürstengang, die Gymnasiasten widmen dem Thema ein P-Seminar. Letztlich sei es gelungen, wesentliche Inhalte und einen Blick in die Stadtgeschichte zu vermitteln, sagt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling zum Abschluss im Weißen Saal des Schlosses. Der letzte Abend gilt den 100 beteiligten Ehrenamtlichen, eine wichtige Säule des Projektes.
 
Sonderbeifall geht an Kurator Michael Teichmann und an Hauptinitiator Roland Thiele, der den Oberbürgermeister im Vorfeld von seinen Plänen überzeugen konnte. Immerhin kostet die komplette Unternehmung fast eine Million Euro. Fördermittel von Bund, Freistaat und Landkreis sichern die Umsetzung.
Aus dem Rahmenprogramm ragt das Schauspiel „Luther“ heraus. Neuburg kann sich im inflationären Angebot des Reformationsjubiläums sehr gut behaupten. Das gilt auch für den 31. Oktober, der bundesweit einheitlich als Feiertag begangen wird. In der katholischen Hofkirche feiern die drei protestantischen Kirchengemeinden der Stadt gemeinsam mit Katholiken einen stark besuchten Festgottesdienst – für die Historiker ein erst- und einmaliges Ereignis.