Ingolstadt
Im Linksgalopp voraus

Gregor Gysi stürmt auf dem Rathausplatz über das weite Feld der Opposition

12.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:41 Uhr

Wahlkampfendspurt auf dem Rathausplatz: Gregor Gysi (2. v. l.) gestern Abend mit der Bundestagsabgeordneten Eva Bulling-Schröter sowie den Linke-Kandidaten Roland Keller (l.) und Thomas Schwarz. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Gregor Gysi, der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Deutschen Bundestag, hat gestern Abend auf dem Rathausplatz vor mehr als 250 Zuschauern offensiv und pointiert, wie es seine Anhänger von ihm erwarten, mit der Bundesregierung und den anderen Oppositionsparteien abgerechnet.

Der Gast traf mit 50 Minuten Verspätung ein, holte aber sehr schnell wieder auf. Gregor Gysi, Grandseigneur der Linkspartei, arbeitete zackig eine lange Liste mit gesellschaftlichen Verhältnissen ab, die ihn in Rage versetzen, und da kommt bei dem 65-jährigen Berliner immer ganz fix eine Menge zusammen. Auf dem Rathausplatz waren es mindestens 20 Themen in 37 Minuten. Ein Linksgalopp über das weite Feld der Opposition.

 

Der einzigen Opposition, die im Deutschen Bundestag diesen Namen verdiene, sagt Gysi. „Denn die Linken sind die einzige Fraktion, die sich bei sechs entscheidenden Themen gegen alle anderen richtet.“ Das wären: die Kriegseinsätze der Bundeswehr, die deutschen Waffenexporte, die „falschen Euro-Rettungsschirme“, die Kürzung der Rente, die prekäre Beschäftigung und die „demütigenden Hartz-IV-Sanktionen“. Nur die Linken würden hier Gegenargumente liefern. „Deshalb sind wir ein demokratischer Gewinn für Deutschland!“

Zum Beispiel der Krieg. „Was hat er denn bewirkt? Die El-Kaida ist nur umgezogen, die Taliban werden angebettelt, in die Regierung zu gehen, und im Irak ist auch nichts wirklich besser geworden. Wir hätten uns so viel ersparen können! Tote und versehrte Afghanen, tote und versehrte deutsche Soldaten.“ Aber die Regierung wollte es anders.

Oder der Euro. „Die Linke war nicht gegen ihn“, erklärte Gysi, „aber wir haben vor seiner Einführung gesagt: So nicht!“ Weil ihm klar war, dass eine europäische Binnenwährung angesichts von wirtschaftlich problematischen Mitgliedern wie Portugal und Griechenland nur funktionieren könne, wenn man sich „auf klare Standards verständigt“, zum Beispiel bei der Steuergerechtigkeit. „Sonst hat das verheerende Folgen! Aber genau das ist passiert!“ Bei dem Stichwort war es gar nicht mehr weit zu den Investmentbanken. „Wieso können die eigentlich nicht pleitegehen? Wer kommt denn zum Bäckermeister und übernimmt seine Schulden“

Derart stürmisch fuhr er fort. Und so vermochte auch der Regen die Aufmerksamkeit der Zuhörer kaum zu trüben. Gysis Anhänger wärmten sich an seiner Abrechnung mit der Leiharbeit. Sie beklatschten die Spitzen gegen die Grünen. Und nach seinem Plädoyer für eine Millionärssteuer war richtig was los.