Reichertshofen
"Im Mittelalter der Energieversorgung"

Klimaaktivisten Reichertshofen kritisieren Entscheidung, auf Erdgas zu setzen

25.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:40 Uhr

Reichertshofen - Eine Entscheidung des Gemeinderats ruft die Klimaaktivisten in Reichertshofen (Klak) auf den Plan: Die Räte hatten eine in Augen der Klimaaktivisten folgenschwere Fehlentscheidung getroffen, nämlich die Kosten für den Ausbau von Gasleitungen aus Steuermitteln zu finanzieren, damit Gebäude im Ortskern einen Gasanschluss bekommen können.

"Die Stadtwerke, die das Gas verkaufen wollen, scheuen das Risiko von Fehlinvestitionen in die Verlegung von Gasleitungen, weil immer mehr Bürger dazu übergehen, Wärmepumpen zu betreiben und sich den Strom direkt von ihrem eigenen Hausdach über eine Photovoltaikanlage zu besorgen", betont Klak-Sprecher Michael Schaaf. Er sagt auch, dass leistungsfähige und staatlich geförderte Haus-Batteriesysteme tagsüber den überschüssigen Strom vom Dach einsammeln und ihn nachts der eigenen Wärmepumpe zur Verfügung stellen können. "Das ist das richtige Konzept für die Zukunft, um sowohl die Klimaziele der Bundesregierung zu erfüllen als auch die Empfehlungen des Weltklimarats zum 1,5-Grad-Ziel umzusetzen. "

Schaaf behauptet, dass der Gemeinderat und Bürgermeister Michael Franken von der Jungen Wähler Union "leider im Mittelalter der Energieversorgung stecken geblieben" seien. Sie würden gegen die Klimaziele der Bundesregierung ankämpfen und die Vorgaben aus Brüssel ignorieren. In der Pressemitteilung steht außerdem, dass viele Menschen nicht wüssten, dass bei der Förderung von Erdgas sowie dem Transport in Rohrleitungen und auf Schiffen bis zu sieben Prozent des Gases entweichen. Erdgas besteht überwiegend aus Methan. "Dieses Methan ist ein Teufelszeug für unser Klima und in den ersten 20 Jahren 84 Mal klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid. Während Methan in der Atmosphäre aufsteigt, wird es von UV-Strahlung in H2O und CO2 zerlegt. " Das Umweltbundesamt schätzt, so die Klimaaktivisten, dass Methan etwa 25-mal klimaschädlicher ist als CO2. "Wer mit Erdgas heizt, verschmutzt die Atmosphäre mit Treibhausgas. Es ist klimaschädlicher mit Erdgas zu heizen als mit einer Ölheizung", behauptet Schaaf. Wer seine alte Ölheizung durch eine klimafreundliche Heizung ersetzen möchte, sollte immer eine Wärmepumpe einbauen, Solarkollektoren für die Erwärmung des Brauchwassers einsetzen und eine Photovoltaik-Anlage zur Stromgewinnung auf dem Dach installieren.

"Wir Klimaaktivisten fordern, dass der neue Gemeinderat diese falsche Entscheidung zur Verlegung von Gasrohren auf Kosten der Steuerzahler rückgängig macht. " Der Gemeinderat sollte darüber nachdenken, sich mit Nachbarkommunen zusammen zu schließen und einen Windpark aufzubauen. Außerdem sollte es auf jedem Hausdach eine Solaranlage geben, die Strom erzeugt.

Die einzige Leitung, die der Gemeinderat im Reichertshofener Ortskern noch verlegen lassen sollte, sei eine dicke Stromleitung, um den Überschussstrom zu verteilen und Ladesäulen für E-Autos aufzustellen. Schaaf empfiehlt auch, der Markt solle eine Energie-GmbH gründen.

GZ