Brunnen
"Im nächsten Jahr kommt's geballt"

Brunnens Bürgermeister Wagner spricht über Kinderkrippe, Baugebiete, Dorfplatz und natürlich über den Bahnhaltepunkt

07.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr
Brunnens Bürgermeister Thomas Wagner spricht über Kinderkrippe, Baugebiete, Dorfplatz – und natürlich über den Bahnhaltepunkt. −Foto: Hofmann

Brunnen (SZ) Thomas Wagner (CSU) tanzt ein wenig aus der Reihe: Er hat sein Amt als Bürgermeister von Brunnen nicht 2014 angetreten, sondern bereits im August 2012. Damals war er zum Nachfolger von Johann Wenger gewählt worden, der aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. Wenger übergab Wagner damals nicht nur den Generalschlüssel für die gemeindlichen Gebäude, sondern auch die Verantwortung dafür, dass der geplante Bahnhalt - eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der Gemeinde für Jahrzehnte - gut eingebunden wird. Und dann waren da ja noch all die anderen Aufgaben eines Bürgermeisters, die Thomas Wagner inzwischen kennenlernen durfte.


Herr Wagner, in Bayern ist die Hälfte der aktuellen Wahlperiode, die von 2014 bis 2020 dauert, vorüber. Sie sind ja schon seit 2012 im Amt. Wenn Sie auf Ihr Wahlprogramm von damals zurückblicken: Wie ist es bisher gelaufen mit der Umsetzung, was haben Sie schon erledigt, wo hakt es noch?

Bürgermeister Thomas Wagner: Ich habe gemerkt: Man kann sich als Bürgermeister schon Ziele setzen, aber was zu erledigen ist, wird oft von oben nach unten durchdelegiert. Dann hat man auf einmal Aufgaben, die eigentlich nicht auf der Tagesordnung waren - da spreche ich auch das Thema Flüchtlinge an. Wir haben unser Soll erfüllt und mit dem Kauf eines Hauses zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, weil wir damit zudem die Möglichkeit erhalten haben, einen alten Stadel abzureißen und einen Kirchplatz zu schaffen. Die Unterbringung der Flüchtlinge muss ja auch für die Bevölkerung verträglich sein. Ohne die Helferkreise würde das nicht funktionieren, was uns die große Politik da aufgetragen hat. Ein wichtiger Punkt ist auch die Kinderbetreuung, die wir ausbauen. Wir haben unsere Schule fertig saniert, beide Kindergärten saniert und brandschutztechnisch auf Vordermann gebracht. Und wir arbeiten an der Krippe mit zwei Gruppen. Baubeginn soll im Frühjahr sein. Das kostet 1,6 oder 1,7 Millionen Euro - ein Wahnsinnsprojekt für uns. Aber auch wichtig. Generell macht man als Bürgermeister das, was anfällt: Das Gewerbegebiet zum Beispiel, die Baugebiete in allen Gemeindeteilen - einen großen Schritt haben wir in Hohenried gemacht, das läuft sehr gut. In Brunnen bereiten wir gerade das Baugebiet Drahtschneider II vor. Der Kläranlagenanschluss nach Schrobenhausen stand auch nicht im Wahlprogramm, weil man damals noch gar nicht gewusst hat, dass das nötig wird. Es zerreißt mir das Herz, wenn ich sehe, was ich den Bürgern nächstes Jahr aus der Tasche ziehen muss. Ich weiß ja, dass viele, gerade im Rentenalter, nicht im Geld schwimmen. Aber wir werden diese Aufgaben meistern müssen, und es ist eine Riesenherausforderung für mich als Bürgermeister, das so zu machen, dass es für die Bürger verträglich ist. Worauf ich stolz bin, ist, dass wir beim Thema Breitband so gut liegen. Und wir wollen natürlich auch weiterhin die Vereine unterstützen, deren Jugendarbeit ist bravourös. Ich nenne nur mal den Madlverein, das Nesthäkchen unter unseren Vereinen. Der hält - wie auch der Burschenverein - die Dorfjugend zusammen. Übrigens bin ich beim Madlverein das einzige männliche Mitglied.

 

Wann hält denn nun der erste Zug in Brunnen?

