Paulushofen
Im Notfall zählt jede Sekunde

In Paulushofen engagieren sich Freiwillige als Mobile Retter

07.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:47 Uhr
Das Prinzip der Mobilen Retter erläuterte der leitende Notarzt Alexander Hatz (rechts) in Paulushofen. −Foto: Patzelt

Paulushofen (pa) Bereits zum zweiten Mal haben sich heuer die Mobilen Retter in Paulushofen getroffen.

Der leitende Notarzt Alexander Hatz aus Neuburg und die Ausbilder Dieter und Margot Koschmieder, ebenfalls aus Neuburg, konnten dazu sechs Neueinsteiger begrüßen. Am anschließenden Auffrischungskurs beteiligten sich sechs weitere Personen, die bereits im Vorjahr den Mobilen Rettern beigetreten waren.

Gleich zu Beginn des Einsteigerkurses erläuterte Hatz das Smartphone-basierte Alarmierungssystem für qualifizierte Ersthelfer. "In Deutschland erleiden jährlich etwa 75000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Lediglich 5000 davon können derzeit erfolgreich reanimiert werden, da aufgrund der Eintreffzeit des Rettungsdienstes mit durchschnittlich neun Minuten die Wiederbelebungsmaßnahmen häufig zu spät eingeleitet werden. Denn bereits nach drei bis fünf Minuten sterben Gehirnzellen irreparabel ab", wusste Hatz zu berichten. Ihm zufolge sei durch den Deutschen Wiederbelebungsrat belegt, dass bei einer flächendeckenden schnellen medizinischen Erstversorgung dieser lebensbedrohlichen Notfälle mehr als 10000 Menschen pro Jahr in Deutschland gerettet werden könnten. Daher habe sich das Mobile-Retter-Projekt das Ziel gesetzt, deutschlandweit alle Kreise und Städte an das System anzuschließen. Mobile Retter sind unter anderem Rettungsdienst-Aktive, Feuerwehrleute, Rettungsschwimmer, Medizinstudenten, aber auch Arzthelfer, die zuvor registriert und trainiert und in Notfällen über eine App auf ihrem Smartphone alarmiert werden. "Im Idealfall erreicht der Mobile Retter den Patienten durch seine räumliche Nähe zur Notfalladresse viel schneller als der Rettungsdienst und kann mit lebenserhaltenden Maßnahmen beginnen. Die Überlebenschance des Patienten steigt durch einen schnellen Beginn der medizinischen Behandlung drastisch", so Hatz.

Er betonte aber auch, dass diese Initiative lediglich eine Ergänzung zu bestehenden Rettungsdiensten darstelle. Die Mobilen Retter führen kein Equipment mit. Sie sind lediglich mit einem kleinen Notfallset am Schlüsselbund ausgestattet.

Der Neuburger Referent hatte auch Zahlenmaterial für die Region Ingolstadt dabei. In der Region können laut Hatz jährlich 65 Menschen zusätzlich gerettet werden. Die Erreichbarkeit der Mobilen Retter betrug im Zeitraum von Oktober 2016 bis März dieses Jahres 43,6 Prozent und der Einsatz-Abstand rund 1,7 Kilometer. Als Einsatz-Zeit ab Alarmierung nannte der Neuburger fünf Minuten und 29 Sekunden. 35,4 Prozent aller Einsätze der Mobilen Retter fanden vor dem Rettungsdienst und 17 Prozent zeitgleich mit dem Rettungsdienst statt. Zum Schluss der Ersteinweisung gab Hatz den Mobilen Rettern noch eine wichtige Empfehlung mit auf den Weg: "Eigensicherung geht immer vor - ihr müsst alle wieder sicher und gesund von euren Einsätzen zurückkommen. "

Auf die Theorie folgte die Praxis. Zu den Neulingen stießen noch sechs Auffrischer des vergangenen Jahres hinzu. Geübt wurde der Einsatz eines Defibrillators sowie die Herz-Druck-Massage bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen. Seit März 2018 ist auch Stefan Seitz von der Paulushofener Feuerwehr als Mobiler Retter im Einsatz. Viermal wurde er während dieser Zeit zu Notfällen gerufen. "Gott sei Dank ist alles glimpflich abgelaufen - es waren keine Reanimationen dabei", so der freiwillige Ersthelfer. Seitz würde sich wünschen, dass sich noch "viel mehr Personen registrieren lassen". Man könne gar nicht genug Werbung dafür machen. Vor allem für die Mitglieder der Feuerwehren sei dies "eine super Sache". Wenn jemand mitmachen wolle, könne er sich gerne bei ihm melden.