Paulushofen
Im Notfall zählt jede Sekunde

Übungskurs für angehende Mobile Retter in Paulushofen Angebot soll das bestehende System ergänzen

05.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Foto: Anton Patzelt

Paulushofen (pa) Die Mobilen Retter haben seit Freitag einige weitere ehrenamtlich Ersthelfer. In Paulushofen fand ein rund vierstündiger Übungskurs statt, der auf großes Interesse stieß. Bei einem Notfall werden die Mobilen Retter zum gleichen Zeitpunkt wie die First Responder der Feuerwehr alarmiert.

Die theoretische Einführung übernahm der leitende Notarzt Alexander Hatz aus Neuburg. Er ist auch Repräsentant für die Region 10. Im praktischen Teil unterstützten ihn die ehrenamtlichen Ausbilder des Roten Kreuzes Margot und Dieter Koschmieder, ebenfalls aus Neuburg.

19 Männer und Frauen sowie drei Auffrischler nahmen am Übungskurs in Paulushofen teil. "Neun davon sind von der Paulushofener und zwei von der Beilngrieser Feuerwehr. Der Rest hat sich über das Internet angemeldet", so Stefan Seitz, der die Aktion als stellvertretender Vorsitzender der Paulushofener Feuerwehr organisiert hatte.

Der Region Ingolstadt gehören mittlerweile rund 380 Mobile Retter an. "Noch etwas zu wenig, um flächendeckend agieren zu können. Unser Ziel sind mindestens 450 Ersthelfer", erläuterte Hatz. Er freute sich allerdings darüber, dass das Netz an Helfern immer dichter werde. Vor allem nehme man gerne Mitglieder der Feuerwehren mit ins Boot, da die sich bereits untereinander kennen und bestimmte Voraussetzungen mitbringen.

Hatz erläuterte, wie er zum Mobilen Retter wurde: "Als wieder einmal der Rettungshubschrauber irgendwo in der Nachbarschaft landete, kam mir der Gedanke, dass ich ja auch helfen könnte. Allerdings wussten die Verantwortlichen in der Leitstelle nicht, dass ich zu Hause war, und ich wusste nicht, wo genau meine Hilfe gebraucht wurde." Durch die Nutzung der modernen Technik könne man dem nun Abhilfe schaffen. Die Mobilen Retter müssen dabei nur eins tun: Sich die entsprechende App auf ihr Handy laden. Nach der Registrierung können sie sich unter www.mobile-retter.de für das Training anmelden. Wichtiges Vorwissen bringen laut Hatz neben Feuerwehrkräften auch Rettungsdienstpersonal, Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, Rettungsschwimmer, Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, Notärzte und Ärzte, Arzthelferinnen, Medizin-Studenten sowie Sanitätsdienste mit. "Und das sind immerhin rund zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Wenn wir jeden Fünften oder Sechsten davon gewinnen könnten, wäre das für uns schon ein Riesenerfolg", stellte Hatz fest.

Laut dem Neuburger ist jeder zehnte Einsatz ein Reanimationseinsatz. Nur etwa drei von 100 Menschen überleben einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Der Grund: Obwohl der Rettungsdienst meist innerhalb weniger Minuten eintrifft, ist es für eine Wiederbelebung oft zu spät.

In Deutschland sei der Rettungswagen nach rund neun Minuten am Einsatzort. "Unser Ziel ist es, in fünf Minuten, möglichst jedoch noch darunter, vor Ort zu sein", so der Notarzt. Er betonte aber auch: "Wir drängen niemanden heraus - keine Helfer vor Ort, keine First Responder und schon gar keine Notärzte. Wir wollen das bisherige System lediglich ergänzen." Die Mobilen Retter verfügen, juristisch gesehen, über den Status des Verwaltungsgehilfen. Versicherungsrechtlich sind sie über eine Unfall- und Haftpflichtversicherung abgesichert. Es gelten auch für sie das Datenschutzkonzept und die Verschlüsselungstechnologie. Außer bei direkten Einsätzen erfolgt keinerlei Tracking der Mobilen Retter. Sie genießen keine Sonderrechte im Verkehr und begeben sich ohne Ausrüstung zum Einsatzort. Der Mobile Retter-Verein ist ein gemeinnütziger Verein zur Optimierung der Notfallversorgung. Die Mitgliedschaft ist für aktive Mobile Retter kostenlos.

Auf die theoretische Unterweisung folgten in Paulushofen Übungen im Einsatz von Defibrillatoren und ein Herz-Druck-Massage-Training. Dazu wurden die Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt. Während das eine Team die Wiederbelebungsmaßnahmen bei Erwachsenen übte, versuchte sich die andere Gruppe an der Säuglings- und Kinderreanimation. "Es ist eine tolle Sache, als Ersthelfer eventuell Leben retten zu können", stellte ein Teilnehmer fest, indem er seinen Mitgliedsantrag und die Freischaltung der entsprechenden App ausfüllte.