Wagner: (lacht) Ich habe ja schon ein paar Mal gesagt, dass ich das Datum kenne - jetzt werde ich kein Datum nennen. Aber die Zeichen sind gut, dass 2018 gebaut wird und im Dezember 2018 der erste Zug hält. Denn es gibt Planungen für einen Schienenersatzverkehr im August 2018 - der wird gebraucht, wenn an der Strecke gebaut wird. Mit unserer Park-and-ride-Anlage kommen wir gut voran, das werden zirka 50 Plätze, aber die werden erst gebaut, wenn auch ein Bahnsteig da ist. Heuer im Frühjahr gab es eine Versammlung der Bahn in Ingolstadt, da stand der Bahnhalt Brunnen für 2018 auf der Liste. Ich werde aber meine Hand nicht ins Feuer legen und versprechen, dann und dann hält wirklich der erste Zug.

 

Sind Sie mit der aktuellen Schulsituation in der Gemeinde zufrieden? Die Hohenrieder Grundschüler gehen ja immer noch nach Hohenwart, wo an den Schulgebäuden größere Umbaumaßnahmen bevorstehen, der kleine Schulverband mit Berg im Gau und Langenmosen verteilt sich auf drei Standorte.

Wagner: An dieser Situation wird auch momentan nichts geändert.

 

Durch den Abbruch eines alten Stadels haben Sie die Kirche sozusagen zurück ins Dorf geholt. Wie geht's denn mit dem neuen Kirchenvorplatz, der da entstanden ist, weiter?

Wagner: Der Abbruch des Stadels hat gebracht, dass wir im Ort die Kirche wieder sehen. Da haben wir ein Schmuckstück geschaffen, das noch den Feinschliff bekommen soll. Wir versuchen, über die Städtebauförderung Geld zu bekommen - das ist ja doch ein größeres Projekt mit 300 000 Euro. Der Friedhof wird wieder eine Mauer bekommen, aber ein bisserl von den Gräbern wegversetzt, damit da mehr Platz ist. Einen Brunnen wird es auf dem Platz nicht geben, den haben wir schon im Friedhof. Wir haben die Möglichkeit, dass wir zirka 15 Parkplätze schaffen und auch ein neues Bushäuserl aufstellen, das ist wichtig für die Kinder. Und wir haben dann immer noch eine schöne Hoffläche für das Haus, in dem die Flüchtlinge wohnen - vielleicht wird das mal unser soziales Wohnungsbauprojekt. Vor der Kirche haben wir dann einen Platz für Standkonzerte, Lebzeltendrehen oder Glühweintrinken.

 

Was steht bis zum Ende des Jahres noch auf der Agenda?

Wagner: Das, was erledigt werden müsste, werden wir nicht mehr schaffen: Geplant war ja für heuer, mit der Kinderkrippe anzufangen - mangels Angeboten müssen wir das auf nächstes Jahr schieben. In diesem Jahr geben wir nun noch eine neue Ausschreibung für die Krippe heraus. Für das Baugebiet Drahtschneider II steht die Planung - ob wir heuer noch mit dem Tiefbau beginnen, entscheidet sich in den nächsten Tagen, wenn die Angebote vorliegen. Leider kommen nun im nächsten Jahr die Sachen geballt: Krippe, Bahnhalt, Drahtschneider - und der Kläranlagenanschluss an Schrobenhausen. Der wird uns auch heuer noch ganz viel beschäftigen. Wir müssen die Trasse festlegen, das läuft. Auch der Kauf des Feuerwehrautos sollte heuer noch unter Dach und Fach gebracht werden. Und dann sind da noch all die kleinen Alltagsthemen . . .

 

Die Fragen stellte Bernd Hofmann.

 

Zeit für eine Zwischenbilanz

Das Jahr 2017 neigt sich so langsam dem Ende entgegen. In den Gemeinden im Schrobenhausener Land ist wieder einiges geschafft worden, vielerorts wird auch noch an Straßen oder Bebauungsplänen, an Kanälen oder Kinderkrippen gearbeitet. Nicht alles, was derzeit die Verantwortlichen in den Gemeinden beschäftigt, war schon 2014, als die bisher letzten Kommunalwahlen in Bayern stattfanden, absehbar, manches tauchte damals in den Wahlprogrammen noch gar nicht auf. Bei dem einen oder anderen Projekt dagegen, das von den Kandidaten damals angekündigt wurde, hakt es schon seit Jahren, geht es einfach nicht weiter. Inzwischen ist die Hälfte der noch bis 2020 laufenden Wahlperiode vorüber. Wie läuft’s denn in den Gemeinden? Und welche Versprechen sind noch nicht eingelöst worden? Wir haben bei den Bürgermeistern nachgefragt.